Willkommen im Paradies – Die Ausstellung

Anika Gerlach vor ihrem Wandgemälde in der Ausstellung “Willkommen im Paradies” im NRW Forum in Düsseldorf

Ausstellung im NRW Forum Düsseldorf (27. August 2021 bis 9. Januar 2022)

Interaktive Lichtprojektion „Paradiesstrom“ – Tina Malburg / Emil Cyrill Gerhardt
Video „Leere – Waldgebiet“ – Barbara Herold / Florian Huth
Installation „Wald“ – PriseSalz Crew
Gemälde – Anika Gerlach
Sounddesign – Christian Bröer
Duft – Scentcommunicaton

Das Blue Blog Team besuchte die Ausstellung am 29. August 2021. Berichtet wird hier nur über einen Raum, mit dem sich das Team besonders beschäftigt hat.

Bevor die BesucherInnen den Raum betreten können, den obengenannte KünstlerInnen gestaltet haben, müssen sie sich durch einen Gang schlängeln, der mit Wänden verstellt ist, die aus Pflanzenfasern in Rot,Weiß und Pink bestehen. Dann folgt ein Kettenvorhang und schließlich ein dichter, in Bahnen geschnittener schwarzer Stoffvorhang, der das helle Licht, das in den anderen Ausstellungsräumen vorherrscht, draußen hält. Unvermittelt befinden sie sich in einem stark abgedunkelten Raum und mitten in der Installation „Wald“ der PriseSalz Crew aus Essen. Wobei „Wald“ ein sehr einfacher Titel für diese Welt zu sein scheint, die sich der eintretenden Person eröffnet. In diesem Wald, der sich analog präsentiert – ganz anders als die meisten anderen Arbeiten dieser Ausstellung – sind Bäume, Blumen und Pflanzen aus zweckentfremdeten Materialien gemacht. Die Blumen, die unterhalb des großen Wandgemäldes von Anika Gerlach „wachsen“ und sich im Gemälde wiederfinden, sind aus bunten Socken gearbeitet und deren große Blätter, die ein wenig an Urwaldvegetation erinnern, wurden aus grünen Isomatten ausgeschnitten. In der Mitte des Raumes brennt ein Lagerfeuer, das sehr echt wirkt und auch knistert, aber virtuell ist. Die Steine, die das Feuer umrahmen, sind mit Malervlies verkleidet.
Ein Baum im Raum, dessen Krone aus Pappkartons knapp unterhalb der Raumdecke endet, hat einen mächtigen Stamm, der mit bunten Feuerwehrschläuchen ummantelt ist. Die ihn umrundende Bank, auf der die überwältigten BesucherInnen ein wenig ruhen können, erinnert an Bänke auf Marktplätzen unter alten Eichen oder Linden. Dort ist ein guter Platz, um einen ersten Blick auf den Paradiesstrom zu werfen, der sich wie ein Lichtstrom die Wand hinunter und in den Raum ergießt. Leuchtend Blau scheint er endlos zu strömen, doch beim Nähertreten erfahren die BesucherInnen, dass sich Farbe und Form des Stroms interaktiv verändern. Setz man einen Fuß in den Lichtstrom, weicht er aus und wird schillernd Pink. Kleine Eruptionen ereignen sich und ebben wieder ab. Faszinierend!

Gleich neben dem Paradiesstrom steht ein weiterer Baum der PriseSalz Crew. Er trägt an seinen Ästen kleine Dörfer aus aufeinandergestapelten Häuschen, die von innen beleuchtet sind. Diese findet man auch an anderen Stellen im Raum. Sie leuchten immer wieder irgendwo auf und gleiten zurück ins diffuse Licht des Raumes.
Von einer Empore, auf der allerlei altertümlich anmutende kleine Lampen leuchten, haben die BesucherInnen eine guten Blick auf eine Leinwand, die beidseitig mit Videos bespielt wird. Hier sind ein Wald und ein überfließender See zu bewundern. Unterhalb der Empore hängt ein historisches Radio zwischen bunten Schläuchen und ein Paradiesvogel aus einer Klaviatur, mit langen glänzenden Schwanzfedern, baumelt im Raum.
Von der Decke herab hängen an Netzen bunter Stoffbänder und Gardinenreste. Die Luft ist erfüllt von Vogelgezwitscher, aber ein urweltlich anmutender Sound, lässt nicht so recht das Gefühl aufkommen, sich in einem paradiesischen Zustand zu befinden. Irgendetwas scheint hier bedrohlich zu sein. Dazu trägt auch das Wandgemälde von Anika Gerlach bei, das viele der Elemente der Installation widerspiegelt. Durch seine Tiefe – es zeigt eine imaginäre Landschaft auf mehreren Bildebenen – erzeugt es einen Sog, dem sich die BesucherInnen kaum entziehen können. Bittersüße Düfte runden das Ganze ab.

Ob die BesucherInnen das Gefühl entwickeln, sich hier im Paradies zu befinden, kann das Blue Blog Team nicht ergründen. Wahr ist, dass dies der wohl interessanteste Raum der Schau ist. Hier treffen analoge und digitale Kunstwerke aufeinander, ergänzen sich und werden so zu einem einzigartigen Gesamtkunstwerk.

Die vielfältigen Eindrücke aus Klang, Duft und Licht laden zum Verweilen ein. Der fließende Paradiesstrom fordert zur Interaktion auf und die schönen – fast zu schönen – Videos lassen die BesucherInnen staunen und erwecken die Sehnsucht nach einer heilen Welt. Das monumentale Gemälde, das eine Wand des Raumes bedeckt, ergänzt wie ein Spiegel die Rauminstallation der PriseSalz Crew. Ein herausragender Kunstgenuss, der seines Gleichen sucht. Aber ein Paradies?

Text und Fotos: © Xenia Marita Riebe , Video © Bernd Riebe

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