Tulpen – Die schönen Fremden aus dem Morgenland

 

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Das Tulpenfieber

Heute können wir uns kaum noch in die Zeit hineinversetzen, als in Europa – vor allem in Holland – das Tulpenfieber grassierte. Der schwunghafte Handel mit den Tulpenzwiebeln, aber auch die wahre Leidenschaft für die schöne Blume begann am Beginn des 17. Jahrhunderts. Über Nacht brach dieser Wahn aus und jeder, der es sich auch nur annähernd leisten konnte, wollte mindestens eine Tulpenzwiebel sein eigen nennen. Selbst Arbeiter und Bauern kratzten ihre Notgroschen zusammen und machten sich auf zu einer Tulpenbörse, um dort, was nicht selten war, betrogen zu werden. Ruinierte Kaufleute, aber auch betrogene einfache Bürger und Bauern, nahmen sich nicht selten das Leben, wenn sie entdeckten, dass sie all ihr Geld verloren hatten. Andere, denen das Glück holt war, oder die geschickt im Handel waren, wurden über Nacht unfassbar reich.

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Was war geschehen? Reisende Kaufleute hatten in den 1620er Jahren aus dem Orient eine schöne Blume mitgebracht, die Tulipan genannt wurde, denn sie glich in der Form den Turbanen der orientalischen Männer. Zu dieser Zeit kultivierten wohlhabende Bürger und Adelige in Europa in ihren Gärten bereits seltenen Blumen und Pflanzen. Sie waren darauf aus, neue Pflanzen aus aller Welt zu züchten, um damit ihre Handelspartner und Freunde zu beeindrucken. Deshalb wollten viele von ihnen unbedingt eine Tulipan erwerben und in ihren Garten pflanzen. Gelehrte, gebildete und wohlhabende Bürger (Ärzte, Apotheker,Händler, Notare, Advokaten) sowie Adlige zählten zu den Blumenliebhabern. Für sie alle war der Umgang mit Pflanzen keine Landwirtschaft, sondern eine Liebhaberei. Die Kaufleute witterten ein gutes Geschäft und boten die Tulpen zu hohen Preisen an. Und siehe da, die wohlhabenden Pflanzenliebhaber waren bereit, beinahe jeden Preis zu zahlen.
Das Tulpenfieber entstand dadurch, dass die Gier nach den Zwiebelgewächsen immer mehr zunahm und dadurch auch die Preise immer weiter anzogen. Es entstanden Handelsplätze, auf denen ausschließlich Tulpenzwiebeln verkauft wurden, die sogenannten Tulpenbörsen. Hier wurden die Zwiebel versteigert, was die Gier noch mehr anheizte. Der Preis für manche seltene Tulpenzwiebel stieg in unermessliche Höhen.

Die teuerste Tulpe der Welt

Semper Augustus, Gemälde von Ambrosius Bosschaert d. Ä.
Semper Augustus, Gemälde von Ambrosius Bosschaert d. Ä.

Ein Beispiel hierfür ist eine Tulpe mit dem Namen „Semper Augustus“, die 1637 als teuerste Tulpe aller Zeiten verkauft wurde. Es existierten damals 12 Tulpen dieser Sorte, die dem Bürger Adriaan Pauw aus Amsterdam gehörten. Er kultivierte sie auf seinem Gut Heemstede. Noch 1623 kostete jede dieser Tulpenzwiebeln 1000 Gulden. Der Preis kletterte 1624 auf 1200 Gulden pro Zwiebel und stand 1633 bei 5500 Gulden. 1637 bot jemand für drei Zwiebeln der Semper Augustus 30000 Gulden. Man sollte sich dabei vor Augen führen, dass das durchschnittliche Jahreseinkommen der Holländer zu dieser Zeit 150 Gulden betrug und das die teuersten Häuser an den Grachten in Amsterdam damals 10000 Gulden kosteten.
Doch scheint dieser sehr hohe Preis für eine Tulpenzwiebel auch zu dieser turbulenten Zeit des Tulpenfiebers eher die Ausnahme gewesen zu sein.
Es haben sich Daten erhalten, an denen wir dies ablesen können.
1611 wurden Tulpen der Sorte „Cears op de Candlelaer” für 20 Gulden verkauft.
1635 wurden Zwiebeln der Sorte „Saeyblom van Coningh” für 30 Gulden gehandelt.
Die Sorte “Groot Gepluymaseerde” verdoppelte ihren Preis zwischen dem 28. Dezember 1636 und dem 12. Januar 1637 von 0,07 Gulden auf 0,15 Gulden. Im selben Zeitraum stieg der Preis für die Sorte “Switserts” um das Zwölffache von 125 Gulden für das Pfund auf 1500 Gulden.
So stiegen die Preise für Tulpenzwiebeln in den 1630er Jahren auf ein vergleichsweise extrem hohes Niveau. Doch bereits 1637 brach der Markt abrupt ein. Es entstand die erste relativ gut dokumentierte Spekulationsblase. Die “Tulpenmanie” und ihr Einbruch in den Niederlanden des 17. Jahrhunderts kann wohl als erste Spekulationsblase der Wirtschaftsgeschichte gelten.

