Insel Föhr, eine Schönheit des hohen Nordens

Trachtengruppe FöhrUm zur Insel Föhr zu gelangen, gibt es nur einen einzigen Weg, eine Fahrt mit einer Fähre der Wyker Dampfschiffs-Reederei. Die Fähre verkehrt mehrmals täglich auf der Linie Dagebüll-Föhr-Amrum und verbindet auch die Halligen mit dem Festland. Die Überfahrt zur Insel ist schon das erste Urlaubserlebnis, denn das Schiff fährt mitten durch eine weltweit einmalige Naturkulisse, den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Dieser gehört seit 2009 zum UNESCO – Weltnaturerbe. Die Überfahrt auf der mit vielen Annehmlichkeiten ausgestatteten Fähre dauert 50 Minuten. Es lohnt sich, unterwegs schon einmal den Fotoapparat auszupacken und erste Fotos von der Insel Föhr zu machen, wenn sie am Horizont sichtbar wird.

Nach der abwechslungsreichen Überfahrt erreicht man den Fähranleger Wyk auf Föhr, dem Hauptort der Insel. Wyk ist die einzige Stadt auf der Insel und hat neben vielen Restaurants, Geschäften und wunderschönen Parks auch einen 15 Kilometer langen Strand zu bieten. Wer hier seinen Urlaub verbringt, kann sehr gut Natur und Kultur miteinander verbinden.

Ein Besuch in Nieblum, dem schönsten Ort der Insel

Die Perle der Insel ist aber der Ort Nieblum mit seinen herrlichen, guterhaltenen Kapitänshäusern, den schmucken Rosengärten, seiner prächtigen Lindenallee und den alten Kopfsteinpflasterstraßen. Sehenswert ist auch die gotische Inselkirche St. Johannis, die von einem Friedhof umgeben ist, auf dem noch Grabsteine aus der Seefahrerzeit stehen. Es ist ein interessantes Erlebnis, die historischen Inschriften der Grabsteine zu lesen, die noch aus der Ära der Seefahrer- und Walfangzeit stammen.

Hier ein Auszug aus meinem Roman „Dunkle Falter aus Papier“

Die Landstraße führte schnurgerade durch saftige Wiesen, auf denen vereinzelt Kühe oder Schafe weideten. Schon von weither sah man die kleinen Ortschaften, die verstreut zwischen den Feldern lagen. Johannes hoffte, sein Ziel trocken zu erreichen. Er konnte schon den Glockenturm der Kirche erkennen, der sich schwach vor den dunklen Wolken abzeichnete….Möchtest du den Textauszug weiterlesen?

Die schmucken Dörfer der Insel und ihre Besonderheiten

Die Insel Föhr hat für jeden Besucher etwas zu bieten. Im Westen, Süden und Osten wartet sie mit wunderschönen langen Sandstränden auf, die zum Baden, Spazierengehen oder einfach zum Faulenzen im Strandkorb einladen. Wer aktiver ist, erkundet Föhr am besten mit dem Fahrrad. So kommt man auf gesunde und umweltschonende Weise zu den vereinzelt liegenden Dörfern, von denen jedes einzelne seine Besonderheit aufweist.

Utersum, zum Beispiel, ist das kleinste staatlich anerkannte Nordseebad auf Föhr und liegt im Südwesten der Insel. Der 600 Jahre alte Ort hat einen alten Ortskern mit urigen Reetdachhäusern und liegt in unmittelbarer Strandnähe. Von hier kann man einen Blick auf die beiden Nachbarinseln Amrum und Sylt werfen, die in Sichtweite liegen. Bei Ebbe ist es möglich, mit einem Wattführer zu Fuß durch das Watt bis nach Amrum gehen. Utersum beherbergt eine Lungenheilklinik und bietet zahlreiche Kur- und Wellnessangebote.

Das älteste Dorf Föhrs liegt im sogenannten „grünen Herz“ der der Insel. Alkersum mit dem Museum „Kunst der Westküste“ zieht vor allem Kunst- und Kulturliebhaber aus ganz Deutschland und Nordeuropa an. In der Dorfmitte gibt es einen neugestalteten Dorfplatz, der mit einem alten Brunnen, einer Sonnenuhr und sehr schönen Rosen – und Hortensiensträuchern aufwartet.

