Mit Eazy von Iringa nach Mbeya (Tansania). – Teil II einer Reise durch Tansanias Südwesten


Eazy, der Inhaber von Eazys Place, begleitete meine Tochter Anika und mich in den Südwesten Tansanias.

Wir waren mit Eazy ein paar Tage in Iringa gewesen und hatten dort einiges Interessantes erlebt.
Lies hier meinen Bericht.

Von Iringa fuhren wir mit dem Bus nach Mbeya. Wir verließen Iringa, die schöne Stadt auf der Hochebene (1550 Meter ü. M.) am Rand der Southern Highlands mit Bedauern und im Bewusstsein, hier sehr gastfreundlich aufgenommen worden zu sein. Ja, es fühlte sich sogar so an, als ließen wir in Iringa neu gewonnene Freunde zurück. Es regnete. Am Busbahnhof herrschte reges Treiben. Menschen versuchten sich vor dem Regen unterzustellen und warteten mit ausdruckslosen Gesichtern. Andere schleppten Gepäck herum oder handelten Fahrpreise aus. Wir waren froh, einen Platz in einem Bus bekommen zu haben. Endlich ging die Fahrt nach Mbeya los.
Mbeya liegt im südlichen Hochland von Tansania, etwa 850 Straßen-Kilometer von Dar es Salaam entfernt, am Fuße der Mbeya-Range. Die Stadt breitet sich in einem Tal in 1600 bis 1900 Meter über dem Meeresspiegel aus und schaut zum Mount Mbeya auf, der mit 2818 Metern der höchste Berg der Mbeya-Range ist. Die andere Talseite bilden die Poroto-Berge mit dem 2960 Meter hohen Mount Rungwe. Mbeya wurde erst vor circa 70 Jahren aus dem Zusammenschluss einiger Dörfer gegründet und zählt heute ca. 280.000 Einwohner.

Aufstieg zum Kratersee des Mount Ngozi
In Mbeya machten wir am zweiten Tag unseres Aufenthalts einen Ausflug zum Mount Ngozi, der im 100 Quadratkilometer großen Poroto- Ridge-Waldreservat liegt. Der Vulkan, der vor rund 40.000 Jahren erlosch, ist 2622 Meter hoch. Sein Kratersee ist mit 4 Quadratkilometern der zweitgrößte Afrikas. Leider darf man den Berg nur mit einem Führer besteigen, den man im Dorf Isongole buchen und bezahlen muss. Hier bezahlten wir auch den Eintritt für das Waldreservat. Unseren Guide trafen wir auf dem Parkplatz und schon ging es los. Wir wanderten durch einen Regenwald, vorbei an hohen Bambusstauden und wilden Bananenpflanzen und es tropfte von allen Blättern. Der Trampelpfad war durch den Regen sehr aufgeweicht und das Gehen erforderte schon einige Trittsicherheit. Der Guide benannte die unterschiedlichsten Pflanzen und zeigte uns einige der unzähligen Vogelarten, die in diesem Wald beheimatet sind. Wir sahen zwei Affen und hörten die Geräusche von einigen anderen Tieren. Nur das seltene dreihörnige Chamäleon (chamaeleo fuelleborni), das nur am Mount Ngozi lebt, sahen wir leider nicht. Nebenbei zeigte uns der Führer ein dickes Blatt, dessen oberste Schicht er abzog und dadurch stark mit Flüssigkeit gefüllte Fasern freilegte. Er erklärte uns, dass dies das beste Wasser sei und dass es von den Einheimischen zum Trinken genutzt wird. Eazy und Anika probierten es und es schmeckte ihnen gut.
Langsam wurde der Anstieg steiler und wir mussten immer häufiger über umgefallene Bäume oder Baumwurzeln klettern. Auch galt es, recht hohe Felsbrocken zu erklettern, die zum Teil schlüpfrig waren. Wir befanden uns nun in einem Waldgebiet ohne Durchsicht. Weder der Himmel war zu sehen – oder auch nur zu erahnen – noch wohin der Pfad uns führen würde. Es war feucht und kühl und trotzdem schwitzten wir von der Anstrengung des Aufstiegs. Meine Hose war inzwischen bis zu den Knien durchnässt und auch meine Schuhe waren patschnass.
Nach ungefähr zwei Stunden erreichten wir den Aussichtspunkt und konnten hinunter zum Kratersee blicken. Hier legten wir endlich eine Pause ein. Ich setzte mich auf einen Felsen und genoss die Stille, die hier herrschte. Der Blick auf den unter uns liegenden See war überwältigend. Bis zu 300 Meter hohe, mit Urwald bewachsenen Felswände umgeben ihn. Der See selbst ist 2,5 Kilometer lang und 1,6 Kilometer breit. Wir konnten ihn aufgrund der üppigen Vegetation, die uns umgab, nur teilweise überblicken. Ich sah eine kleine bewaldete Insel und an ihrem Strand Tiere, die ich ohne Fernglas nicht klar erkennen konnte. Das Wasser des Sees erschien an diesem Tag grau, denn der Himmel war stark bewölkt. Der Guide erklärte aber, dass der Kratersee häufig azurblau oder türkisgrün aus der Tiefe heraufschaut, denn seine Farbe ist sowohl vom Tageslicht als auch von der Bewölkung des Himmels abhängig. Laut einer Sage soll der See das Werk eines aus dem Volk ausgestoßenen Zauberers sein. Auch sollen immer wieder Personen, die dem Kratersee zu nahe kommen, verschwinden. Wenn dies kein Gerücht ist, hat es wahrscheinlich mit den gelegentlich aus dem Krater auftretenden Gasblasen zu tun. Rund um den Mount Ngozi und auch an den Hängen des Kratersees leben keine Menschen. Diese Welt gehört allein den Tieren. Unzählige Arten finden im geschützten Bereich dieses Urwald ihren Lebensraum.

