Mit Eazy nach Iringa, Tansania – Teil I einer Reise durch Tansanias Südwesten

Emil Mjema, genannt Eazy, Inhaber von Eazy`s Place

Eazy, der Inhaber von Eazy’s Place, begleitete meine Tochter Anika und mich in den Südwesten Tansanias.

An einem Tag im Februar machten Eazy, Anika und ich uns auf, um von Dar es Salaam mit dem Bus nach Iringa zu fahren. Zuvor hatten wir ein paar herrlich erholsame Tage auf Eazy’s Place verbracht. Eazy hatte uns in seinem neuen Gästehaus untergebracht und uns mit allem verwöhnt, was wir uns nur wünschen konnten. Ein köstliches Frühstück mit heimischen Produkten, frischer Milch und gutem Kaffee, ein wunderbares Abendessen, bestehend aus Ugali mit Bohnen und Spinat und danach selbst geröstete Cashewkerne. Abends tranken wir eisgekühltes Bier unter dem Banda, den Blick in den afrikanische Nachthimmel gerichtet, an dem hinter den Silhouetten der Palmen 1000 Sterne glitzerten.

Kinder im Bus nach Iringa

Nun fuhren wir also zuerst mit einem Bajaji (Motordreirad mit Dach) bis nach Ubungo und von dort mit dem Dala Dala (Kleinbus) bis zum Busbahnhof. Eazy besorgte die Tickets, denn sie sind für Einheimische billiger. Und tatsächlich kam der Bus beinahe pünktlich, was in Dar eine Seltenheit ist. Unsere Rucksäcke wurden im Laderaum verstaut und wir stiegen ein. Nach einer Viertelstunde Wartezeit ging die Fahrt auch wirklich los. Wir fuhren auf der A7, der Morogoro Road aus der Stadt hinaus. Die Straße war recht gut und die Sitze im Bus ebenso. Eine Schulklasse saß mit im Bus, lauter Kinder im Alter von ca. 10 Jahren. Sie waren alle gutgelaunt und hatten ihren Spaß an der Busfahrt. Doch dann schaltete die Hostess ein Video ein und alle Gespräche und auch die Stimmen der Kinder verstummten. Der Film, der uns präsentiert wurde, und dessen Ton so laut gestellt war, dass ein Entrinnen unmöglich war, begann vergleichsweise harmlos. Doch dann entpuppte er sich als einer der schlimmsten Streifen, den ich je gesehen habe. Eine afrikanische Frau wurde pausenlos vergewaltigt und geschlagen. Sie wurde schwanger, verstoßen und gebar ein Kind auf einem Feldweg, um kurz darauf wieder vergewaltigt zu werden. Es war grauenvoll! Ihre Schreie durchdrangen den Bus und die Reisenden rutschten immer tiefer in ihre Sitze. Ich fragte, ob die Hostess das Video abschalten oder ein anderes einlegen könne. Sie verneinte mit arrogantem Blick. Mir taten die Kinder leid, die diesen Schreckenszenarien ausgesetzt waren, vor allem die kleinen Mädchen. Da die Fahrt acht Stunden dauern sollte, gab es nach Ende des Videos nur eine kurze Pause, ehe das nächste eingeschaltet wurde. Dieses Mal saß eine Familie mit kleinen Kindern in ihrem Auto und wurde von einem Rudel Löwen angegriffen. Wie froh war ich, als wir nach mehr als neun Stunden Fahrt endlich Iringa erreichten.
Unterwegs waren wir durch wunderschöne Landschaften gefahren. Wir durchfuhren den Mikumi National Park und kamen am Kitonga Mountain vorbei. Die Aussichten aus dem Busfenster waren grandios.

