Xenia Marita Riebe – World Press Blätter – Ein Begleitprojekt zum Global Citizen ART Project
Als die Künstlerin Xenia Marita Riebe 2007 ihr Global Citizen ART Project vollendet hatte, schuf sie aus den verbliebenen Originalzeitungen aus aller Welt eine weitere Kunstreihe.
Dazu wählte sie aus jeder Zeitung ein aussagekräftiges Foto oder einen Text aus und machte daraus einen Ausriss, den sie auf Aquarellpapier klebte und mit Farbe und einer Kohlezeichnung versah. Diese Arbeiten haben alle einheitliche Größe von 32 x 23 cm.
Fremdartige Schriften
Wenn die Zeitung in einer interessanten Schrift verfasst war, wählte die Künstlerin gerne Ausrisse mit Teilen von Texten, die in der fremdartigen Schrift gedruckt waren. Beispiel hierfür sind die Zeitungen aus Äthiopien, Thailand, Eritrea, Kuwait, China, Japan, Kambodscha, Laos, Myanmar, Sri Lanka, Malediven, Armenien, Turkmenistan, Griechenland, Georgien und die Marshallinseln.
Artikel in fremden Sprachen
Besonders interessiert war die Künstlerin an Zeitungsartikeln, die in der Landessprache verfasst waren. Hier wählte sie Ausrisse mit Texten, die sie nicht lesen, deren Inhalt sie aber anhand der Fotos erraten konnte. Beispiele hierfür sind World Press Blätter aus Tunesien; Malediven, Myanmar, Malaysia,und Palästina.
Viele blieben auch rätselhaft wie Artikel aus Ruanda, Togo, Russland, China, Japan, Slowakei, Ungarn und Tonga.
Artikelfotos mit politischer Aussage
Konnte die Künstlerin die Schrift der Zeitung nicht lesen, so wählte sie möglichst einen Ausriss mit einer eindeutig politischen Aussage. Als Beispiel gelten World Press Blätter aus Tansania, Tonga, West Samoa, Kroatien, Albanien, Kolumbien und Bolivien.
Das Blatt aus Albanien zeigt demonstrierende Männer, die wütend die Fäuste recken. In der mexikanischen Zeitung hält eine Frau ein selbstgemaltes Transparent in die Kamera. Ein Artikel in der mazedonischen Zeitung scheint wütende Bauern hinter Kornsäcken zu zeigen. Die Nord Koreanische Zeitung bringt einen Artikel über das Schulsystem. Zu sehen sind kleine Mädchen hinter Schulbänken. Traurig ist der Artikel aus dem Jemen, der in englischer Sprache verfasst ist und über die hohe Zahl der erst 10 jährigen Mütter im Land berichtet.
Religiöse und kulturelle Aussagen
Die Zeitung des Vatikan Staates bietet ein klassisches Beispiel für eine religiöse Aussage. Aber auch in der bulgarischen Zeitung war ein solcher Artikel der Aufmacher.
Häufig hat die Künstlerin auch Bilder aus dem kulturellen Leben des jeweiligen Landes gewählt. Zum Beispiel Kamelreiten im Irak, traditionelle Tänze aus Mikronesien, eine Tanzshow aus Israel oder ein Foto von einer Theateraufführung aus Liechtenstein.
Sportreportagen
Aber auch der Sport durfte nicht fehlen. So brachte das Radsport verrückte Belgien ein Foto von Robbie McEwen und in Italien war ein Foto von der Fussball-Europameisterschaft der Aufmacher. Aber es gab auch andere Sportereignisse, die Einzug in das World Press Projekt hielten, wie zum Beispiel ein Artikel aus der kenianischen Zeitung, der strahlende Läufer zeigte.
Zeichnungen
All diese Zeitungsausrisse – 200 an der Zahl – klebte Xenia Marita Riebe auf Aquarellpapier, versah sie jeweils mit farbigen Elementen und brachte anschließend eine Kohlezeichnung auf. So entstand eine umfangreiche, aussagekräftige Reihe. Jedes Blatt wurde von der Künstlerin signiert und auf der Rückseite mit dem Namen des jeweiligen Landes und mit einem World-Press-Sempel und einer Nummer versehen. So trägt das Blatt von Tansania, auf dem ein Foto vom Urnengang einer Frau zu sehen ist, die Nummer 29. Das Blatt vom Inselstaat Tonga hat die Nummer 170. Hier ist auf einem Foto zwischen Insulanerinnen eine hellhäutige Frau mit Blumenkette und Blumenhut zu sehen. Offenbar wurde sie für etwas ausgezeichnet. Der Artikel ist in der Landessprache verfasst und deshalb für die Künstlerin nicht lesbar.
World Press Book
Doch damit nicht genug. Xenia Marita Riebe schuf auch ein Künstlerbuch mit ebenso 200 Ausrissen aus Originalzeitungen aus 200 Ländern der Welt. Hierin sind neben Zeichnungen auch Sprichwörter und Aussagen von bedeutenden Menschen zu lesen. Das World Press Book ist 21 x 13 cm groß und hat 202 bearbeitete Seiten.
So lautet ein afrikanisches Sprichwort gleich zu Beginn des Buches:
Wenn an vielen kleinen Orten
viele kleine Menschen
viele kleine Dinge tun,
wird sich das Angesicht unserer Erde verändern.
Leider gilt dies im positiven wie im negativen Sinn und man kann nur hoffen, dass die positiven Impulse in der Überzahl sind.
Wie dem auch sei. Die Künstlerin Xenia Marita Riebe wollte mit ihrem Global Citizen ART Project, das zwischen 2003 und 2007 entstand, und mit den begleitenden World Press Blättern sowie dem World Press Book auf die Gefahren der Globalisierung aufmerksam machen. Die Kunstwerke sind aber auch ein Kaleidoskop der unterschiedlichen Kulturen, eine Dokumentation der unterschiedlichen Sprachen und Schriften und nicht zuletzt eine Kritik an politischen Verhältnissen und Menschenrechtsverletzungen, die leider immer wieder und in vielen Ländern der Welt geschehen.
Versuchen wir, nach dem afrikanischen Sprichwort zu handeln und die Welt zu einem besseren Ort zu machen!
Die World Press Blätter wurden in verschiedenen Ausstellungen gezeigt.
Text, Fotos und Kunstwerke: © Xenia Marita Riebe
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