Die Oldsumer Mühle ist das Wahrzeichen des Dorfes Oldsum und schon von weither sichtbar. Oldsum ist ein Dorf mit vielen Galerien, Töpfereien und anderen interessanten Läden, in denen es Bilder, Musik, Töpferwaren, Bastelzubehör, sowie selbstgefärbte Wolle, Kuchen und Marmelade zu kaufen gibt. Im Sommer erzählen hier die Einwohner, die ihre traditionelle Tracht tragen, von der Geschichte Oldsums, von Seefahrt und Walfang. Dieses Straßentheater mitzuerleben, ist ein Highlight des Aufenthalts auf Föhr.

Und da ist auch Wrixum mit seiner Mühle vom Typ „Großer Erdholländer“ aus dem Jahr 1851. In der Mühle gibt es einen hübschen Laden, in dem man allerlei Kunstgegenstände, alte Fingerhüte, Schmuck und auch handgestrickten Wollpullover erstehen kann.

Hier eine entsprechende Szene aus meinem Roman:

Am nächsten Tag hing an Margarethas Ladentür wieder der handgeschriebene Zettel. Johannes holte sie mittags ab und hatte schon einen Plan für ihre gemeinsame Zeit gemacht. Er wollte mit ihr die Marsch erkunden. Margaretha war einverstanden, und sie fuhren mit dem Linienbus nach Nordosten.

Nach etwa zehn Minuten fuhr der Bus an einer Mühle vorbei……Möchtest du den Textauszug weiterlesen?

Die Insel ist ein Paradies für Brut- und Zugvögel

Einen weiteren Anziehungspunkt stellen die vielen Brut-und Zugvögel dar, die zum Teil auf der Insel heimisch sind oder sie zweimal jährlich während des Vogelzugs besuchen. Im Wattenmeer, das die Insel umgibt, kann der Besucher viele seltene Vögel beobachten. Zu den unzähligen Brutvögeln, die in der Marsch ihre Nester bauen und ihre Brut großziehen, gehören der Kiebitz, der Austernfischer, Sand- und Seeregenpfeifer und der Rotschenkel. Auch die Möwenarten Silber-, Sturm- und Lachmöwe brüten auf der Insel. Der Kampfläufer brütet am liebsten auf dem Deich und auch der schwarzweiße Säbelschnäbler brütet seit 1950 im Deichvorland. Im Frühjahr und im Herbst besuchen jährlich zahlreiche nord- oder südwärts ziehende Vögel die Insel Föhr. Unzählbar sind die Scharen der Alpenstrandläufer und Knutts, die oft zu Hunderttausenden das Watt um die Insel bevölkern. Scharenweise ziehen Großer Brachvogel und Regenbrachvogel durch oder fallen zur Rast auf den Feldern ein. In kleinen Trupps streichen Gold- und Kiebitzregenpfeifer, Mornell-, Sand-, und Seeregenpfeifer, Grünschenkel, Rotschenkel, Zwergstrandläufer und zahlreiche andere Strandläuferarten über die Insel oder bewegen sich geschäftig am Flutsaum entlang, dazwischen die Scharen der Pfuhl- und Uferschnepfen. Andere auffällige Zugvögel sind Enten und Gänse, wie z. B. Ringelgans, Pfeif- und Krickente, Trauer-, Schell-, Samt- und Eisente. (aus Föhr – Geschichte und Gestalt einer Insel).

Hier ein Auszug aus meinem Roman „Dunkle Falter aus Papier“, der den Ornithologen Falk von Waldenburg in Szene setzt:

Durch die Dünen kroch ein Mann in abgenutzter, beiger Cargohose und schmutziger, olivgrüner Outdoorjacke. Um seinen Hals baumelte ein Fernglas. Er war einem Sandregenpfeifer auf der Spur. Der Vogel musste in der Nähe sein Nest haben, denn er versuchte, den Mann, unter Vortäuschung eines Flügelbruchs, in eine andere Richtung zu leiten….Möchtest du den Textauszug weiterlesen?