Iringa selbst ist ein kleines Städtchen am Rand der Southern Highlands. Es liegt auf 1550 Meter über dem Meeresspiegel auf einer flachen Hochebene umgeben von teils bewaldeten, teils felsigen Hügeln, 500 Kilometer südwestlich von Dar es Salaam. Südlich von Iringa fließt der Ruaha River. Die Gründung der Stadt geht auf die Deutschen zurück, die dort ein Fort errichteten, um die Hehe (Ethnie in Tansania) Respekt zu lehren, die in der Schlacht von Lugalo (1890) mit ihrem Chief Mkwawa gegen die deutschen Truppen aufstanden.
In Iringa sind noch einige Gebäude aus der Kolonialzeit erhalten, z.B. die deutsche Markthalle, eine Militärstation und das Gerichtsgebäude.
Wir suchten uns eine Unterkunft und Eazy führte uns zu einem Haus, das zur Ruaha University gehörte. Dort bekamen wir zwei Zimmer, die sehr klein und karg möbliert waren, mit dem WC auf dem Gang. Frühstück gab es in einem großen Raum, der früher wahrscheinlich einmal die Mensa gewesen ist. Insgesamt war das ganze Haus etwas heruntergekommen, aber die Zimmer waren billig. Wir zahlten nur 48 000 Tansanische Schilling, etwa 18 € pro Nacht.

Haus von Eazys Verwandten in Iringa (rotes Backsteinhaus)

Eazy hat in Iringa Verwandte, die er gerne besuchen und denen er uns vorstellen wollte. Also gingen wir zu einer Dala Dala Haltestelle – sie war mit einem alten rostigen Tank gekennzeichnet – und warteten mit einer Reihe anderer Leute. Schließlich kam der Dala Dala um die Ecke und hielt. Leider war er schon so voll, dass ich dachte, wir müssten wohl auf den nächsten warten. Doch der Conductor stieg aus und bedeutete uns, einzusteigen. Also bezahlten wir den Fahrpreis und quetschten uns in den Bus. Es war sehr heiß und augenblicklich begann ich zu schwitzen. Auch alle anderen Passagiere schwitzten und der „Duft“ im Bus war nicht sehr angenehm. Kurz darauf hielt der Dala Dala wieder. Zwei Leute stiegen aus und zehn weitere ein. An der Haltestelle, bevor wir aussteigen mussten, schob der Conductor eine dicke Afrikanerin in den Bus und stellte sich selbst vor sie auf die Stufe, damit sie nicht herausfallen konnte. Die Hitze und der Schweißgeruch waren nun unerträglich und nahmen mir den Atem. Auch Anika stöhnte. Nur Eazy schien dies alles nichts auszumachen.
Zum Glück stiegen wir bald aus und konnten die letzten 700 Meter bis zum Haus der Verwandten zu Fuß zurücklegen. Wir wurden überaus freundlich empfangen und bekamen von Happy, einer hübschen Frau, die um die 30 Jahre sein mochte, einen Kaffee serviert. Stella, die Dada (Dienstmädchen) des Hauses brachte uns Kleinigkeiten zu essen. Lemmi, der wohl ein Cousin von Eazy war, stellte sich uns auf Deutsch vor. Er studierte in Dar es Salaam Jura und träumte davon, später nach Deutschland zu kommen. Deshalb lernte er schon fleißig Deutsch. Alle waren super nett. Das Haus, in dem sie wohnten war neu gebaut und stand am Rand von Iringa, am Fuß eines Berges.
Anika ging es nicht gut. Sie hatte schon seit ein paar Tagen leichten Durchfall, der sich nun verschlimmert hatte. Sie fragte nach der Toilette und Lemmi zeigte ihr einen Wellblechverschlag, in dem ein einfaches Erdloch als Toilette diente und der vorn einen Vorhang als Tür hatte. Hier wollte Anika sich nicht erleichtern und sie drängte darauf, wieder zum Hotel zurückzufahren. Nun hatte die nette Familie aber schon für uns gekocht und besonders die Frauen waren sehr enttäuscht, dass wir nicht bleiben konnten. Wir entschuldigten und vielmals und versprachen, bald wiederzukommen.

