Klimawandel – früh erkannt – spät reagiert: Teil 2

Klimawandel Teil 2 – Rückblick- Was wusste man, was wurde getan?

IPCC 1990
Der erste Sachstandsbericht des IPPC

Schon im ersten Sachstandsbericht des IPPC 1990, an dem bereits Hunderte Wissenschaftler im Auftrag der UN gearbeitet haben heißt es unmissverständlich:
Wir sind uns sicher:
– es gibt einen natürlichen Treibhauseffekt, der bereits jetzt die Erde stärker wärmt als sie sonst wäre.
Emissionen, die durch menschliche Aktivitäten entstehen, bewirken eine wesentliche Erhöhung der atmosphärischen Konzentrationen der Treibhausgase: Kohlendioxid, Methan, Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKWs) und Lachgas. Diese Erhöhungen werden den Treibhauseffekt verstärken, was zu einer zusätzlichen Erwärmung der Erde führt.
Wir warnen:
dass bei einem business-as-usual Szenario die Mitteltemperatur gegenüber dem dem jetzigen Wert um 1 Grad steigen wird bis 2025 und 3 Grad bis 2100.
Eine recht präzise Prognose! Auch die Folgen der globalen Erwärmung werden kaum anders als heute in allen Einzelheiten beschrieben..

Wir fordern:
dass die vom Menschen produzierten langlebigen Treibhausgase sofort um 60% reduziert werden müssen, um die Konzentration auf dem heutigen Stand zu stabilisieren
Der „heutige Stand“ (1990) bedeutete 353ppm CO2 gegenüber 408ppm AUG (2019) – also 13,5% Anstieg!

Bleibt festzustellen, das trotz dieser eindeutigen Sachlage und Warnungen, das Szenario „business-as usual“ tatsächlich Realität geworden ist, d.h. Über 30Jahre keine nennenswerte Ziele im Kampf gegen die drohende Klimakatastrophe erreicht wurden.

Der Meteorologe Peter Fabian fordert 1989 ..es sollte die Entwicklung alternativer Energietechniken mit hoher Priorität vorangetrieben werden …wir müssen langfristig zu neuen Wegen einer umweltfreundlichen Energieerzeugung gelangen, um eine Klimakatastrophe zu verhindern.
(Peter Fabian, Atmosphäre und Umwelt, München, 1989)
Der international renommierte Klimaforscher Christian-Dietrich Schönwiese warnte bereits 1987 in seinem Buch „Der Treibhauseffekt“ eindringlich vor den Folgen einer globalen Erwärmung und fordert 1993: Um das Schlimmste zu verhindern … müssen die Industrieländer bis 2050 zu einer CO2-Reduktion um rund 85% kommen…dies stellt ohne Frage eine der größten Herausforderungen für die Menschheit dar.
(Schönwiese, Klima im Wandel, Frankfurt,1993)

Erste Hinweise schon in den 70iger Jahren

Erste Hinweise auf eine mögliche Erhöhung der Mitteltemperatur konnte ich schon in den70iger Jahren den Veröffentlichungen des Deutschen Wetterdienstes (zunächst Hamburg, dann Offenbach) entnehmen. Die täglichen Ausgaben der Wetterkarte, die ich viele Jahre bezog, und insbesondere die sehr infomativen Beilagen gaben zunehmend eindeutige Hinweise auf eine sich anbahnende  globale Klima-Änderung. Die Diskussion darüber, welche Ursachen für diesen Klimawandel in Frage kämen, wurde bis in die 80iger Jahre recht kontrovers geführt. Da war vor allem die Fraktion derjenigen, die die Messergebnisse anzweifelten und sogar eigene satellitengestützte Messungen präsentierten, die entweder gar keine signifikante Erhöhung der Temperatur zeigten oder gar eine Abkühlung. Auf Nachfrage wurden mir aufwendig gestaltete Informationsbroschüren vornehmlich aus den USA gesandt, die alle die gleiche Aussage vermittelten: Es läßt sich keine Änderung der globalen Mitteltemperatur über eine Zeitraum von etwa 10 Jahren feststellen, demnach kein „Treibhauseffekt“ durch das Verbrennen von fossilen Treibstoffen. Meine Recherchen bezüglich der Auftraggeber dieser Veröffentlichungen (noch ohne Internet) führten dann allerdings zu einer der mächtigsten Ölfirmen der Welt, die Exxon Corporation, USA. Auch nachdem die Messwerte zum allgemeinen Konsens in der Wissenschaftsgemeinde wurden, also eindeutig ein signifikante Erwärmung zeigten, wurde bis zur ersten IPCC Veröffentlichung 1990 heftig gestritten, welcher Anteil dieser Effekt nun menschengemacht und welcher natürliche Ursachen habe. Aber auch danach, nach Tausenden von wissenschaftlichen Veröffentlichungen, die den anthropogenen Faktor eindeutig zum Hauptantrieb für den Treibhauseffekt erkannten, bis heute eigentlich, gibt es sowohl die Klimaleugner – kein Klimawandel – (wie etwa der amerikanische Präsident) als auch diejenigen, die ausschließlich oder überwiegend natürliche Ursachen sehen (wie etwa Vertreter der AfD).

