Wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.
Wenn du nicht willst, dass Bücher, ganz gleich welcher Art, verbrannt werden, dann wähle nicht die AfD oder die WerteUnion und verhindere so den Rückfall in solch barbarische Zeiten, wie die des Nationalsozialismus.
Bücherverbrennungen durch die Studentenschaft in der Zeit des Nationalsozialismus.
„Dies war ein Vorspiel nur, dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.“ (Heinrich Heine)
Nachdem in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten Millionen von Menschen nach der Vergasung in Krematorien verbrannt wurden und nach den Bücherverbrennungen, die nur wenige Jahre zuvor in 73 deutschen Städten zelebriert wurden, scheint dieser Satz von Heinrich Heine geradezu prophetisch.
(Der Satz ist Teil von Heines Tragödie „Almansor“ von 1821 und bezieht sich auf eine Koran-Verbrennung nach der Eroberung des spanischen Granada durch christliche Ritter.)
Am 10. Mai 1933 wurden auf dem Opernplatz in Berlin im Rahmen der von der Deutschen Studentenschaft durchgeführten „Aktion wider den undeutschen Geist“ mehr als 20 000 Bücher verbrannt.
Joseph Goebbels, der Reichspropagandaleiter der NSDAP und Gauleiter von Berlin, hielt vor dem Scheiterhaufen eine Rede. In seinem Tagebuch notierte er am 11. Mai: „Am späten Abend Rede Opernplatz. Vor dem Scheiterhaufen der von Studenten entbrannten Schmutz- und Schundbücher. Ich bin in bester Form. Riesenauflauf.“
Verbrannt wurden Bücher von jüdischen, marxistischen und pazifistischen Schriftstellern, darunter so bekannte Schriftstellerinnen wie Bertha von Suttner, Vicky Baum, Anna Seghers, Rosa Luxemburg, Marieluise Fleißer, Nelly Sachs, Grete Weiskopf und bekannte Schriftsteller wie Heinrich Mann, Franz Kafka, Bertolt Brecht, Kurt Tucholsky, Erich Maria Remarque, Carl Sternheim, Karl Liebknecht, Heinrich Heine, Albert Einstein, Joachim Ringelnatz, Joseph Roth, Stefan Zweig, Klaus Mann, Franz Werfel, Walter Benjamin, Heinrich Eduard Jacob, Ernst Bloch, Ernst Toller, Theodor Lessing, Arnold Zweig, Sigmund Freud, Salomo Friedlaender, Max Brodt, Alfred Döblin, Arthur Schnitzler, Otto Dix, Lion Feuchtwanger, Leonhard Frank, Erich Kästner, Alfred Kerr, Iwan Goll, George Grosz, Heinrich Eduard Jacob, Egon Erwin Kisch, Karl Marx, Robert Musil, Felix Salten, Alexander Lernet-Holenia, Erwin Piscator, Jacob Wassermann, Jaroslav Haŝek, Ödön von Horváth, Alfred Polgar, Georg Kaiser, Georg Lukács, Carl von Ossietzky, Siegfried Kracauer, Karl Kraus Ludwig Marcuse, Ludwig Renn, Günther Weisenborn und andere.
70 000 Menschen waren gekommen, um dem makaberen „Schauspiel“ beizuwohnen. Als einziger Autor anwesend war Erich Kästner, der später schrieb: „Der düster feierliche Pomp verlieh diesen Veranstaltungen den Rang eines einmaligen Autodafé in der Kontinuität der geschichtlichen Reihe von der Antike bis zur jüngsten Gegenwart.“
Und wirklich standen die Bücherverbrennungen der Nazis in einer Reihe mit den Bücherverbrennungen, die über die Jahrhunderte immer wieder in unterschiedlichen Systemen und unter verschiedenen Vorzeichen durchgeführt wurden. Bei Wikipedia findet sich eine Auflistung der Bücherverbrennungen, beginnend mit Verbrennung der Bücher philosophischer Schulen unter dem chinesischen Kaiser Qin Shihuangdi 213 v. Chr. bis hin zum Februar 2022, als die russischen Besatzungstruppen systematisch ukrainische Bücher zerstörten und verbrannten.
Auch unter deutscher Regie wurden schon vor dem 10. Mai 1933 in großem Stil Bücher verbrannt.