Bild mit Tigern, dass wir in Iringa kauften

Am nächsten Morgen ging es Anika wieder besser und wir gingen auf den Markt von Iringa, um für Eazys Verwandte ein Geschenk zu kaufen. Es war uns nämlich sehr unangenehm, dass wir ihre Einladung zum Essen ausgeschlagen hatten. Mir war aufgefallen, dass die Wände im Haus der Familie alle undekoriert waren. Selbst im Wohnzimmer, wo es immerhin richtige Möbel und einen Deckenventilator gab, waren die Wände lediglich verputzt und nicht gestrichen und es gab kein einziges Bild. Dabei konnte die Familie nicht arm sein, denn sie hatte immerhin eine schöne geblümte Polstergarnitur und einen Tisch, auf dem ein üppiges Gesteck aus Kunstblumen stand. Ähnliche Gestecke hatte ich schon in Hotels gesehen, und ich schloss daraus, dass es in Tansania besonders schick war, sich mit Kunstblumen zu umgeben. Und das in einem Land, in dem Blumen, vor allem Rosen, für den europäischen Markt produziert werden und in dem es an Wildblumen nicht mangelt.
Ich hielt also besonders nach Bilder oder Poster Ausschau. Aber es gab nur solche mit religiösen Motiven. Eine Herz-Jesu Abbildung nach der anderen und auch Maria mit dem Kind unter einem Glorienschein war scheinbar sehr beliebt. Die Abbildungen waren allesamt unglaublich kitschig. Plötzlich machte Eazy mich auf ein sehr großes Gemälde aufmerksam, das auf eine Plastikbahn gedruckt worden war. Es zeigte zwei Tiger vor einem Wasserfall, der aus einem üppigen Urwald herabstürzte. Es war so kitschig, die Farben so unnatürlich, dass ich es nicht kaufen wollte. Eazy überzeugte mich aber davon, dass es genau das richtige Geschenk sei. Also kaufte ich es, wenn ich mich auch sehr unwohl dabei fühlte.
Und schon fanden wir uns im Dala Dala wieder, auf dem Weg zu den Verwandten. Eazy hatte Recht gehabt. Die Freude über das Bild war riesig. Lemmi schlug sofort einen Nagel in die Wand über der Polstergarnitur und hängte das Bild dort auf. Nun schauten die Tiger friedlich in den Raum. Binnen Minuten kamen alle Nachbar angelaufen, um sie zu bestaunen. Alle redeten durcheinander, klatschten vor Freude in die Hände und gratulierten uns zur Wahl des Bildes. Ich dagegen war immer noch davon überzeugt, dass es sich um eine echte Scheußlichkeit handelte. Aber mein Geschmack und meine Meinung zählten hier nicht.

Mount Mkimbizi, den wir bestiegen

Da es noch früh am Tag war, luden die jungen Leute des Hauses uns ein, mit ihnen auf den Mount Mkimbizi zu steigen. Wir waren einverstanden und machten uns auch bald auf den Weg. Wir waren eine Gruppe von neun Leuten und unsere Gastgeber trugen alles Mögliche mit sich. Mehrere Mineralwasserflaschen, einen Kanister mit Brauchwasser, einen kleinen Kanister selbstgemachten Wein, ein Bananenbüschel, Obst, Avocados, Zutaten für einen Salat und Servierplatten aus Metall. Ich bot mich an, beim Tragen zu helfen, aber das wurde abgelehnt. Nur Eazy durfte helfen.

Kuimba steckt zwischen Felsen fest

Der erste Kilometer unseres Weges führte auf einem schmalen Trampelpfad durch Gras- und Buschland, dann stiegen wir auf einem Weg in den Berg ein. Zuerst ging es noch halbwegs flach bergan, doch der Aufstieg wurde schnell steiler und der Weg war immer schwieriger zu erkennen. Wir überkletterten umgestürzte Bäume und mussten Buschwerk beseitigen, um voranzukommen. Es begann auch bereits, heiß zu werden, denn die Sonne stand schon ziemlich hoch. Schließlich standen wir vor einer Wand aus kahlen Felsen und Jabari und Hodari, die beiden etwa 12 und 13 jährigen Jungen kletterten als erste durch eine Art Kamin auf den Felsen hinauf. Stella, ein Bantumädchen – ziemlich rundlich und mit sehr kurzen Haaren – kletterte bis zur Hälfte hinauf, nahm von Kuimba die mitgebrachten Gegenstände entgegen und reichte sie hinauf zu den Jungen. Als alles oben war, kletterte Kuimba, ebenfalls ein rundliches Mädchen, hinauf, wobei sie in dem engen Kanal stecken blieb. Anika meinte, dass wir nun jeden Tag einmal hinaufklettern müssten, um ihr Wasser und Nahrung zu bringen. Aber Kuimba konnte sich wieder befreien.
Alle redeten durcheinander, scherzten und lachten. Sie hatten sichtlich Freude an dem Ausflug. Nun kletterten auch wir anderen zwischen den Felsen hindurch, was Anika großen Spaß machte, für mich aber ein wenig beschwerlich war. Oben angekommen befanden wir uns auf einem schmalen Plateau. Von hier hatte man einen fantastischen Überblick über Iringa und über das ganze Hochplateau, auf dem die Stadt liegt. Der Himmel war wolkenlos und die Sonne brannte herunter. Lemmi meinte, dass wir noch höher klettern sollten und ging voran. Die beiden Jungen erkletterten wie die Bergziegen einen weiteren Felsen, der etwa 15 Meter hoch aus dem Plateau herausragte. Ich schickte mich auch an, hinaufzuklettern, merkte aber schon bald, dass dies nicht so leicht war. Als ich ungefähr die Hälfte geschafft hatte, musste ich aufgeben und kam rückwärts zurück. Anika kletterte natürlich ohne jede Mühe hinauf, aber Stella hatte auch Probleme.

