Gemälde von Hans Baldung – Die drei Lebensalter und der Tod und Die Lebensalter

"Die drei Lebensalter und der Tod" und "Die Lebensalter" Hans Baldung
“Die drei Lebensalter und der Tod” und “Die Lebensalter” Gemälde von Hans Baldung

Eine Gegenüberstellung

Der Renaissance – Maler Hans Baldung (1484 bis 1545), auch Grien genannt, malte mehrere Gemälde mit Variationen des Themas „Mädchen und Tod“ oder „Weib und Tod“. Allen gemeinsam ist, dass es sich bei den Hauptpersonen um junge schöne Frauen handelt, schön, freilich nach dem damaligen Verständnis. Baldung hat diese mit auffällig weißer Haut dargestellt. Alle tragen, wie damals üblich, ein Tuch oder einen Schleier, um ihre Scham mehr oder weniger zu verdecken.

"Die drei Lebensalter und der Tod" , Ausschnitt
“Die drei Lebensalter und der Tod” , Ausschnitt

Der Tod scheint in den Gemälden ein und dieselbe „Person“ zu sein. Baldung zeigt ihn nicht, wie sonst üblich, als Skelett, sondern als verwesenden Leichnam. Er stellt dies dar, in dem er Hautfetzen vom Körper des dargestellten Todes herabhängen lässt und auch die weitergewachsenen Finger-und Fußnägel malt. Auffällig ist, dass er den Tod auf den Gemälden mit weit geöffneten kreisrunden Augen abbildet, was seinem Gesicht etwas Maskenhaftes und Groteskes verleiht.
Neben dem Gemälde „Die drei Lebensalter und der Tod“, das Hans Baldung um 1510 vollendete, gibt es eine weitere Fassung dieses Themas. In „Die Lebensalter“ (um 1540) rückt er auch wieder eine junge Frau in den Mittelpunkt, auch wenn diese nicht in der Mitte des Bildes steht. Der Maler hebt sie hervor, indem er sie am weitesten vorn ins Bild malt und ihren Körper an keiner Stelle mit Körperteilen der anderen Figuren überdeckt. Auch die, im Vergleich zu den anderen Personen im Bild, wesentlich hellere Haut der jungen Frau macht sie zur Hauptperson der dargestellten Gruppe.

"Die Lebensalter", Ausschnitt, Baldung
“Die Lebensalter”, Ausschnitt

Während in diesem Gemälde der Tod den Arm der alten Frau nimmt, die sich tatsächlich in der Mitte des Bildes befindet und mit sich fortziehen will, scheint die Greisin die junge Frau fortführen zu wollen. Sie übt mit ihrer rechten Hand Druck auf deren Schulter aus und zieht an dem Tuch, das die junge Frau nachlässig um ihre Hüften geschlungen hat. Doch die Körperhaltung der Jungfrau – sie wendet sich zum linken Bildrand, während die Körper der alten Frau und des Todes zum rechten Bildrand gewandt sind – drückt eine Hinwendung zum Leben aus. Die Kopfhaltung der beiden Frauen steht dem entgegen. Die junge Frau schaut besorgt in Richtung des Betrachters, während die alte Frau wissend und streng zu der jungen hinüberschaut. Soll dies bedeuten, dass es keine Erlösung für die Jungfrau gibt?
Wie im Gemälde „Die drei Lebensalter und der Tod“ trägt der Tod ein Stundenglas, dessen Sand zur Hälfte verronnen ist.
Auch ist im Gemälde ein Kind zu sehen. Es ist mit dem Tod durch einen zerbrochenen Speer verbunden, den es schlafend in der Hand hält. So hebt der Maler die Verbindung von Geburt und Tod hervor, die allem Leben innewohnt.

"Die Lebensalter", Baldung
“Die Lebensalter”

Dass das Kind im Gemälde scheinbar schläft, kann als Vorstufe des nahenden Todes gewertet werden. Dazu sollte man bedenken, dass im 16. Jahrhundert die Säuglingssterblichkeit sehr hoch war. So scheinen die vier Dargestellten im Gemälde „Die Lebensalter“ eine Art Totentanz zu tanzen, dem aber die Leichtigkeit der damals weitverbreiteten Abbildungen von Totentänzen, etwa auf Kirchenwänden oder Friedhofsmauern, fehlt. Ihre Gesichter erscheinen ernst, böse und besorgt, kein heiterer Musikant in Form eines Skeletts ist zu sehen. Auch die Landschaft hinter den Figuren scheint öde und leer. Einzig hinter der jungen Frau ist ein absterbender Baum zu sehen, dies ist auch eine Parallele zum Gemälde „Die drei Lebensalter und der Tod“, das 30 Jahre früher entstand. Doch gibt es im Bild „Die Lebensalter“ ein Zeichen der Hoffnung, dass in dem früheren Gemälde fehlt. In der rechten oberen Bildhälfte reißt der Himmel auf und die Sonne wird sichtbar. Von dort kommt ein kleines Kreuz in Richtung der jungen Frau geflogen. Wollte der Maler damit andeuten, dass auch Jesus Christus den Tod überwunden hat?
Im Gemälde „Die drei Lebensalter und der Tod“ befinden sich die Dargestellten inmitten von wuchernden Pflanzen und Bäumen und auch der Boden, auf dem sie stehen, ist mit Pflanzen aller Art bewachsen. Doch auch hier findet sich, rechts vom Tod, ein abgestorbener Baum. Er ist mit Pilzen bewachsen und verliert seine Rinde. Diese hängt ähnlich herab, wie die Haut des Verwesenden, die sich überall von seinem Skelett ablöst.

