Helft den Insekten!

Biene auf einer Blüte der Flockenblume
Biene auf einer Blüte der Flockenblume

Der naturnahe Garten ist ein Zufluchtsort für Hummeln, Bienen und Co.

Wir wissen es schon seit langem. Die Zahl der geflügelten Insekten geht immer dramatischer zurück. In einer großangelegten Studie haben Forscher nun dokumentiert, dass der Bestand der Hautflügler in den letzten 30 Jahren um 76 % zurückgegangen ist. Dass dies verheerend für Struktur und Funktion fast aller terrestrischen Ökosysteme ist, muss ich wohl nicht extra betonen.
Doch wir können etwas tun, um den Rückgang der Insekten oder gar ihr Aussterben, aufzuhalten. Und es ist ganz leicht!
Trennen wir uns einfach von überlieferten Konventionen, also von traditionell anerkannten gesellschaftlichen Verhaltensregeln, die uns bisher als Norm gelten.
Wir haben gelernt, dass ein Garten ordentlich aussehen muss, dass dort kein „Unkraut“ wachsen darf und dass die Pflanzen, die wir dort kultivieren, möglichst große auffällige Blüten haben sollen.
Doch wer sagt uns, dass dieses erlernte Schema richtig ist und dass es nicht geändert werden darf?
Alles auf dieser Erde ist dazu da, hinterfragt zu werden! Auch die Doktrin des sterilen Gartens.

Biene an einer Blüte der Zaunrübe
Biene an einer Blüte der Zaunrübe

Der naturnahe Garten bietet Insekten eine Heimat

In meinem Naturgarten wachsen Pflanzen und Blumen, die in Deutschland oder zumindest in Europa heimisch sind. Diese liefern Nahrung für eine Vielzahl von Insekten, die ihrerseits Vögeln und Kleinsäugern als Nahrung dienen und so zum Erhalt der Nahrungskette beitragen.
Insekten benötigen zum Sammeln von Nektar und Pollen blühende Blumen und Sträucher. Viele Arten leben selbst vom Nektar, während sie ihre Larven mit Pollen ernähren. Andere Larven (Raupen) wiederum fressen Blätter von Pflanzen.
Für Blüten für gilt eine einfache Faustregel: Je einfacher und schlichter die Blüte, desto wertvoller ist sie für die Insekten. Das bedeutet, dass eine Reihe von Blumen, die im allgemeinen Verständnis als Unkraut gelten, wertvolle Nektarlieferanten für Hummeln und Bienen sind. Ich habe oft beobachtet, dass Insekten gerade die unscheinbarsten und kleinsten Blüten bevorzugen.
Aber das soll nicht heißen, dass wir unsere Gärten verwildern lassen sollen und dass es in ihnen nur noch „unscheinbare“ Blüten geben darf.

Biene auf einer Pfingstrose
Biene in der Blüte einer Pfingstrose

Blühende Schönheiten als Nahrungsquelle für Insekten

Es gibt durchaus eine ganze Palette von blühenden Pflanzen und Büschen, die wunderschön anzusehen und trotzdem nützlich für unsere Bienen und Hummeln sind.
Wer würde glauben, dass selbst die gefüllte Blüte der Pfingstrose Insekten anzieht? Und gibt es denn eine auffälligere Blüte als die duftende, duftige, große Blüte dieser alten Bauernblume? Und trotzdem sind es weniger die großen auffälligen Blüten, die Bienen anziehen.
Hummeln beispielsweise lieben Glockenblumen aller Art. Deshalb kultiviere ich in meinem Garten eine Anzahl von unterschiedlichen Glockenblumen, lat. Campanula. Da ist die Karpaten-Glockenblume, die Wiesen- und die Wald-Glockenblume, im Steingarten die Bärtige Glockenblume (Campanula barbata) und viele andere, einschließlich der Wildformen. Aber auch der Arznei-Beinwell, die Kleeblume und eine ganze Reihe von unterschiedlichen Mohnblumen. Auch die Akelei, mit ihren wunderschönen Blüten, die ich die „Tänzerin des Gartens“ nenne, ist sehr beliebt bei den Hummeln. Der Rittersporn, die Lupine, das Löwenmäulchen und die Blaue Berg-Flockenblume ziehen Bienen und Hummeln aller Art an. Sehr beliebt ist auch die Zaunrübe mit ihren hübschen kleinen Blüten und viele Steingartenpflanzen. Auch die Distel und die Taubnessel haben sehr viel Nektar in ihren Blüten und ziehen Insekten in Scharen an.

