Föhrer Snupkroom – Bonbons aus eigener Herstellung

Föhrer Snupkroom

Als ich kürzlich auf der Nordseeinsel Föhr war, nahm meine Freundin mich mit zu einem neuen Ladengeschäft in Oevenum.
„Das musst du unbedingt sehen“, meinte sie.
Nun bin ich keine Naschkatze und lutsche normalerweise nur bei einer Erkältung ein paar Bonbons mit Eukalyptus, um meine Nase frei zu bekommen. Und diese auch immer zuckerfrei. Ich achte nämlich auf meine Gesundheit, meine Figur und vor allem auf meine Zähne.
Deshalb betrat ich etwas skeptisch den Laden mit dem lustigen bunten Ladenschild.

Föhrer Snupkroom

Doch was soll ich sagen, nach wenigen Sekunden war ich schon vollkommen eingenommen von der herrlichen Pracht, die sich im Laden vor meinen Augen ausbreitete. Auf den weißen Regalen des Ladens standen verpackt in transparenten Tütchen, in großen Einweggläsern, in Körben und kleinen Gläsern eine Vielzahl von bunten Bonbons, große und kleine Lutscher und Fruchtgummi in allen Formen und Farben. Neugierig geworden, schaute ich mich näher um. Auffällig waren bei all dem „Snupkroom“ (süße Sachen) die Formen, die beinahe ausschließlich maritime Motive zeigten. So gab es kleine Bonbon-Fische in vielen Farben und Geschmacksrichtungen, große und kleine Muscheln, Anker und „Sebastian die Krabbe“ umhüllt von pinkfarbenem Zuckerzeug. Fruchtgummis gab es in der Form von Deichschafen, Seehunden, Meerjungfrauen, Segelbötchen, Wattwürmern, Lachmöwen und Seesternen, um nur einige der vielen Motive zu nennen. Selbstverständlich gab es all dies in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen, wie Mango, Sanddorn oder Waldmeister. Neben Bonbons mit maritimer Prägung fand ich auch klassische Formen, wie Kissen, Früchte und Stäbchen in zigfachen Ausführungen und Aromen.
Kurioses gab es auch zu bestaunen. Kleine, graue menschliche Füße aus Fruchtgummi trugen den Namen „Salzige Wattläufer“. Daneben lagen die „Piraten“, rotschwarze Totenschädel mit gekreuzten Knochen.
Ein Farben- und Formenrausch, an dem ich mich nicht sattsehen konnte.

Föhrer Snupkroom

Meine Freundin löste mich aus der Betrachtung und zog mich hinüber zur anderen Seite des Ladens. Hier arbeiteten Enken Brodersen und Tanja Nissen, aus hygienischen Gründen durch eine Glaswand vom Rest des Ladens getrennt. Sie kneteten weiße und grüne Bonbonmasse, zogen sie zu langen dünnen Strängen, legten diese nebeneinander und verbanden sie, indem sie ein wenig Wasser auf die Flächen pinselten, die aneinander haften sollten. Dann wurde die Masse mehrfach gefaltet und wieder in die Länge gezogen. So entstand nach und nach eine weiß-grün gestreifte Bonbonmasse. Von dieser schnitt Tanja mit einer Schere ein Stück ab, zog es noch einmal in die Länge und legte den Streifen zwischen die beiden Walzen der Bonbonmaschine. Jetzt wurde gekurbelt, was das Zeug hielt und siehe da, lauter kleine grün- und weißgestreifte Fische entstanden.
„Wollt ihr probieren?“, fragte Enken freundlich.

Föhrer Snupkroom

Wir wollten. Und ich muss sagen, die Fischlein schmeckten herrlich. Der prickelnde Geschmack von Waldmeister verbunden mit einer sanften Süße verwöhnte meinen Gaumen. Kaum war die Bonbonmasse abgekühlt, lösten sich die Fische wie von selbst von einander.
Enken Brodersen aus Midlum, die Inhaberin des Ladens, erzählte, dass sie vor ein paar Jahren die Idee hatte, Bonbons selbst herzustellen. Sie experimentierte und recherchierte monatelang, kochte Zucker, formte ihn und verwarf auch manches wieder. Es war nicht leicht, zu erlernen, die süße Bonbonmasse mit der richtigen Mischung aus Geduld und Schnelligkeit bei der richtigen Temperatur und im passenden Moment zu bearbeiten. Dazu brauchte es einiges an Erfahrung, aber die stellte sich nach und nach ein.
Der Wunsch zur eigenen Bonbonfabrikation kam im November 2012 der Verwirklichung einen großen Schritt näher. Enken erwarb eine historische Bonbon-Walzenmaschine. Diese war vor über 100 Jahren von Thomas Mills & Brothers in Philadelphia gefertigt worden und trat nun ihre Reise zur Insel Föhr an. Die Maschine wurde von dem Sammler, in dessen Besitz sie war, persönlich nach Dagebüll gebracht und dort an die gespannt wartenden Bonbonmacherinnen übergeben. So begann eine Leidenschaft, die inzwischen zu einem guten Geschäft geworden ist.
Als dann im Februar 2017 das neue Ladenlokal mit seiner schönen weißen Einrichtung bezogen wurde, war das Glück des Teams vom „Föhrer Snupkroom“ perfekt.
Natürlich konnte ich nicht widerstehen und kaufte ein paar Tütchen mit Bonbons. Diese werde ich jetzt nach und nach genießen und dabei an den schönen Aufenthalt auf der Insel Föhr zurückdenken.

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Föhrer Snupkroom
Wohlackerum 2
Oevenum / Föhr

Text und Fotos:© Xenia Marita Riebe

Föhrer Snupkroom

Kürzlich habe ich auf Föhr aus meinem neuen Roman gelesen. “Alaska Highway Mile 895” spielt auch im Norden, allerdings im hohen Norden von Kanada.

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