Eine Wattwanderung ist ein interessantes Abenteuer für die ganze Familie

Das Wattenmeer zwischen Föhr und Amrum können Besucher der Insel Föhr mit einem erfahrenen Wattführer erkunden. Auf Föhr werden Wattwanderungen für unterschiedliche Interessensgebiete angeboten. Bucht eine Familie mit Kindern eine solche Wanderung, wird der Wattführer den Kleinen vor allem die Welt erklären, die sich direkt vor ihren Gummistiefeln befindet. Er zeigt ihnen die Sandkringel, die der Wattwurm beim Graben seiner Gänge produziert und macht sie auf Muscheln und Seesterne aufmerksam.

Erwachsene können eine ca. acht Kilometer lange Wattwanderung nach Amrum unternehmen. Sie startet in Dunsum auf Föhr und führt zur Nordspitze der Nachbarinsel Amrum. Auf dem Weg müssen seichte Priele durchwandert werden und etwa 20 Minuten bevor man Amrum erreicht, gilt es noch einen tieferen Priel, das „Mittelloch“ zu durchwaten. Hierfür wird empfohlen, Badekleidung unter der Oberbekleidung zu tragen. Diese Wattwanderung ist ein ganz besonderes Erlebnis und der Besucher bekommt einen guten Einblick in einen Teil des UNESCO Weltnaturerbes. Das Wattenmeer ist geologisch betrachtet eine sehr junge Landschaft und wird ständig von Wind und Gezeiten neu geformt. Die hier beheimateten Pflanzen und Tiere schaffen es, sich ständig an die wechselnde Landschaft anzupassen. Das Wattenmeer bietet ein Zuhause für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, die andernorts selten geworden sind. Hier leben rund 10.000 Arten von einzelligen Organismen und Pilzen, bis hin zu höheren Pflanzen und Tieren.

Unterwegs nach Amrum erfährt der Wanderer auch einiges über die Gezeiten, die Meeresströmungen, wie z.B. den Golfstrom, der der Insel Föhr ihr mildes Klima beschert und er kann die Weite der Landschaft genießen und den Wolkenformationen nachschauen. Nirgendwo sonst ist der Blick so frei wie hier. Aber Vorsicht! Eine Wattwanderung sollte man nie ohne einen erfahrenen Führer unternehmen. Zu groß ist die Gefahr von der Flut überrascht zu werden, die dem Wanderer unverhofft den Rückweg zum Land abschneiden kann.

So erging es auch Margaretha in meinem Roman „Dunkle Falter aus Papier“

Hier der entsprechende Auszug:

Unerwartet trete ich in eine mit Meerwasser gefüllte Mulde. Erschrocken schaue ich auf das Watt hinunter und bemerke, wie die feinen Rillen im Sand eine nach der anderen voll Wasser laufen. Verwirrt hebe ich den Blick und sehe vor mir eine breite, glitzernde Wasserfläche und dahinter, in großer Entfernung, den Strand, der wie ein schmales, helles Band aussieht. Ich muss, in Gedanken versunken, sehr tief in das Watt hinausgegangen sein…Möchtest du den Textauszug weiterlesen?

Föhr erleben, heißt viel Neues zu erfahren und sich nebenbei zu erholen

Die grüne Nordseeinsel Föhr bietet neben ihrer artenreichen und vielfältigen Natur auch viel Abwechslung und Kultur. Erwähnt sein sollte hier auch die historische Vergangenheit, deren Zeugnisse auf der Insel allgegenwärtig sind. In diesen Kontext gehört auch die Lembecksburg in der Nähe von Borgsum. Diese abgegangene Ringwallanlage ist ein Zeichen dafür, dass bereits im 10 Jahrhundert Wikinger die Insel besiedelten. Auch aus der Walfang-und Seefahrerzeit sind viele Artefakte erhalten geblieben. Diese und vieles mehr kann der Besucher im Friesen Museum in Wyck bestaunen. Jedoch finden sich Spuren aus der Seefahrerzeit der Föhrer, die vom 17. bis zum 19. Jahrhundert andauerte, auch an anderen Orten der Insel, z.B. auf dem Kirchhof in Nieblum.