Stella klettert auf den Mount Mkimbizi

Deshalb beschlossen wir, auf dem ersten Plateau zu bleiben. Wer wollte, konnte ja zwischendurch höher hinaufklettern. Lemmi verteilte Plastikbecher und goss für jeden Mineralwasser ein. Die Erwachsenen, also er, Eazy, Anika und ich bekamen auch noch einen Becher vom selbstgemachten Wein. Unterwegs hatte ich gelernt, dass sie ihn aus Blättern einer bestimmten Buschart machten. Ich nippte nur ein wenig daran, denn ich hatte ein wenig Respekt davor. Er schmeckte allerdings sehr gut. Trotzdem hatte ich Angst vor seiner Wirkung. Lemmi machte sein Mobiltelefon an und spielte damit laute Musik. Dann begann er, mit Steinen eine Feuerstelle zu bauen, auf die er einen mitgebrachten Grillrost legte und darauf Bananen. Er ließ sie in der Schale rösten. Stelle saß bereits auf dem Boden und schnitt Gurken, Tomaten, Zwiebeln, Avocado und einiges andere klein. Tansanier machen dies sehr gewissenhaft und schneiden sehr kleine Stückchen. Deshalb brauchte die arme Stella sehr lange und sie tat mir leid, denn sie war noch jung und wollte sicher gerne mit den anderen herumlaufen und klettern. Außerdem merkte ich, dass sie immer wieder zu Anika herüber sah. Also nahm ich ihr die Schüssel und das Messer ab und machte mich selbst an die Arbeit. Stella war glücklich. Sie bedankte sich überschwänglich und war bald darauf verschwunden.