"Die drei Lebensalter und der Tod", Ausschnitt, Hans Baldung
“Die drei Lebensalter und der Tod”, Ausschnitt

Auch in diesem Gemälde nimmt der Tod die Haltung eines Tänzers ein, der galant den Schleier der schönen jungen Frau über seine Hand gelegt hat. Mit seiner anderen Hand hält er der Schönen ein Stundenglas über den Kopf. Der Sand darin ist genau zur Hälfte verronnen. Ist dies ein Zeichen für noch verbleibende Lebenszeit oder für den nahenden Tod? Die Lebenserwartung im 16. Jahrhundert betrug durchschnittlich 30 Jahre.
Die junge Frau ist wie im Gemälde „Die Lebensalter“ eindeutig die Hauptperson des Bildes. Auch sie hat deutlich hellere Haut als die anderen Figuren, sie steht weiter vorn im Bild und auch ihr Körper ist an keiner Stelle von Körperteilen der anderen bedeckt. Doch anders als ihre Entsprechung in Baldungs späterem Gemälde, scheint sie von dem, was um sie herum vorgeht, nichts zu bemerken. Sie ist ganz und gar in ihr eigens Spiegelbild vertieft. Sie lächelt und streicht sich mit ihrer linken Hand sanft das gelöste, sehr lange Haar aus dem Gesicht. Der Spiegel wird ihr von einer alten Frau vorgehalten. Diese Frau, die der Maler sehr hässlich dargestellt hat, indem er sie mit verbrauchtem faltigen Körper, mit Hakennase und einem beinahe zahnlosen Mund malte, achtet nicht weiter auf die Jungfrau. Sie versucht den Tod abzuwehren, indem sie ihm mit hocherhobener Hand Einhalt gebieten will. Dadurch entsteht der Eindruck eines Tores, das häufig bei Tanzreigen von Paaren gebildet wird und durch das andere Tänzer hindurchtanzen.
Das kleine Kind, das in einer merkwürdigen Haltung zu Füßen der jungen Frau kniet, ist durch den transparenten Schleier, der es beinahe ganz bedeckt, mit der Frau und dem Tod verbunden. Auch hier der Hinweis zum Ende, das jedem Anfang innewohnt?
Alle Personen dieses Bildes sind miteinander in Verbindung. Die Alte, indem sie mit der einen Hand den Tod abwehrt und mit der anderen den Spiegel hält, die junge Frau, das Kind und der Tod, indem sie alle den Schleier berühren, der dann rechts aus dem Bild geweht wird. Dieser Reigen schafft, wie im Gemälde „Die Lebensalter“, eine Assoziation zu einem Totentanz.

"Die drei Lebensalter und der Tod", Ausschnitt, Hans Baldung
“Die drei Lebensalter und der Tod”, Ausschnitt

Beim Kind liegen ein Steckenpferd und ein roter Ball oder Apfel. Diese Spielzeuge hat der Maler wohl nicht rein zufällig ins Bild gemalt. Vielmehr wies das Steckenpferd damals für den gebildeten Betrachter in Richtung einer Fabel des griechischen Dichters Äsop. Dieser ordnet in seiner Fabel den drei Lebensaltern drei Tiere zu. Pferd, Rind und Hund. Die Kindheit verkörperte er als Pferd, denn das gilt – zumindest in dieser Fabel – als hitzig, übermütig und unkontrolliert. Das Rind entspricht der Mitte des Lebens, denn es arbeitet gleichmäßig und ernährt alt und jung. Der Hund gehört zum Greisenalter, denn er ist mürrisch und nur zu jenen freundlich, die ihn erhalten.
Soll das rote Spielzeug einen Apfel darstellen, so könnte damit der Apfel gemeint sein, mit dem im Paradies die Schlange Eva verführte. Wird das Kind schon bald danach greifen und aus dem Paradies verstoßen werden?
Auch wenn in der Renaissance religiöse Bildthemen nach und nach in den Hintergrund traten, konnten sich die Maler den christlichen Symbolen wohl doch nicht ganz entziehen.
Im später gemalten Bild „Die Lebensalter“ befindet sich vor den Füßen des schlafenden Kindes ein Loch im Boden. Daneben hockt eine Eule und schaut den Betrachter böse an. Die Eule kann wohl als Todesbotin gewertet werden, denn gerade im europäischen Mittelalter wurde ihr diese symbolische Bedeutung beigemessen. Ein Aberglaube machte den nachtaktiven Vogel zum Begleiter von schwarzen Zauberern und Hexen. Dies hatte wohl damit zu tun, dass Eulen oftmals in Ruinen, auf Friedhöfen, in alten Kirchtürmen und hohlen Bäumen lebten. Wenn in dunklen Nächten plötzlich eine Eule vorbeiglitt, übertrugen die Menschen ihre Angst auf den Charakter des harmlosen Vogels.
Auch das Loch, das sich in der Erde auftut, sowie die Eule in der Nähe des Kindes, können als Hinweis auf die hohe Kindersterblichkeit gesehen werden. Im beginnenden 16. Jahrhundert war der Tod allgegenwärtig.

