Reisetagebuch – Südwest Irland – Barleycove

Barleycove, Strand auf der Mizen Halbinsel, Irland

Mein Mann Bernd und ich verbrachten eine Zeit im kleinen Fischerort Schull in Südwest Irland und erkundeten die Mizen Peninsula.

Tag 13 – 15.11.2017

Wetter: sonnig, vereinzelte Wolken – Temperatur 13 Grad – leichter Wind

Da das Wetter heute sehr vielversprechend aussieht, machen wir uns auf zur Barleycove, einer Bucht auf der Mizen Peninsula. Sie liegt unweit von Mizen Head an der Südwestküste. Die Bucht selbst, die den gälischen Namen “Ba na hEornan” trägt, ist nur über einen Damm zu erreichen, der mitten durch ein flaches Süßwasserreservoir führt. Hier leben und brüten zahlreiche Wasservögel, wie Austernfischer, Kormorane, Silberreiher und natürlich Möwen.
Am Eingang zu Barleycove gibt es einen Parkplatz, den wir ansteuern. Hier ziehen wir, bevor wir losgehen, um die Bucht zu erkunden, erst einmal unsere wasserdichten Wanderschuhe an. Der Weg zum Strand führt über einen Pfad aus gut verlegten Holzplanken, der an einem Einschnitt in den Dünen endet. Wir gehen hindurch und hinunter auf den Meeresboden, der, weil Ebbe ist, leicht zu betreten ist. Aber was müssen wir feststellen, die Pontonbrücke, die über den Priel führte, der uns von der eigentlichen Bucht trennt, ist zerstört und liegt in Einzelteilen auf der anderen Seite des Wassers. Wie schade, war diese doch die einzige Möglichkeit zur Bucht zu kommen. Wir gehen lange am Priel vorbei, um nachzusehen, ob es irgendwo eine Stelle gibt, an der wir trockenen Fußes hinüberkommen können. Doch eine solche ist nirgendwo auszumachen.

Xenia durchwatet einen Priel, Barleycove, Strand auf der Mizen Halbinsel, Irland

Da wir aber unbedingt zur Cove mit dem Blick auf den Atlantik wollen, beschließen wir, den Priel zu durchwaten. Wir suchen eine Stelle mit Fließbewegung, weil dort der Priel am flachsten zu sein verspricht. Dann ziehen wie Schuhe und Strümpfe aus und krempeln die Hosenbeine bis zu den Knien auf. Und schon geht es hinein in das kalte Wasser. Zuerst ist es noch recht flach, aber es wird schnell tiefer und in der Mitte des Priels netzt es den Rand meiner Hosenbeine. Glücklich erreichen wir nach kurzer Zeit das andere Ufer. Unsere Füße und Beine sind eiskalt, immerhin haben wir November. Die Sonne ist leider auch hinter der einzigen großen Wolke verschwunden, die weit und breit zu sehen ist. So gehen wir barfuß durch das weiche Gras, das auf flachen Dünen wächst, die uns noch von der Bucht trennen. Wir warten darauf, dass unsere Füße trocknen, damit wir wieder in die Schuhe steigen können. Dann liegt plötzlich der jungfräuliche Strand vor uns. Noch niemand hat ihn heute betreten und die einzigen Spuren, die im Sand zu sehen sind, gehören Kaninchen und Vögeln. Die Barleycove liegt offen vor uns und die Wellen des Ozeans lecken über den Strand. Freilich ist heute kein Wind und erst recht kein Sturm, deshalb ist die Brandung sanft wie selten. An der Flutkante steht ein Kormoran und hält seine weit ausgebreiteten Flügel der Sonne entgegen. Eine vertraute Haltung, die ich schon oft bei diesen Vögeln beobachten konnte.

Barleycove, Strand auf der Mizen Halbinsel, Irland

Auch wir gehen zur Flutkante und schauen von dort hinaus auf den Atlantik. Nach und nach löst sich auch die hartnäckige Wolke über uns auf und die Sonne strahlt auf uns herab. Es ist herrlich, hier in der Barleycove zu sein! Die Welt scheint uns allein zu gehören. Kein Laut ist zur hören, nur das leise Rauschen des Meeres erzeugt eine gewisse Untermalung der Szenerie. Wir genießen eine Weile die Stille, die frische Meeresluft und die Einsamkeit und machen uns dann auf den Rückweg, ehe uns die Flut den Weg durch das Priel zu sehr erschwert. Durchschwimmen wollen wir diesen bei einer Wassertemperatur von 12° lieber nicht. Also heißt es, die flache Stelle zurückzufinden und wieder aus den Schuhen zu steigen. Jetzt, im Sonnenschein, fühlt sich das Wasser schon nicht mehr ganz so eisig an. Auf der anderen Seite gehen wir hinüber zu den hohen Dünen. Hier ist es windgeschützt und durch die Sonneneinstrahlung so warm, dass wir Jacken und Pullover ausziehen und ein paar Minuten im T-Shirt die Wärme genießen.
Der Hunger treibt uns schließlich zum Auto zurück. Dort entsanden wir unsere Füße und ziehen die Schuhe wieder an. Auf geht es nach Crookhaven und zu O`Sullivan`s Bar, unserem Lieblings-Pub. Dort gibt es Pub Grub, auf den wir uns schon freuen.

Barleycove, Strand auf der Mizen Halbinsel, Irland

Barleycove
Die Bucht verdankt ihren schönen weißen Sandstrand einem Erdbeben mit dazugehörigem Tsunami. Das Erdbeben fand am 1. November 1755 in der Gegend von Lissabon in Portugal statt. Als Folge davon, trafen 15 Fuß hohe Wellen auf die Südwestküste Irlands. Diese brachen in die Bucht ein und brachten den Sand mit, der jetzt den Strand bedeckt und die schöne Dünenlandschaft formt, die sich weit bis in das Land erstreckt. Zusammen mit den sanften Lagunen entstand hier ein einzigartiges Naturreservat, das vielen See- und Süßwasservögeln als Heimat dient. Wegen seiner Artenvielfalt steht Barleycove unter besonderem Schutz der UNESCO und gehört zu den Special Areas of Conservation.

Fotos und Text: © Xenia Marita Riebe
Fotos: © Bernd Riebe

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