Xenia bereitet Salat vor

Nun merkte ich, wie beschwerlich es war, in der glühenden Sonne auf einem Felsen zu sitzen und Gemüse zu zerkleinern. Der Schweiß rann mir an den Schläfen herunter und ich war froh, als ich endlich alles kleingeschnitten hatte. Da kam Stella zurück und mischte alles mit einer Salatsoße aus einer Plastkflasche. Fertig war ein köstlicher Salat. Eazy hatte inzwischen Tomaten und Avocados aufgeschnitten und hübsch auf einer Platte arrangiert. Da auch die Bananen fertig geröstet waren, rief Lemmi alle zusammen und goss jedem von uns Wasser über die Hände, damit wir sie waschen konnten. Selten habe ich ein Essen so genossen wie dieses. Wir standen rund um einen flachen Felsen, der uns als Tisch diente. Dort standen die Platten mit den Bananenscheiben und den Salaten. Wir aßen mit den Fingern und tranken dazu Wein. Die Kinder waren fröhlich und neckten sich gegenseitig, im Telefon lief interessante Musik und die Umgebung tat das ihre dazu. Es war wundervoll! Nach dem Essen ging Stella herum, um unsere Hände mit Wasser zu übergießen. Dann wusch sie die Platten ab und verpackte sie. Kaum mit dieser Arbeit fertig, verschwand sie mit den anderen Kindern und Jugendlichen im Gebüsch. Wir tranken noch ein wenig Wein und ich trank dazu ziemlich viel Wasser. Lemmi warf die leeren Wasserflaschen, die aus Plastik waren, einfach ins Gebüsch. Anika sah das und sagte zu ihm: You shouldn`t do this. You destroy your own nature.“
Lemmi überlegte kurz und antwortete: „You are right.“
Er sammelte die Flaschen auf, legte sie zu einem Haufen zusammen und zündete sie an. Jetzt qualmte ein stinkendes Feuer auf dem Plateau, in das er nun auch noch die restlichen Abfälle warf. So hatte Anika sich Umweltschutz nicht vorgestellt. Trotzdem muss ich Lemmi verteidigen, denn selbst wenn er den Müll mit hinunter ins Tal genommen hätte, wäre er dort auch verbrannt worden. In Tansania gibt es leider keine Müllabfuhr und alle Abfälle werden in privaten kleinen Müllfeuern verbrannt.
Nachdem wir noch ein bisschen herumgeklettert waren und ich alles gefilmt hatte, machten wir uns auf den Rückweg. Singend und lachend liefen die Jungen und Mädchen den Berg hinunter. Ich freute mich über ihre natürliche Fröhlichkeit. Unten angekommen, musste Stella gleich zurück an die Arbeit, während wir Kaffee serviert bekamen.

Stella macht Kokosraspeln

Stellas Aufgabe war es, Kokusraspeln herzustellen. Dafür drehte sie geduldig die Hälfte einer Kokusnuss über einem speziellen Schabemesser. Eine sehr langweilige und doch schweißtreibende Aufgabe. Anschließend half sie beim Kochen. Mehrere Frauen saßen auf Stühlen vor dem Haus und putzten Gemüse, palten Erbsen und bereiteten andere Dinge zum Kochen vor, die ich leider nicht kannte. Dann wurden kleine Holzkohleöfen angezündet und es brutzelte und kochte bald in mehreren Töpfen. Stella rührte Ugali in einem großen Topf.
Etwa zwei Stunden später versammelte sich eine ganze Gesellschaft vor dem Haus. Männer, Frauen und Kinder, die uns als Onkel, Tanten, Nichten und Cousins vorgestellt wurden. Alle waren irgendwie mit Eazy verwandt und waren gekommen, um Eazys Freunde kennenzulernen. Leider sprach kaum einer von ihnen Englisch, sodass die Unterhaltung sehr schwierig war. Eazy, Lemmi und ein weiterer Student waren die Dolmetscher, die alles Gesagte aus dem Englischen in Suaheli übersetzten und umgekehrt. Eazys Verwandte waren alle sehr herzlich und freundlich und deshalb war die Stimmung trotz der Verständigungsschwierigkeiten gut.