Wer mehr über Föhr erfahren will, reist am besten selbst dorthin und genießt die schöne abwechslungsreiche Insel. Weite Strände, Deiche voller Schafe, interessante Vogelarten, Galerien, Volkstanz, Tradition, schmucke Dörfer und gute Restaurants und Cafés machen den Aufenthalt dort zu etwas Einmaligem.

Text: Xenia Marita Riebe

Fotos: Ellen Faltings

Schwarze Falter aus Papier“ Roman von Xenia Marita Riebe

Wenn du dazu noch einen psychologischen Roman lesen möchtest, der in weiten Teilen auf der Insel Föhr spielt, dann empfehle ich dir mein Buch „Dunkle Falter aus Papier“ Er handelt von Margaretha, einer Künstlerin, die auf der Insel ein neues Leben beginnen möchte. Doch eine vermeintliche Schuld aus der Vergangenheit lässt sie nicht los. Gretje, ein mysteriöses Kind, zwingt Margaretha immer wieder zur Auseinandersetzung mit dem Geschehen von damals, während der humorige Student der Ornithologie, Falk von Waldenburg, sie aufzumuntern versucht. Johannes, ein Journalist, der in Margaretha verliebt ist, versucht durch seine Recherche Licht in das Dunkel um die Künstlerin zu bringen. Das Buch ist in meinem Blue Blog Shop als E-Book erhältlich.

Textauszug 1

-Kurz überlegte er, ob es Sinn hatte, umzukehren, denn über dem Osten der Insel schien noch die Sonne. Doch er entschloss sich, weiterzufahren. Er kämpfte gegen den Wind, der jetzt immer stärker wurde und ihm den Atem nahm. Kurz bevor er das Dorf erreichte, fielen die ersten schweren Regentropfen. Als er das Ortsschild passierte, wechselte grobes Pflaster aus Meerkieseln den Asphalt der Landstraße ab. Johannes wurde jetzt ordentlich durchgeschüttelt und fühlte sich ziemlich unwohl auf dem glatten Pflaster. Er hielt genau auf die frühgotische Kirche zu, die „Dom der Friesen“ genannt wird. Sie erhob sich frei und wuchtig am nördlichen Dorfeingang…………

Die Kirche stand inmitten eines großen, von einem Wall aus Feldsteinen umfriedeten Kirchhofs. Hier hatte Johannes, fasziniert von den alten Grabsteinen, manche Stunde mit seinen Kindern zugebracht. Er zeigte ihnen die Gräber der Kapitäne, deren Grabsteine Ornamente mit Segelschiffen in schwerer See trugen. Die Kleinen lauschten gespannt den Lebensgeschichten der Grönlandfahrer und wussten bald genau, wie viele Wale jeder einzelne von ihnen erlegt hatte.

Doch jetzt waren seine Kinder erwachsen und Johannes kam allein hierher, denn die Kirche zog ihn immer noch in ihren Bann. Oft fragte er sich, woher diese fast schicksalhafte Verbundenheit rührte. Die kühle Schlichtheit des Kircheninneren war ihm näher als die überladenen katholischen Gotteshäuser seiner Heimat. Die schmucklosen weißen Wände strahlten Bescheidenheit aus und die blauen einfachen Holzbänke luden ihn zum Verweilen ein. Als junger Mann hatte er gelernt, kritisch zu denken und sich von der Institution Kirche abgewandt. Mit dem oberflächlichen Glauben konnte er die Welt mit ihren vielschichtigen Problemen nicht mehr bewältigen. Er wollte sein Handeln nach seinem Gewissen ausrichten und sich nicht mehr von scheinheiligen Moralvorstellungen leiten lassen. Aus dem kritiklos glaubenden Kind war ein selbstbestimmt handelnder Mann geworden. Vielleicht war St. Johannis unbemerkt zum Bindeglied zwischen ihm und dem Kind von einst geworden.

Der Wind trieb jetzt den Regen in dichten Schleiern vor sich hin. Johannes beschloss, die nächste Gelegenheit zum Einkehren zu nutzen. Er holperte an der Kirche vorbei und bog in die alte Lindenallee ein. Hier standen, geduckt hinter den mächtigen Bäumen, die ältesten Reetdachhäuser der Insel. Es waren niedrige, weiße Häuser, die selbst im strömenden Regen ein Bild der Gelassenheit boten. Mit ihren winzigen Fenstern, den schönen, blauen Türen und den tief heruntergezogenen, mit Moos bewachsenen Dächern, schienen sie schon manchem Sturm der Geschichte widerstanden zu haben.