CO2 emissionen
Globale CO2 Emissionen

Was wurde weltweit gegen den Klimawandel getan?
Seit der Unterzeichnung der Klimarahmenkonvention auf der UN-Konferenz zu “Umwelt und Entwicklung” (“Erdgipfel”) in Rio de Janeiro 1992 gab es 24 Klimakonferenzen, von Berlin 1995 bis Katovice 2018, dabei wurde 2015 das Pariser Klimaschutzabkommen besonders gefeiert, weil sich erstmals 195 Länder auf folgende Punkte geeinigt haben:
Die Staaten einigten sich auf
1. ein langfristiges Ziel, den Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur auf deutlich unter 2 °C gegenüber vorindustriellen Werten zu begrenzen;
2. das Ziel, den Anstieg auf 1,5 °C zu begrenzen, da dies die Risiken und Folgen des Klimawandels deutlich vermindern würde;
3. Anstrengungen dahingehend, dass die weltweiten Emissionen möglichst bald ihren Gipfel überschreiten und zurückgehen, wobei den Entwicklungsländern hierfür mehr Zeit eingeräumt wird;
4. rasche nachfolgende Emissionssenkungen auf Grundlage der besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse.
Vor und während der Pariser Konferenz haben die Länder umfassende nationale Klimaschutzpläne (INDC) vorgelegt. Diese reichen zwar noch nicht aus, um den weltweiten Temperaturanstieg auf unter 2 °C zu begrenzen, doch das Übereinkommen zeichnet den Weg zur Erreichung dieses Ziels vor.
Wie sieht das Ergebnis aus?
So sehr das Klimaschutzabkommen auch als großer Erfolg gefeiert wurde, die Realität sieht anders aus:
Mehr statt weniger: Im Jahr 2018 war der globale CO2-Ausstoß höher als je zuvor – das enthüllt die aktuelle Bilanz des Global Carbon Project. Demnach sind die weltweiten Treibhausgas-Emissionen in diesem Jahr um weitere 2,7 Prozent gegenüber 2017 angestiegen. Hauptursache ist ein weitgehend ungebremstes Wachstum bei den fossilen Energieträgern Erdöl und Erdgas. Auch die Kohlenutzung hat weltweit wieder zugenommen, wie die Forscher berichten.

Das mag daran liegen, dass in Paris zwar Zusagen gemacht wurden, die einzelnen Länder aber nicht verpflichtet sind, sich daran zu halten! Die USA als größter Verursacher steigen nach dem Willen ihres genialen Präsidenten dann auch gleich ganz aus dem Vertrag aus.
So auch die düstere Prognose von Björn Lomborg, Gastprofessor an der Copenhagen Business School:
Selbst wenn jede Nation ihre Versprechungen ….erfüllen würde, würden wir nicht einmal ansatzweise das viel gehypte, unrealistische Ziel des Vertrags erreichen, nämlich den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.
Auch wenn jedes Land seine Zusagen zur Kohlendioxidreduzierung von 2016 bis 2030 einhalten würde, würden die Emissionen selbst nach Schätzungen der Uno nur um ein Hundertstel dessen sinken, was nötigt wäre, um die Erwärmung unter zwei Grad Celsius zu halten.
Das mag vielleicht eine zu pessimistische Sicht sein, die zu sehr das business-as-usual Szenario als gegeben voraussetzt. Wenn allerdings der bislang von vielen nur wenig wahrgenommene Klimawandel in absehbarer Zeit schmerzhaft spürbar wird – der Sommer 2018 war da in Europa ein Vorgeschmack – könnte ich mir ein Umdenken und eine damit  verbundene Bereitschaft zum Handeln vorstellen. Nur – dann könnte es zu spät sein!

Wie setzt Deutschland seine Klimaziele um?

Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Treibhausgasemissionen in Deutschland bis zum Jahr 2020 um 40 Prozent, bis 2030 um 55 Prozent, bis 2040 um 70 Prozent und bis 2050 um 80 bis 95 Prozent zu reduzieren (jeweils bezogen auf das Basisjahr 1990). Verfehlt Deutschland das nächste Etappenziel im Klimaschutz, die Treibhausgasemissionen bis 2020 um mindestens 40 Prozent gegenüber 1990 zu senken, gefährdet dies auch das Erreichen der nachfolgenden Zielsetzungen für die Jahre 2030, 2040 und 2050.
Mit dem im November 2016 verabschiedeten Klimaschutzplan 2050 hat die Bundesregierung ihre nationalen Klimaschutzziele bestätigt und weiter präzisiert. Deutschlands anspruchsvolles Langfristziel ist es, bis 2050 weitgehend treibhausgasneutral zu werden.

Treibhausgas-Emissionen Deutschland
Quelle: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit

Rechnen wir nach: (Zahlen entsprechen Mio t CO2 Äquivalent)
Emissionen 1990: 1251
Emissionen 2000: 1045 –  Rückgang um ca 16% gegenüber 1990
Emissionen 2010: 943 –  Rückgang um ca 25% gegenüber 1990
Emissionen 2017 907 –  Rückgang um ca 28% gegenüber 1990
Ziel: Emisionen: 2020 –  750 Rückgang um 40%
Das bedeutet, dass in 17 Jahren gerade einmal 28% weniger Treibhausgase emittiert wurden, der Rückgang betrug in den Jahren 2010 bis 2017 gar nur 3%, wie soll da in den verbleibenden drei Jahren das 40%-Ziel auch nur annähernd erreicht werden?

Bernd Riebe 2019

Klimawandel – früh erkannt – spät reagiert – Teil 3 – Der ganz persönliche Beitrag zum Klimaschutz

Klimawandel – früh erkannt – spät reagiert – Teil 1 – Die größte Herausforderung

Climate Change – It’s happening now

 

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