Essen im Haus von Eazys Verwandten in Iringa

Wir saßen alle auf einer geflochtenen Matte auf der Erde vor dem Haus, aßen wieder mit den Fingern, diesmal aber von Tellern aus Porzellan. Dazu tranken die Erwachsenen Bier aus der Flasche. Immer wieder wurden die Schüsseln und Töpfe herumgereicht. Ich aß sehr viel, mehr als nötig war, aber alles schmeckte so gut und ich wollte dies auch zeigen. Als es dunkel wurde, zündeten die jungen Männer Holzscheite an und steckten sie in die Erde. Die Grillen zirpten, die Leute redeten und lachten und aus dem offenen Küchenfenster drang leise Musik nach draußen. Ein wundervolles Erlebnis!
Am nächsten Abend stand uns ein weiterer Besuch bei Verwandten bevor. Leider ging es Anika wieder so schlecht, dass sie im Hostel bleiben musste. Also fuhr ich mit Eazy allein los. Nach einigen Stationen mit dem Dala Dala stiegen wir aus und gingen eine recht steile unbefestigte Straße hinauf, an deren Ende ein großes neues Haus stand. Vor dem Eingang stand eine alte Frau und klatschte auf typisch afrikanische Art lachend in ihre Hände. Sie schien sich sehr zu freuen, Eazy zu sehen. Ich wurde vorgestellt und herzlich begrüßt. Die Frau bat uns ins Haus und führte uns vorbei an einer geräumigen Küche in das Wohnzimmer. Dort empfing uns ein alter Mann, der uns überschwänglich begrüßte. Er bat uns Platz zu nehmen. Ich sollte mich auf eine weiche rosafarbene Couch setzen, vor der ein gedeckter Tisch stand. Die alte Frau kam zurück und brachte eine Reihe von geflochtenen Matten mit, die sie mir zeigen wollte. Sie breitete eine nach der anderen vor mir aus und ließ Eazy die Muster und das Material erklären. Ich erfuhr, dass sie die Matten selbst machte und ich sollte eine aussuchen, die sie mir schenken wollte. Die Matten waren ca. 3 x 3 Meter groß und recht schwer und ich erklärte mit Eazys Hilfe, dass ich sie nicht im Flugzeug mit nach Hause nehmen könne. Die Frau schien enttäuscht zu sein, was mir sehr leid tat.
Sie nahm ihre Matten wieder mit und setzte sich später zu uns an den Tisch. Eazy erklärte mir, dass das Haus seiner Verwandten gerade erst fertig geworden war. Es war groß und hatte helle Balken, auf denen in ziemlicher Höhe ein mächtiges Blechdach schwebte. Die Wände waren unverputzt und Sand rieselte aus ihnen zum unbefestigten Boden hinunter. Eazy sagte, dass alle weiteren Arbeiten im Haus gemacht würden, wenn die Familie wieder Geld dazu habe. Im Haus lebten drei Generationen. Die Großeltern, mit denen wir nun am Tisch saßen, deren zwei Töchter, die nun in der Küche kochten und sieben Enkel, von denen ein ganz kleiner seiner Oma auf den Schoß kletterte.
Es dauerte nicht lange, ehe die ersten Speisen aufgetragen wurden. Frittierte Kochbananen, Reis, Hühnchen, Bohnen, Ugali und verschiedene Gemüse. Mein Teller wurde mit allem gefüllt und man forderte mich zum Essen auf. Tapfer begann ich, die Bananen, die sehr mächtig waren, zu essen. Da ich inzwischen auch ein wenig Durchfall hatte, verspürte ich keinen Hunger. Ich aß aus Höflichkeit und probierte alle Speisen, die auch wirklich lecker waren.

Eazys Salat

Doch die Frau des Hauses hörte nicht auf, meinen Teller immer wieder zu füllen. Da ich aber inzwischen ziemlich heftige Bauchschmerzen hatte, war es mir unmöglich, so viel zu essen. Deshalb suchte ich nach einem Ausweg und mir fiel mein Rucksack ein, der direkt neben meinen Füßen auf dem Boden stand. Ich öffnete vorsichtig den Reißverschluss und immer, wenn meine Gastgeber durch ihr Gespräch mit Eazy abgelenkt waren, ließ ich Bananen, Ugali und Co. in meinem Rucksack verschwinden. Unsere Gastgeber waren über meinen guten Appetit hoch erfreut und ich lobte auch das Essen überschwänglich. Nur Eazy wunderte sich, wie er mir später erzählte, über meinen Appetit. Da zeigte ich ihm den Inhalt meines Rucksacks und er lachte herzlich, wusste er doch, dass ich es gut gemeint hatte. Ich wollte einfach unsere Gastgeber nicht beleidigen, in dem ich ihr Essen ablehnte. Auf dem Rückweg zum Hostel bat ich Eazy, ein paar Bananen (Ndizi) für Anika zu kaufen, die ja den ganzen Tag nichts gegessen hatte. Eazy kaufte ein ganzes Büschel, an dem mindestens 25 Bananen hingen für 8 TZS, circa 0,03 €. Davon aß Anika nur zwei, denn ihr ging es immer noch nicht gut. Zum Glück hatte sie ihre Darminfektion zwei Tage später überstanden und wir konnten weiterreisen. Unsere Fahrt, wieder mit einem Bus, ging nun nach Mbeya.

Was wir dort erlebten, kannst du im Teil II der Reise lesen.

Text und Fotos: © Xenia Marita Riebe

Hier auch ein Video dazu: „Greetings from Iringa“

 

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