Ich war nach dem beschwerlichen Aufstieg sehr erschöpft und blieb lange oberhalb des Kraters sitzen. Eazy und Anika überlegten, zum See hinunterzugehen. Der Abstieg hätte noch einmal zwei Stunden gedauert und der Aufstieg ähnlich lange. Deshalb entschieden sie sich dagegen und schließlich brachen wir zum Rückweg auf. Der halsbrecherische Abstieg begann. Die Felsen, auf denen wir abwärts gingen, waren mit Moos und Flechten bewachsen und teilweise sehr glitschig. Immer wieder mussten wir Äste und Zweige zur Seite biegen, um uns einen Durchgang zu schaffen. Moskitos umsummten uns, stachen aber nicht, weil wir uns mit Mückenschutz eingerieben hatten. Trotzdem nervten sie ziemlich. Unterwegs begann es zu regnen und nun wurden wir auch noch von oben nass. Die Wege in der Talsohle waren inzwischen zu kleinen Bächen geworden. Schlamm spritzte mit jedem unserer Schritte in die Höhe. Meine ehemals beige Wanderhose war nun bis zu den Knien braun vom Schlamm. Auch Anika und Eazy waren durchnässt und ich glaube wir alle sehnten uns danach, dieser schwülen Vegetationshölle zu entkommen. Endlich erreichten wir den Parkplatz, auf dem unser Auto wartete. Wir bedankten uns herzlich bei unserem Guide und gaben ihm ein Trinkgeld. Er verabschiedete sich und ging sofort hinüber zu seinem Unterstand, denn auch er war ziemlich nass geworden. Zurück in der Sonne trockneten unsere Hosenbeine recht schnell. Wir blieben noch eine Weile am Auto stehen, tranken Wasser und aßen ein paar Früchte, die wir im Wagen zurückgelassen hatten. Dann stiegen wir ein und Eazy fuhr zurück in Richtung Mbeya.

Unterwegs kamen wir an einem Dorf vorbei. Es bestand aus ärmlichen Hütten mit Dächern aus Palmblättern. Wir konnten beobachten, wie die Menschen, die dort leben, ihren Alltag bestreiten. Die Gegend wirkte nicht sehr einladend, ja, eher grau und schlammig. Frauen kamen mit großen Bündeln von Feuerholz auf das Dorf zu. Wir sahen sie als Silhouetten am Horizont. Ein Mann mühte sich mit einer Axt ab, einen Baumstumpf zu zerkleinern. In der Mitte des Treibens schwelte ein Feuer, an dem eine junge Frau saß. Niedlich waren zwei ganz kleine Kinder. Sie mochten etwas älter als ein Jahr sein, ein Junge und ein Mädchen, die in verschmutzten Kleidern durch das Dorf gingen, sich an der Hand hielten und schließlich ein wenig mit einander tanzten. Sehr süß!


Bei einem Stadtrundgang durch Mbeya kamen wir auch an einer Elementary-School vorbei. Dort standen die kleinen Jungen und Mädchen in ihren Schuluniformen zum Morgenappell aufgereiht und sangen die Nationalhymne von Tansania. Ein gestrenger Lehrer führte die Aufsicht und hielt dabei einen Stock in der Hand. Ich mochte ihn nicht, denn er schaute die ganze Zeit ziemlich böse, nicht nur auf seine Schüler herunter, sondern auch zu uns hinüber.
In Mbeya zurück gingen wir zum Bahnhof der TAZARA (Tanzania-Zambia Railway), weil wir Tickets für unsere Rückfahrt nach Dar es Salaam kaufen wollten. Das Bahnhofsgebäude war sicher früher einmal prächtig gewesen. Es liegt ein wenig abseits auf einer Anhöhe und eine breite Treppe führt zum Eingang. Der Wartesaal war riesig und mit Holzbänken eingerichtet, die zum größten Teil sehr verschlissen wirkten. Sitzflächen waren aufgerissen und das Polster schaute heraus. In einer Ecke schlief ein Mann auf einer Bank. Der Saal lag ansonsten völlig verwaist in der Mittagshitze. Nur ein Putzmann mühte sich damit ab, den gefliesten Boden zu wischen. Eazy ging zum Fahrkartenschalter und kaufte die letzten Tickets, die es für den nächsten Tag noch gab. Leider wurde uns gesagt, dass wir in verschiedenen Abteilen fahren mussten. Es gab im Zug Frauen- und Männerabteile. Die Fahrkarten waren 1. Klasse Tickets, aber sie waren nicht sehr teuer. Ich hatte ein komisches Gefühl dabei, 1.Klasse zu reisen, aber da es keine anderen Fahrkarten gab, beließen wir es dabei. Später sollte ich noch froh darüber sein. Doch davon im nächsten Teil meines Berichts.

Text und Fotos: © Xenia Marita Riebe

Lies auch:  “Mit Eazy von Iringa nach Mbeya (Tansania)”. – Teil I einer Reise durch Tansanias SüdwestenTeil I

 

2 Kommentare zu „Mit Eazy von Iringa nach Mbeya (Tansania). – Teil II einer Reise durch Tansanias Südwesten

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