Biene landet auf Spornblume
Biene landet auf einer Blüte der Spornblume

Die Spornblume wiederum zieht das selten zu sehende Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum) an, einen Nachtfalter, der mit seinem langen Rüssel den Nektar der schönen Blume aufnimmt. Wegen seines auffälligen Schwirrflugs, wird der Falter auch Kolibrischwärmer genannt.
Sträucher wie Seidelbast, Holunder, Rot- und Weißdorn und Kornelkirche sind nicht nur wegen ihrer Beeren für viele Vögle als Nahrungsquelle unverzichtbar, sondern auch wegen ihrer Blüten, die den Hautflüglern Nahrung geben.

Hummel an Phacelia
Hummel sammelt Pollen an der Blüte der Phacelia (Gründünger)

Gründüngerpflanzen – nicht nur gut für den Boden

Lupinen und Phacelia reichern den Boden mit Stickstoff an und machen ihn so fruchtbarer. Ihre Blüten sind zudem wahre Bienenweiden. Die Blüten der Phacelia sind mit ihrer blau-violetten Farbe nicht nur schön anzusehen, sondern ziehen Bienen und Hummeln wie magisch an. Nirgendwo in meinem Garten ist ein solches Nebeneinander von unterschiedlichsten Insekten zu beobachten, wie in meiner Phacelia-Wiese. Dort wächst nebenher auch Raps, der ebenfalls bei den Bienen sehr beliebt ist.
In die Blüten der Lupine und des Fingerhuts klettern gerne Hummeln. Es ist schön anzusehen, wie die Hummeln mit ihren Füßen die unteren Blütenblätter herunterschieben um in die Blüte der Lupine klettern zu können.
Wer Hummeln und Bienen bei der Arbeit beobachten will, braucht gute Augen, denn die kleinen Insekten sind sehr schnell und lassen sich nur selten für einen Augenblick nieder. Meistens summen sie umher und besuchen in schneller Folge eine Blüte nach der nächsten. Haben sie dann genug Pollen gesammelt, kehren sie zu ihrem Bau zurück, um schon bald wieder erneut an die Arbeit zu gehen.
Zu den Insekten im Garten gehören natürlich auch Ameisen, Käfer, Libellen und Schmetterlinge.

Wespen an der Tränke
Vier Wespen holen Wasser an der Insektentränke

Wie mache ich meinen Garten fit für Insekten?

Wichtig ist es, für ein ausreichendes Nahrungsangebot zu sorgen. Dazu sollte keine Wildblumenmischung verwendet werden, sondern lieber gezielt Pflanzen ausgewählt werden, die viel Blütenstaub bieten. Neben der Vielfalt ist es auch sinnvoll, von einer Pflanzenart mit viel Pollen viele Exemplare anzubieten. Auch sollte man vom Frühling bis zum Herbst Nahrungsquellen bereitstellen. Das heißt, dass zu jeder Zeit blühende Pflanzen für Bienen und Hummeln zur Verfügung stehen sollten.
Ein Angebot an Wasser für Insekten sollte im Garten auch nicht fehlen. Ich stelle eine Tonschale mit Wasser bereit, in deren Mitte ein Stein liegt. Den ganzen Sommer über kommen Wespen dorthin und tragen Wasser fort, das sie zum Kühlen ihrer Nester durch Verdunstungskühle benutzen. Aber auch für den Bau ihrer Nester benötigen Wespen Wasser. Dafür raspeln sie von Hölzern die aus Zellulose bestehenden Pflanzenteile ab und verarbeiten diese mit Hilfe ihres Speichels zu Brei. Aus diesem Rohstoff, der in der Herstellung dem des Papiers ähnelt, bauen Wespen die Wände ihrer Behausungen.
Wenn kein Teich oder eine andere, dauernd gefüllte Wasserstelle zur Verfügung steht, kann bei länger anhaltender Trockenheit das Trinken für Bienen, Wespen und Käfer tatsächlich auch zum Problem werden. Sie nehmen dann gerne das Angebot in der Schale an.
Lehm, Ton oder Löß stellen eine wichtige Hilfe für Insekten im Garten dar. Dazu wird ganz einfach eine offene Bodenfläche geschaffen, auf die Lehm oder Ton aufgebracht wird. Dieser sollte feucht gehalten werden. Insekten, wie die Mauerbiene, die Mauer-Lehmwespe und die Tönnchenwegwespe benötigen Lehm, um ihre Nester zu bauen und um ihre Bruthöhlen damit zu verschließen. Einige Arten bauen Nester, die ganz aus Lehm bestehen. Feuchter Lehm ist eines der wichtigsten Materialien für Insekten.
Die Anlage einer Trockenmauer oder das Aufschichten eines Steinhaufens kann auch den Insekten helfen. Viele Insekten wie die Große Wollbiene sind wärmeliebend und mögen sonnige Plätze. Wer noch mehr tun möchte und gerne Schmetterlinge in seinen Garten locken will, der kann eine Schmetterlingsspirale bauen. Die Anleitung dazu gibt es beim NABU. Auch auf der Internetseite des NABU findet man Anleitungen zum Bau eines Insektenhotels. Dabei wird leider viel falsch gemacht, womit man den Insekten eher schadet als nutzt. Also bitte vorher unbedingt umfassend informieren!

