Gold am Klondike River

 

Dawson und Klondike City, 1898
Dawson und Klondike City, 1898

Der Goldrausch am Klondike River wurde von einigen Männern ausgelöst, die dort durch Goldfunde und Handel reich geworden waren und am 14. Juli 1897 mit der „Excelsior“ San Francisco und am 17. Juli desselben Jahres mit der „Portland“ Seattle erreichten.
In den USA war es in den Jahren zuvor zu schweren wirtschaftlichen Erschütterungen gekommen und die Nachrichten von den Goldfunden wurden begierig aufgenommen. Der „Seattle Post-Intelligencer“ hatte in der „Klondike-Ausgabe“ unter der Schlagzeile Gold! Gold! Gold! Gold! über die Goldfunde im Wert von 700.000 Dollar berichtet. Eine weitere Schlagzeile lautete: „Achtundsechzig reiche Männer auf dem Dampfer Portland“.
Das wurde zur Hoffnung für 100.000 Männer und einige Frauen, die bald nach Westen bzw. Norden aufbrachen. Aber auch aus Australien und Großbritannien kamen Goldsucher.
Im Jahr 1898 waren rund 40.000 Goldsucher im Yukon-Gebiet unterwegs. Doch bei Weitem nicht alle suchten nach Gold. Einige wollten nur das Abenteuer, doch die meisten suchten Arbeit in der explosionsartig anwachsenden Stadt Dawson, in der zahlreiche Gewerbe aufblühten. Ungefähr die Hälfte der Einwanderer meldete keinen Claim an.

Eisscholle Yukon River
Vier Goldsucher treiben mit dem Boot auf einer Eisscholle auf dem Yukon River

Dem Goldrausch ging eine jahrelange Entwicklung voraus

Schon lange bevor am 16. August 1896 der Goldrausch ausgelöst wurde, suchten Männer in der Region nach Gold. Bereits in den 1850er Jahren gab es Gerüchte über Goldfunde. 1864 notierte ein Angestellter der Hudson’s Bay Company, dass es Gold in größeren Mengen gäbe. Doch er ging diesen Funden nicht weiter nach.
Einer der ersten Goldsucher war Leroy Napoleon McQuesten. Er zog den Vornamen „Jack“ vor und wurde später der „Vater des Yukon“ genannt. Schon 1872 war McQuesten im Yukon tätig. Er stammte aus einer neuenglischen Bauernfamilie und hatte schon 1849 in Kalifornien nach Gold gesucht. Auch am Fraser war er dabei gewesen und eilte dann an den Finlay River im Norden British Columbias. Jack McQuesten errichtete im August 1874 einen Handelsposten bei Fort Reliance, ungefähr zehn Kilometer abwärts der Mündung des Klondike Rivers. Einige Zeit lebten er und seine Partner vom Handel und erwarben große Mengen an Pelzen. Doch bald suchte er wieder an vielen Stellen nach Gold. So z. B. am Forty Mile River und Sixty Mile River. Seine Partner waren Arthur Harper und Alfred Mayo.
Harper war ein Mann aus Nordirland, der bereits als Junge 1832 ausgewandert war. Er suchte als erster im Norden der Rocky Mountains nach Gold. Alfred Mayo, genannt „Al Mayo“ war ein Zirkusakrobat aus Kentucky. Die drei Männer kamen 1873 gemeinsam in die Region und heirateten alle drei indianische Frauen, die jeweils erst 14 Jahre alt waren und damit wesentlich jünger als ihre Männer. Nachdem die Männer die Region am Klondike durchsucht hatten, glaubten sie, dass dort nichts zu finden sei, was den Aufwand lohne. Deshalb suchten sie rund 130 km oberhalb des Klondike am White River. Die Männer schufen ein dünnes Versorgungsnetz, das später den hinzukommenden Goldsucher von Nutzen war.

