Reisetagebuch – Südwest Irland – Coastal Walk – Guinness Cake

Mein Mann Bernd und ich verbrachten eine Zeit im kleinen Fischerort Schull in Südwest Irland und erkundeten die Mizen Peninsula.

Tag 5 – 7.11.2017

Wetter: mal sonnig, mal wolkig, vereinzelt Schauer – Temperatur 11 Grad – frischer Wind

Wir wandern den Coastal Walk hinunter zum Town. Das Wetter ist herrlich. Eben erst ist ein Schauer durchgezogen und nun scheint die Sonne. Der Himmel ist wie blankgeputzt und sieht aus wie blaue Seide. Die Luft ist glasklar, kein Stäubchen trübt sie. Wir gehen mit Blick auf die Bucht, in der jetzt eine gewisse Ebbe herrscht. Der Ozean hat sich ein wenig zurückgezogen und die schönen glatten Felsen freigelegt. Seetang und Algen werden von der seichten Brandung hin und herbewegt. Ein Kormoran sitzt auf einem Felsen in der Sonne und lässt es sich gut gehen. Die Möwen dagegen sind fleißig. Sie fliegen rufend umher oder laufen den Meeressaum ab, auf der Suche nach Muscheln und Krebsen. Neben uns auf der saftig grünen Wiese, die fast bis an das Ufer heranreicht, weidet eine Herde Schwarzbunter.
Plötzlich hören wir lautes Rufen und sind zunächst ein wenig irritiert. Dann überlege ich, dass wahrscheinlich ein paar Jugendliche am Wasser spielen. Doch weit gefehlt! Es sind zwei Frauen, die im Meer schwimmen und dabei laute unartikulierte Rufe ausstoßen. Das Wasser des Atlantiks hat nur 13° und die Frauen brauchen wahrscheinlich ein Ventil, um diese Kälte auszuhalten. Schnell laufe ich ein paar Stufen die Treppe hinunter, die an dieser Stelle in die Bucht führt, in der sich die Frauen aufhalten. Ich zücke mein Smartphone und möchte eine Aufnahme von ihnen machen, aber das Display zeigt leider keinen Auslöser an. Ich versuche alles, um diesen wieder zu aktivieren, doch als ich endlich fotografieren kann, sind die Frauen schon wieder draußen. Lange hält man es eben bei dieser Kälte nicht im Wasser aus. Wir haben November. Gerade kann ich noch eine von ihnen auf mein Foto bannen. Die andere hat sich bereits weit an die Felswand zurückgezogen und sich in ein großes Badehandtuch gehüllt. Ich bewundere die Frauen sehr!

Mittags essen wir in Nickie`s Kitchen, einem sehr netten kleinen Restaurant am East End von Schull. Das Restaurant ist ganz mit weißen Möbeln ausgestattet und hat zudem weiß gestrichene Wände, die mit etwas mintgrün abgesetzt sind. Auf den Tischen stehen Blumensträuße in einfachen Glasflaschen. Um die Mittagszeit sitzen hier viele Gäste, die meisten von ihnen Frauen. Sie plaudern laut und aus der offenen Küche kommen recht viele Geräusche. Auch steht die Eingangstür offen und da draußen die Main Street neu angelegt wird – eine ziemlich laute Baustelle mit LKW-Verkehr – ist es im Restaurant ein bisschen unruhig und nicht so gemütlich, wie es sein könnte. Schade. Wir bestellen jeder ein Stück vegetarische Pie, die großartig schmeckt und finden uns mit dem Lärm ab. Draußen geht gerade wieder ein Schauer nieder und kurz darauf zeigt sich ein Regenbogen. Der fünfte an diesem Vormittag. Irland ist das Land der unzähligen Regenbögen.
Auf dem Nachhauseweg sehen wir eine Schulklasse, die zum Sportunterricht ihre Segeljollen ins Wasser lässt. Die Schüler sind hochmotiviert und reden laut miteinander. Sie tragen allerlei lustige Kleider, Regenjacken über Shorts, unter denen sie Leggins anhaben, Jens und Pullover und auch Jogginghosen. So richtig seefest sehen sie nicht aus. Nur ihr Lehrer ist richtig gut ausgestattet. Er geht lässig den Slipway hinunter, gekleidet in einen wasserdichten Overall, in grau, rot und grün, mit Segelstiefeln, Handschuhen und einer enganliegenden Mütze. Cool sieht er aus! Er macht sicher Eindruck bei seinen Schülerinnen! Wir sehen ein bisschen zu, wie die Schüler ihre Jollen zu Wasser lassen. Für den Lehrer bringen sie ein Schlauchboot, in das er sich hineinsetzt und langsam vom Ufer weg paddelt. Von dort aus wird er seine Schüler dirigieren. Es herrscht ein sehr guter Segelwind. Zum Üben gerade richtig.

Auf einem weiteren Gang am Nachmittag entdecken wir ein Haus, das schon beinahe fertig gebaut, von den Besitzern aufgegeben wurde. Wir sehen es uns aus der Nähe an und stellen fest, dass es genau das Haus ist, das uns gefallen könnte. Es hat ein großes Wohnzimmer mit einem angeschlossenen Conservatory, beides mit Meerblick, eine Küche, weiträumig mit Meerblick und vier Schlafzimmer, von denen je zwei auf die Berge und zwei auf das Meer hinausgehen. Alles ist mit bestem Material gebaut, nur die Wände müssen noch verputzt werden. Auch die Einfahrt ist noch nicht angelegt. Rund um das Haus wächst Gras und Gestrüpp bereits wieder die Spuren der Bauarbeiten zu. Ein Schatz für denjenigen, der es erwerben kann. Ich nehme mir vor, unsere Freunde nach den Besitzern zu fragen.

Nachmittags backe ich einen Guinness Cake. Das ist nicht ganz einfach in der fremden Küche. Ich muss nach vielen Gerätschaften lange suchen und auch manches improvisieren. Auch mit dem Backofen muss ich mich zuerst einmal vertraut machen. Doch schließlich steht der Kuchen drin und als er fertig ist, sieht er wirklich gut aus und schmeckt auch so. Hier das Rezept.
Nach der Arbeit freue ich mich schon auf das Pint heute Abend im Bunratty Inn.

©Text und Fotos: Xenia Marita Riebe

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