Schmetterling an einer Rapsblüte
Schmetterling an einer Rapsblüte

Nahrungsangebot für jeden Sommermonat

Im März:
Krokus, Nieswurz, Christrose, Saalweide, Azalee, Alpenrose, Rhododendren, Narzisse, Schlehe, Veilchen, Lungenkraut, Sumpfdotterblume, Primel, Schlüsselblume und Mahonie*.
Im April:
Obstbäume, Nieswurz, Christrose, Saalweide, Azalee, Alpenrose, Rhododendren, Narzisse, Schlehe, Veilchen, Lungenkraut, Sumpfdotterblume, Primel, Schlüsselblume, Mahonie* und Johannisbeere.
Im Mai:
Rosen, Beinwell, Obstbäume, Katzenminze, Akelei, Salbei, Hornklee, Mohn, Zierlauch, Veilchen, Wachsblume, Sumpfdotterblume, Raps, Wiesensalbei, Johannisbeere und Ginster.

Holzbiene auf Teufelsabbiss
Holzbiene auf Teufelsabbiss

Im Juni:
Rosen, Natternkopf, Borretsch, Beinwell, Katzenminze, Akelei, Glockenblume, Flocken-und Kornblume, Salbei, Hornklee, Mohn, Fuchsie, Mauerpfeffer, Kapuzinerkresse, Zierlauch, Wachsblume, Raps, Wiesensalbei, Hohlzahn, Artischocke, Ginster, Fingerhut und Lupine.
Im Juli:
Rosen, Stockrosen, Hibiskus, Lavendel, Edeldistel, Natternkopf, Borretsch, Roter Sonnenhut, Glockenblume, Springkraut, Flocken-und Kornblume, Salbei, Hornklee, Mohn, Fuchsie, Mauerpfeffer, Kapuzinerkresse, Zierlauch, Wachsblume, Löwenmäulchen, Cosmea, Wiesensalbei, Hohlzahn, Artischocke, Ginster, Fingerhut, Dunkle Blaunessel und Lupine.
Im August:
Sonnenblume, Stockrosen, Hibiskus, Lavendel, Edeldistel, Heide, Natternkopf, Borretsch, Roter Sonnenhut, Glockenblume, Springkraut*, Flocken-und Kornblume, Salbei, Hornklee, Mohn, Fuchsie, Mauerpfeffer, Kapuzinerkresse, Zierlauch, Wachsblume, Löwenmäulchen, Cosmea, Wiesensalbei, Hohlzahn, Artischocke, Ginster, Fingerhut, Dunkle Blaunessel, Sommerflieder und Lupine.
Im September:
Sonnenblume, Stockrosen, Hibiskus, Lavendel, Edeldistel, Natternkopf, Borretsch, Roter Sonnenhut, Hornklee, Heide, Fuchsie, Kapuzinerkresse, Wachsblume, Löwenmäulchen, Cosmea, Hohlzahn, Artischocke, Dunkle Blaunessel, Sommerflieder und Lupine.

*nicht heimische Pflanze, die heimische Arten verdrängen kann

Ein Garten ohne Bienen, Schmetterlinge, Hummeln, Ameisen und Libellen ist für mich nicht lebenswert.

Text und Fotos: © Xenia Marita Riebe

Video: © Bernd Riebe

Insekten im naturnahen Garten – Teil III
Insekten im naturnahen Garten – Teil IV

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