Der Regenschauer hatte jetzt seine ganze Kraft entfaltet und dicke Tropfen peitschten Johannes ins Gesicht. Wasser lief ihm aus den Haaren in den Kragen. Wenn er sich nicht bald irgendwo unterstellen konnte, würde er nass bis auf die Haut werden. Da fiel sein Blick auf eine gelbe Markise, die über das Fenster eines Blumenladens gespannt war. Schnell wechselte er die Straßenseite und schlüpfte darunter, wie unter einen großen Regenschirm. Sein Rad stellte er auf den Ständer und schüttelte erst einmal das Wasser aus seinen kurzen Haaren. Dann sah er an sich herunter. Seine Jeans klebte nass an seinen Oberschenkeln. Auch der helle Rolli hing durchnässt an seinen kantigen Schultern und ließ sich auch durch Zupfen nicht davon lösen.

Der Blumenladen war neu, jedenfalls war er ihm im letzten Jahr nicht aufgefallen. Johannes versuchte gerade den Schriftzug zu lesen, der durch den schweren, regennassen Stoff der Markise schimmerte, als hinter ihm ein metallisches Klingeln ertönte.

Hier ein weiterer Romanauszug, der in Nieblum spielt:

Falk ging mit wippendem Schritt über die Dorfstraße. Er war gut gelaunt und pfiff vor sich hin. Seine helle Hose mit den vielen aufgesetzten Taschen war frisch gewaschen und er trug ein blitzsauberes weißes Tropenhemd. Sein dunkelbraunes Haar hatte er so mit Haargel bearbeitet, dass es seinem Gesicht mit der etwas zu langen, geraden Nase noch mehr das Aussehen eines Keilschwanzadlers verlieh.

Falk wusste um sein extravagantes, aber gutes Aussehen. Er war es gewohnt, beachtet zu werden und sonnte sich in den bewundernden Blicken der Frauen.

Als er an der Eisdiele vorbeikam, hüpfte er mit einem leichten Sprung hinein. Er tänzelte zur Eisverkäuferin, einem jungen Mädchen mit bäuerlichem Gesicht, hinüber und zwitscherte ihr etwas ins Ohr. Das Mädchen errötete heftig und Falk verließ die Eisdiele mit zwei kostenlosen Eis im Hörnchen.

An dem einen davon genüsslich schleckend, ging er lockeren Schrittes in Richtung Blumenladen. Als er eintrat, bimmelte die Türglocke und kurz darauf erschien Margaretha im Laden.

Na, das ist ja eine Überraschung“, begrüßte sie ihn freundlich, „der Vogelspectator kommt mich besuchen.“

Für Sie, Frau Königin“, sagte Falk und hielt Margaretha das zweite Eis hin, „ist schon vorgekostet.“

Oh, danke. Wie aufmerksam!“

So sind wir von Waldenburgs.“

Weiter sein Eis schleckend, sah er sich aufmerksam im Blumenladen um.

Schöne Keramiken“, sagte er anerkennend.

Danke, von mir.“

Dachte ich mir.“

Aber die Aquarelle gefallen mir nicht.“

Warum denn nicht?“

Zu spießig, zu erdgebunden und nicht luftig genug. Nichts für mich. Ich brauche leichte Dinge um mich.“

Aha, was denn zum Beispiel?“

Luft, Wind, Wolken, gute Laune und Lachen“, zählte Falk auf..