Goldgräber in Erwartung ihrer Post, 1898
Goldgräber in Erwartung ihrer Post, 1898

Die Entdecker des Goldes am Klondike River

Ein Geschwisterpaar vom Indianerstamm der Tagish gilt als Entdecker der Goldvorkommen am Klondike. Der Name des Mannes war Keish (* um 1855 in der Nähe von Carcross; † 11. Juli 1916 in Whitehorse), aber er war auch als Skookum Jim Mason bekannt. Die Frau hieß Shaaw Tláa, nannte sich aber später Kate Carmack († 1920), denn sie lebte mit George Washington Carmack zusammen, was zu dieser Zeits einer Eheschließung gleichkam.
Keish und Shaaw Tláa wurden unweit des Bennett-Sees geboren. Ihre Mutter war eine Tahltan-Indianerin und da ihr Stamm matrilinear war, waren ihre Kinder Angehörige dieses Stammes. Der Vater trug den Namen Kaachgaawáa und war Oberhaupt der Tlingit (Krähenclan), die Großmutter hieß Gus’dutéen und war vom Wolfsclan.
Keish arbeitete in den 1880er Jahren als Träger am Chilkoot Pass, wo er aufgrund seiner enormen Körperkraft auffiel. Diese brachte ihm den Beinamen „Skookum“ ein, was im lokal gebräuchlichen Chinook soviel wie ‚stark‘, ‚groß‘ oder ‚zuverlässig‘ bedeutet. Er war einer der besten Jäger und Fallensteller in der Region.
Im August 1896 führte Keish von Carcross aus seinen Neffen Káa Goox (auch „Dawson Charlie“ oder „Tagish Charlie“ genannt) und seine Nichte Patsy Henderson den Yukon abwärts. An der Mündung des Klondike trafen sie auf George Carmack und dessen Frau Kate, Keishs Schwester, die dort nach Lachsen fischten.
Carmack arbeitete als Packer in Dyea an der Pazifikküste Alaskas.

Goldgräberzelte am Klondike
Goldgräberzelte in Dawson City

Schon bald gründeten Keish und Carmack und Káa Goox eine Gesellschaft und arbeiteten als Träger am Chilkoot-Pass. 1888 suchten sie erstmals gemeinsam nach Gold, 1889 gingen sie in die Region um Forty Mile.
Am 16. August 1896 fand die Tagish-Gruppe Gold am Bonanza Creek, der zu dieser Zeit noch Rabbit Creek hieß. Doch konnte Keish angesichts des ausgeprägten Rassismus, der hier vorherrschte, keinen Claim anmelden. Das übernahm George Carmack für ihn.
Die Nachricht von diesem Goldfund sprach sich im Tal des Yukon schnell herum. Noch bevor Carmack seinen Claim beanspruchen konnte, indem er seine Anmeldung aus Forty Mile vorlegte, kamen 25 Goldsucher vom Forty Mile River und vom Stewart River eilig zu den Claims am Bonanza Creek und auch an den Eldorado- und Hunker Creek. Fast ein Jahr lang konnten diese wenigen Goldsucher in der Region um den Bonanza Creek ungestört arbeiten und wurden dabei reich. Einige von ihnen waren auf den Dampfbooten, die San Francisco und Seattle erreichten.

Goldsucher im Yukon Territorium

Doch lebten 1894 bereits über tausend Goldsucher im heutigen Yukon Territorium. Etwa 250 von ihnen überwinterten in der Region und die ersten brachten auch ihre Frauen mit. Im Frühjahr wurden Inspector Constantine und Sergeant Brown von der Regierung in das Yukon Territorium geschickt, um Gebühren und Abgaben einzutreiben. 1896 wurde D. W. Davis Eintreiber. In diesem Jahr betrug der Gesamtwert des gefundenen Goldes rund 125.000 Dollar. 1897 waren es bereits 250.000 und 1896 gar 300.000 Dollar.