Während des deutschen Vormarsches durch Belgien wurde am 25. August 1914 die Universitätsbibliothek der Katholischen Universität Löwen von Truppen des Deutschen Kaiserreichs niedergebrannt. Es war eine Vergeltungsmaßnahme gegenüber vermeintlichen Angriffen von Partisanen, die Franc-tireurs oder französische Heckenschützen genannt wurden. Die Aktion, die den unwiederbringlichen Verlust von etwa 1000 mittelalterlichen Handschriften, 800 Inkunabeln und 300.000 Büchern zur Folge hatte, löste Entsetzen in der ganzen Welt aus.
Unvorstellbar ist, dass die Universitätsbibliothek, die inzwischen wieder aufgebaut worden war, am 16. Mai 1940 von vorrückenden Truppen der deutschen Wehrmacht erneut zerstört wurde. 900.000 Bücher verbrannten.
Doch nie im Laufe der Geschichte wurden Bücher in einem solchen Ausmaß (20000 Exemplare allein in Berlin) verbrannt, wie unter den Nationalsozialisten im Jahr 1933. Und noch nie wurde dies mit einem solchen Pomp getan, wie dort.
Hier ein Beispiel dokumentiert von der Zeitung Neues Mannheimer Volksblatt vom 20. Mai 1933.
„Der Einmarsch des Fackelzuges auf den Rasenplatz dauerte nahezu dreiviertel Stunden. Es waren viele Tausende, die daran teilnahmen: die Studentenschaft der Handelshochschule gemeinsam mit der SA, die Ingenieurschule, der DHV und verschiedene andere nationale Verbände. Etwa acht Musikkapellen marschierten mit. Am Ende fuhr ein Wagen, auf dem sich die dem Tode geweihten Bücher befanden und eine große Fahne Schwarz-Rot-Gold, die mit den Büchern dem Feuer übergeben wurde. Nach Eintreffen der Zugspitze wurde ein Holzstoß in Brand gesetzt, der bald in mächtigen Garben zum nächtlichen Himmel empor loderte und den Platz weithin erhellte, sodass die Sternlein, die neugierig herabschauten, etwas verblassen mussten. Nach Absingen des Horst-Wessel-Liedes flammte der Scheiterhaufen auf und verzehrte die Bücher, die undeutschen Geistes voll. Mit klingendem Spiel ging es dann wieder in die Stadt zurück.“
Die „Liste des schändlichen und unerwünschten Schrifttums“ (Schwarze Liste) wurde nach der Aktion „Wider den undeutschen Geist“ (Bücherverbrennung) ständig aktualisiert und ab 1935 regelmäßig herausgegeben. Sie umfasste schließlich 12.400 Titel und das Gesamtwerk von 149 Autoren.
Es gab auch die „Weiße Liste“, auf der von den Nationalsozialisten Autoren und ihre Werke empfohlen wurden.
Auf dieser Liste fand sich der Autor Oskar Maria Graf wieder, obwohl während seiner zufälligen Abwesenheit die Polizei in seiner Münchener Wohnung erschienen war, um ihn zu verhaften. Dabei beschlagnahmte sie unwiederbringliche Manuskripte, mühsam zusammengetragenes Quellenstudien-Material, sämtliche Geschäftspapiere und einen großen Teil seiner Bücher.
Oskar Maria Graf war so entsetzt darüber, dass er auf der „Weißen Liste“ der Nazis geführt wurde, dass er nachträglich die Verbrennung seiner Bücher forderte. Am 12. Mai 1933 veröffentlichte er einen Aufruf mit dem Titel „Verbrennt mich!“ in der Wiener Arbeiter Zeitung.
Die Bücherverbrennungen in Nazi-Deutschland vom Mai 1933 hatte ein solches Ausmaß, dass im Internet auf vielen Seiten Informationen darüber zu finden sind, darunter Listen der verbrannten Bücher und Listen der Autoren, die verhaftet, gefoltert, ermordet, ins Konzentrationslager gesteckt, ins Exil getrieben und mit Schreibverbot belegt wurden.
Bei weiterem Interesse informiere dich bitte dort.
Text: Xenia Marita Riebe
Fotos: Bundesarchiv
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