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Textauszug 2

Margaretha drehte sich um und sagte: „Hast du die Pullover gesehen, die an der Eingangstür zur Mühle hingen? Es stimmt also, dass man hier handgestrickte Sachen kaufen kann. Ich habe irgendwo davon gehört.“

Möchtest du aussteigen?“

Wenn es dir nichts ausmacht. Ich wollte schon lange einmal hierherfahren und mir einen Pullover für den Winter kaufen.“

Dann komm“, sagte Johannes und drückte auf das Haltesignal. „Wir können mit dem nächsten Bus weiterfahren.“

Als sie über die Landstraße zur Mühle zurückgingen, blies ihnen ein heftiger Wind ins Gesicht. Die bunten Wollpullover, die an der geöffneten Tür hingen, flatterten lustig im Wind. Sie stiegen die einfache Holztreppe hinauf und betraten die Mühle, in deren kleinem Verkaufsraum es schummerig war. Das Tageslicht fiel nur durch einige winzige Fenster spärlich hinein, denn die Mühle hatte ein tiefgezogenes Reetdach, das für Fenster kaum Platz ließ. Auch die Stehlampe, die neben der Kasse stand, leuchtete nur schwach. Nach dem gleißenden Sonnenlicht, durch das sie gekommen waren, mussten sich ihre Augen zuerst an den dunklen Raum gewöhnen. Margaretha verharrte kurz, ging dann aber zielstrebig auf eine kleine Vitrine zu, in der alte Fingerhüte ausgestellt waren. Johannes trat neben sie und sie zeigte ihm begeistert die Fingerhüte, die ihr am besten gefielen. Dann ging sie weiter, betrachtete die Bilder, die vereinzelt an den Wänden hingen und die vielen anderen Kunstgegenstände. Sie schien die Pullover schon vergessen zu haben. Johannes sah sich fasziniert das alte Zahnradgetriebe der Mühle an. Es war so gut erhalten, dass er glaubte, man brauche die Flügel nur neu zu bespannen, und der Mühlstein würde sich wie vor hundert Jahren drehen.

Als er die groben Holzzähnen eines vertikalen Rades, das in Augenhöhe in den Zahnkranz der waagerechten Welle griff, näher betrachten wollte, fiel sein Blick auf Margaretha. Diese nahm gerade einen türkisfarbenen Pullover aus dem Regal. Suchend sah sie sich um und entdeckte ganz in seiner Nähe einen kleinen ovalen Spiegel mit einem verschnörkelten Goldrahmen. Sie stellte sich davor, hielt den Pullover vor ihren Oberkörper und drehte sich ein wenig hin und her. Johannes beobachtete sie schmunzelnd. Margaretha schien ihn völlig vergessen zu haben. Sie musterte sich ungeniert, um zu prüfen, ob ihr die Farbe des Pullovers stand.

Er passt nicht zu deinen Augen“, stellte Johannes fest und trat hinter dem historischen Getriebe hervor. Aus dem Regal nahm er einen Pullover aus azurblauer Wolle und reichte ihn Margaretha. Sie nahm ihn entgegen und probierte ihn auf die gleiche Weise. Dann strich sie unendlich zart damit über ihren Hals. Johannes erfreute sich an ihren anmutigen Bewegungen, durch die sie selbst das banalste Geschehen adelte, und war ganz in die schöne Szene vertieft….

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Textauszug 3

Der angehende Ornithologe wusste um diesen Trick des Sandregenpfeifers, folgte ihm aber trotzdem, denn er war fasziniert von dem mutigen, kleinen Vogel mit der schwarzweißen Gesichtsmaske.

Völlig unerwartet sah er vor sich eine Frau in den Dünen sitzen. Einem Impuls folgend, wollte er sich schnell zurückziehen, doch die Frau drehte in diesem Moment den Kopf und sah ihn an. Sie erschrak, als wäre sie in dunkler Nacht auf einen Vampir getroffen. Dabei war April und die Sonne strahlte hell vom Himmel.

Ich wollte Sie nicht erschrecken“, rief der Mann, „entschuldigen Sie bitte.“

Er kam hoch in den Vierfüßlerstand und krabbelte auf Margaretha zu, die ein wenig vor ihm zurückwich. Während der Mann sich auf allen Vieren fortbewegte, schaukelte sein Fernglas vor seiner Brust und schlug mit einem leisen, metallischen Klacken gegen den Reißverschluss seiner Jacke.

Ich bin einem Sandregenpfeifer auf der Spur, oder vielmehr, ich war ihm auf der Spur“, sagte der Mann. „Darf ich mich vorstellen? Falk von Waldenburg heißt der Vogel.“

Margaretha sah sich um.

Welcher Vogel?“, fragte sie.