Kultivierung der Tulpe – Eine Liebhaberei

Tulpengemälde von Balthasar van der Ast
Tulpengemälde von Balthasar van der Ast

Aber die Tulpe war nicht nur eine Handelsware. Sie wurde aufgrund mehrerer Eigenschaften geschätzt. Die Tulpe galt als exklusiv, dekorativ, exotisch, neu und anspruchsvoll. Viele Amateurgärtner legten sich Gärten an, um dort ihrer Begeisterung für die Tulpe nachzugehen. Die Tulpenliebhaber besuchten sich gegenseitig in ihren Gärten und tauschten sich über die Kultivierung der Blumen und über neue Sorten aus. Sie spezialisierten sich auf das Sammeln und die Zucht von Tulpen und pflanzten diese in den Beeten einzeln und mit großzügigem Abstand zueinander. Rund 800 namentlich unterschiedene Tulpensorten waren zwischen 1630 und 1650 bekannt.
Die wohlhabenderen unter den Tulpensammlern ließen ihre Schätze von zeitgenössischen Malern
zeichnen oder in Öl verewigen. Die Künstler waren z.B. Ambrosius Bosschaert d. Ä., Balthasar van der Ast und Roelant Savery. In manchen der Werke sind neben den Tulpen Gegenständen als Symbol der Vanitas gemalt. Diese Verbindung wurde wahrscheinlich hergestellt, weil die Tulpe mit ihrer kurzen Blühdauer und durch das zeitige Vergehen der Pflanzen nach der Blüte an die Endlichkeit des Lebens erinnerte.

 

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Die Tulpe – Auch heute noch sehr beliebt

Heute sind Tulpen längst keine seltenen Blumen mehr. Sie werden in den Niederlanden, aber auch in Deutschland zu Millionen gepflanzt und verkauft. Inzwischen können wir die ersten Tulpen bereits Weihnachten erstehen. Mir gefällt dies nicht besonders, denn für mich ist die Tulpe immer noch eine Frühlingsblume. Ich warte lieber darauf, dass sich die Tulpen im Garten zeigen und ihre schönen Blüten in den Himmel strecken. Dann gehe ich auf den Wochenmarkt und kaufe mir einen Strauß mit 30 Tulpen, den ich auf meinen Esstisch stelle. Daran erfreue ich mich genauso, wie an den zahlreichen Tulpen in meinem Garten und in den Gärten anderer Menschen.
Die Tulpe besitzt auch heute noch einen besonderen Reiz. Mit der Vielfalt ihrer Farb- und Formvarianten kann es wohl keine andere Blume aufnehmen. Von zarten Pastelltönen bis hin zu kräftigen Farben, von Weiß bis Schwarz, von geflammt bis farbig gerändert, alles ist bei dieser Blume möglich. Auch gefüllte Sorten werden angeboten und erfreuen die Liebhaber der Zwiebelpflanze.

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Meine Beziehung zur Tulpe

Meine Leidenschaft für die Blume wurde mir schon von meinem Großvater mitgegeben, der Tulpen in allen Farben in seinem Garten hatte, aber besonders stolz auf seine schwarzen Exemplare war. So bin auch ich immer noch auf der Suche nach wirklich schwarzen Tulpen. Bisher entpuppten sich diese in meinem Garten bestenfalls als sehr dunkel violett.
Wenn der Frühling kommt, kann ich es kaum erwarten, meine Tulpen erneut aufblühen zu sehen. Eigentlich wachsen in meinem naturnahen Garten nur heimische Blumen und Pflanzen, die für unsere Vögel und Insekten die Nahrungsgrundlage bilden. Bei den Tulpen mache ich aber eine Ausnahme, auch weil sie ja nur für sehr kurze Zeit und recht früh im Jahr blühen. So nehmen sie den anderen Blumen, die meist viel später blühen, nicht den Platz weg und ich finde, dass es vertretbar ist, die schöne Tulpe im Naturgarten zu kultivieren.
Es macht mir auch Freude, meine Tulpen fotografisch in Szene zu setzen. Einige Beispiele zeige ich hier.

Text und Fotos: © Xenia Marita Riebe
Fotos: © Bernd Riebe

Tulpen – Die schöne Fremde aus dem Morgenland I. Teil
Tulpen – Die schönen Fremden aus dem Morgenland II. Teil

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