Über Hans Baldung

Über den Maler ist wenig bekannt. Er wurde vermutlich um 1485 in der ehemaligen Freien Reichsstadt Schwäbisch Gmünd geboren. Obwohl er aus einer Gelehrtenfamilie stammte, begann er als 15-Jähriger eine Lehre in der Werkstatt eines Meisters in Straßburg, wohin er mit seiner Familie um 1490 umgezogen war.

Von 1503 bis 1507 arbeitete er als Geselle in Albrecht Dürers Werkstatt in Nürnberg. Dort wollte er sich weiterentwickeln. Dort bekam er schon bald den Beinamen „Grien“, „der Grüne“, was darauf hinwies, dass er der Legende nach bevorzugt grüne Kleidung trug und Grün seine Lieblingsfarbe war. Man wollte ihn aber auch von den anderen Gesellen der Werkstatt mit dem Namen Hans (Hans Schäufelein und Hans Süß von Kulmbach) unterscheiden. Er wurde Dürers bedeutendster Mitarbeiter und leitete während dessen Abwesenheit die Werkstatt. Zeit seines Lebens blieb er dem 15 Jahre älteren Düren freundschaftlich verbunden, auch als dieser 1506 Nürnberg verließ. Auch Dürer schätzte Hans Baldung sehr. Schon zu seinen Lebzeiten wurde er als der Nachfolger Dürers gesehen. Nach dessen Tod am 6. April 1528 erhielt Baldung eine Haarlocke Dürers. Gegen Ende seiner Zeit in Nürnberg führte er seine ersten Aufträge unter seinem eigenen Namen aus. Es waren zwei Flügelaltäre als Erstausstattung für die Maria-Magdalena-Kapelle der Bischofsresidenz auf der Moritzburg in Halle/Saale, die dann aber von 1608 bis 1838 Hallischen Dom standen. Es handelte sich dabei um den Dreikönigsaltar aus dem Jahr 1506 und den Sebastiansaltar von 1507.

Im Jahr 1509 zog es Hans Baldung nach Straßburg zurück, wo er schon bald das Bürgerrecht erwarb und von der Zunft „Zur Stelz“ als Meister aufgenommen wurde. Er eröffnete eine eigene Werkstatt und heiratete Margarete Herlin. Sein Erfolg als Maler wuchs ständig und die Nachfrage nach seinen Bildern nahm immer weiter zu. Er benutzte nun zur Signatur seiner Werke das Monogramm HBG in Ligatur und behielt dies für den Rest seiner Schaffensperiode bei.

Hans Baldung gilt als der Maler des Hochaltars im Freiburger Münster, der der Höhepunkt seines frühen Schaffens und auch sein Hauptwerk werden.sollte. Im ihn zu fertigen zog er mit seiner Frau nach Freiburg und richtete im dortigen Barfüßerkloster St. Martin eine Werkstatt ein. Während dieser Zeit malte er mehrere Altäre und Andachtsbilder, fertigte Holzschnitte und entwarf Kirchenfenster zur Ausstattung der Kapellen adeliger Familien im Chorumgang des Münsters.

Weil in Straßburg die Pest grassierte ging Hans Baldung erst 1518 wieder dorthin zurück. Erneut erwarb er das Bürgerrecht und brachte es zu hohem gesellschaftlichem Ansehen und Wohlstand. Von 1533 bis 1534 nahm er in seiner Zunft das Schöffenamt wahr und wurde 1545 sogar Ratsherr.

Hans Baldung verstarb hoch geachtet im Alter von 61 Jahren in Straßburg.

Text und Fotobearbeitung: © Xenia Marita Riebe

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1 Kommentar zu „Gemälde von Hans Baldung – Die drei Lebensalter und der Tod und Die Lebensalter

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