Na, ich. Falk von Waldenburg, das ist mein Name. Und wie heißen Sie?“

Margaretha.“

Ah, Margaretha. Eine leibhaftige Königin. Namensschwester der Königinnen von Dänemark – 15. und 19. Jahrhundert, der Königin von Frankreich – 16. Jahrhundert und der Generalstatthalterin der Niederlande auch 16. Jahrhundert.“

Margaretha musste lachen.

Haben Sie Geschichte studiert?“

Nein, nein, Gott bewahre. Königinnen sind mein Hobby. Ich bin Student der Ornithologie. Daher der Sandregenpfeifer und das Fernglas.“

Er tippte an sein Fernglas, das sehr professionell aussah.

Na, Sie sind mir ein lustiger Vogel“, lachte Margaretha, „lieben Königinnen und jagen Vögel. Hochmittelalter, würde ich sagen. Walther von der Vogelweide – 12. Jahrhundert.“

Nicht schlecht gekontert“, sagte Falk von Waldenburg, „haben Sie Geschichte studiert?“

Nein, nein, Gott bewahre“, ahmte Margaretha ihn nach. „ich habe Kunst studiert.“

Falk hatte sich inzwischen neben Margaretha niedergelassen.

Kunst? Das ist ja hochinteressant!“

Finden Sie?“

Ja, in meiner Familie studieren alle Frauen Kunst.“

Ach ja?“

Ja, schon meine beiden Großmütter waren Künstlerinnen, meine Mutter und ihre Schwester haben Kunst studiert und jetzt sind meine Schwestern an der Kunstakademie.“

Ich glaube Ihnen kein Wort. So etwas gibt es doch gar nicht“, lachte Margaretha und fand den jungen Mann höchst unterhaltsam.

Oh doch, das gibt es und zwar in der Familie Waldenburg.“

Und die Männer ihrer Familie?“

Allesamt vogelfrei“, sagte er todernst.

Soll heißen?“

Ach, das ist so eine Redensart unter uns. Nein, meine männlichen Vorfahren hatten alle Berufe, die mit Vögeln, – großgeschrieben – zu tun hatten.“

Margaretha lachte erneut auf.

Sie sind ein Spaßvogel.“

Ja, Spaßvögel sind wir auch noch nebenbei. Mein Urgroßvater väterlicherseits, Graf von Waldenburg, war Falkner. Ich gebe zu, dass das kein richtiger Beruf ist, aber den brauchte er auch nicht, denn er war ja Graf.“

Verstehe. Und der Großvater ihrer Mutter?“

Der war Gänsehirt.“

Wie bitte? Wie passt das denn zusammen?“

Indem mein Großvater, der Ornithologe war, obwohl auch Graf von Waldenburg, meine Großmutter, die schöne Gänsemagd, geheiratet hat.“

Moment bitte, eben haben Sie noch gesagt, dass ihre Großmutter Künstlerin war. Ich habe den Verdacht, Sie wollen mich veralbern.“

Nein, nein, nicht die Bohne. Meine Großmutter hat sehr kunstvoll Gänseeier bemalt.“

Margaretha prustete vor Lachen und Falk stimmte ein.

Jetzt muss ich aber weiter“, lachte er schließlich. „Das Studium wartet.“

Und schon kroch er los.

War nett mit Ihnen, Frau Königin.“

Kommen Sie mich doch einmal besuchen“, rief Margaretha hinter ihm her, „mir gehört der Blumenladen hier im Dorf.“

Wird gemacht!“, rief Falk, um unmittelbar danach den Ruf des Sandregenpfeifers nachzuahmen und, auf dem Bauch liegend, davonzukriechen.

Tu-ip, tu-ip“, hörte Margaretha ihn sich entfernen…

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Textauszug 4

Die Wolken, die den ganzen Tag den Himmel mit ihren grauen Schleiern bedeckten und so manchen Schauer über der Insel niedergehen ließen, sind wie weggeblasen. Über mir spannt sich ein blassblauer Himmel. Zum ersten Mal seit Tagen lässt sich die Sonne sehen. Möwen segeln über mir und schauen mit geneigtem Kopf zu mir herunter.

Die Flut läuft auf, denke ich und verwünsche mich dafür, dass ich es immer noch nicht geschafft habe, mich mit dem Tidenkalender zu beschäftigen. Dabei lebe ich nun schon seit einigen Monaten auf der Insel, doch der Kauf meines Hauses und die Eröffnung meines Ladens haben mich so sehr in Anspruch genommen, dass ich den Tidenkalender immer wieder zur Seite gelegt habe.

Einige Augenblicke sehe ich dem Wasser zu, wie es das schöne Wellenmuster des Meeresbodens überspült. Ich liebe die Muster im Sand und habe sie oft zur Inspiration für die Oberflächen meiner Töpferarbeiten herangezogen. Noch realisiere ich nicht, in welcher Gefahr ich mich befinde. Erst als das Watt um mich herum einen Zentimeter hoch mit Wasser bedeckt ist, beginne ich zu begreifen, dass es Zeit wird, zurückzugehen.

Um mich zu orientieren, schaue ich erneut zum Strand hinüber. Da sehe ich weit entfernt das Kind, das durch das Watt geradewegs auf mich zukommt. Mit den Armen winkend, versuche ich, ihm Zeichen zu machen, dass es zum Strand zurückgehen soll. Als es nicht reagiert, beginne ich laut zu rufen, aber das Kind ist zu weit entfernt, als dass es meine Warnung hören könnte. Voller Angst, dass es ertrinken könnte, wende ich mich nach links, um zum Ende des vor mir liegenden Priels zu laufen. Das Meerwasser steht nun knöcheltief und spritzt unter meinen Schritten. Als ich etwa zwanzig Meter gelaufen bin, wird mir bewusst, dass die Sandbank, auf der ich gestanden habe, rundherum vom Wasser eingeschlossen ist.

Doch um mich fühle ich keine Angst.

Ich denke daran, dass Johannes mich vor den Tücken der Gezeiten gewarnt und mir berichtet hat, dass im Watt immer wieder unvorsichtige Touristen ertrinken, weil die auflaufende Flut es ihnen unmöglich macht, zum Strand zurückzugehen.

Aber was kann mir schon geschehen?

Ich werde den Priel vor mir durchwaten und dann geradewegs zum Strand gehen. Ich mache ein paar Schritte vorwärts und stelle erschrocken fest, dass ich plötzlich bis zum Bauchnabel im eiskalten Wasser stehe. Schnell haste ich zurück auf die Sandbank. Nun spüre ich, wie mich Unruhe überkommt. Ich muss versuchen, den Strand zu erreichen, bevor das Wasser noch höher steigt und ich sollte mich beeilen, denn ich muss das Kind vor der Flut warnen.

Hastig beginne ich mich auszuziehen, streife meine geliebte, rote Wetterjacke ab und lasse sie achtlos ins Wasser fallen. Dann reiße ich mir die Gummistiefel von den Füßen und befreie mich aus der engen Jeans, die schwer und nass an meinen Beinen klebt. Nur noch in T-Shirt und Unterwäsche gehe ich erneut in das eiskalte Wasser.

Mühsam kämpfe ich mich vorwärts, immer bemüht, den Kontakt zum Boden nicht zu verlieren. Eine heftige Strömung zerrt an mir. Ich verharre einen Moment, denn ich bin unsicher, was nun zu tun ist. Als Kind wäre ich instinktiv losgeschwommen, doch jetzt fürchte ich mich auf einmal vor dem unheimlichen, kalten Meer. Kurz kommt mir der Gedanke, einfach stehen zu bleiben. Soll die See mich richten, ich werde das Urteil annehmen!

Doch ich bin nicht allein in Gefahr.

Das Kind kann ich nun nicht mehr ausmachen. Wohin ich auch schaue, sehe ich nichts als Meer. Ich verliere die Orientierung. Eine nie gekannte Kälte lässt meine Glieder erstarren. Ich gerate in immer tieferes Wasser. Schon reicht es mir bis zur Brust. Kalte Todesangst ergreift mich und lässt mir keine Wahl.

Ich muss schwimmen!

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Kürzlich habe ich auf Föhr aus meinem neuen Roman gelesen. “Alaska Highway Mile 895” spielt auch im Norden, allerdings im hohen Norden von Kanada.

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