 

Chilkoot Pass
Goldgräber überqueren den Chilkoot Pass

Die Strapazen auf dem Weg zum Klondike River

Von den rund 40.000 Goldsuchern, die im Jahr 1898 im Yukon Territorium unterwegs waren, landeten die meisten zunächst in Skagway oder in Dyea. Beide Orte lagen an der Mündung des Lynn Canal. Von dort ging es über den Chilkoot Trail zum Chilkoot Pass oder zum White Pass. Waren diese Pässe erst überwunden, gelangten die Goldsucher zum Lake Lindeman oder zum Lake Bennett. Dort bauten sie Boote und Flöße, mit denen sie 800 km über den Yukon River fuhren, um nach Dawson zu gelangen. Das benötigte Holz musste von weit her geholt werden, denn die Seen lagen an der Waldgrenze. Dies nahm oft mehrere Monate in Anspruch. Den Winter 1897/98 verbrachten an beiden Seen je 10.000 Männer in Zelten. Im Mai 1898 fuhren rund 7.000 Boote und Flöße den Fluss abwärts. Diese dreiwöchige Reise bedeutete nach der schwierigen, teilweise lebensgefährlichen Überquerung der Pässe eine weitere Gefahr, mussten die Goldgräber doch einige gefährliche Stromschnellen überwinden. Dazu zählten die White Horse Rapids, die Stromschnellen im Miles Canyon in der Nähe von Whitehorse, die Five Finger Rapids, die 20 km flussabwärts von Carmacks liegen und die Rink Rapids, deren weißes Wasser manchen Goldsuchern das Leben kostete.

Tote Pferde am White Pass
Tote Pferde am White Pass

Auch viele Pferde starben auf dem Weg zu den Goldfeldern, die meisten an den Pässen. Jack London benannte deshalb den White Pass in „Dead Horse Pass“ um. Von denen, die kamen, um Gold zu suchen, scheiterten viele bereits an den Pässen, die unter winterlichen Verhältnissen überwunden werden mussten. Zum Scheitern trug auch das unsagbar schwere Marschgepäck bei, das die Männer mitbringen mussten. Dazu zwang sie die Regierung. Jeder musste einen ganzen Jahresvorrat an Lebensmitteln mitbringen, was ungefähr 500 kg entsprach. Dazu kamen weitere 500 kg sonstiger Ausrüstung. Die von der kanadischen Regierung abkommandierte „North West Mounted Police“ bzw. die „Yukon Field Force“ wies jeden potenziellen Goldsucher ab, der ohne diese Tonne Marschgepäck in das Yukon Territorium wollte.
Am 3. April 1898 tötete eine Lawine allein 63 Männer am Chilkoot Pass. Wem das Geld ausging, der musste sich als Packer oder Träger verdingen, wie es die Männer der Indianerstämme der Region taten.

Goldgräber bezahlen mit Goldstaub, Dawson City 1899
Goldgräber bezahlen mit Goldstaub, Dawson City 1899

Goldgräberleben in Dawson City

Als die Massen von Goldsuchern Dawson City erreichten, mussten sie feststellen, dass praktisch alle Claims vergeben waren. Auch die Preise für die Lebenshaltung waren in die Höhe geschnellt. Vielen blieb keine andere Wahl, als ihre Ausrüstung, die sie unter Entbehrungen, Schmerzen und Lebensgefahr nach Dawson gebracht hatten, zu verkaufen und in ihre Heimat zurückzukehren. Andere verdingten sich als Lohngräber oder boten den Claim-Inhabern andere Dienstleistungen an. Viele Frauen waren gezwungen, sich zu prostituieren. Die meisten Goldsucher lebten in Zelten oder selbst gebauten Hütten und das bei den schwierigen Verhältnissen im Permafrostgebiet mit seinen eisigen dunklen Wintern.

Frontstreet Dawson City
Frontstreet Dawson City

Die Summe, die die Goldgräber insgesamt aufwendeten, um zum Klondike zu kommen, entsprach mit 50 Millionen Dollar in etwa dem Wert des Goldes, das sie in den ersten fünf Jahren aus dem Boden holten.
Aber es kamen nicht nur Goldsucher nach Dawson, sondern auch viele Einwanderer, die an den Goldsuchern verdienen wollten. Sie errichteten Hotels und Pubs, arbeiteten als Wäscherinnen, Frisöre, Schneider oder Prostituierte. Es entstand ein Rotlichtdistrikt, der „White Chapel“ oder „Oshiwora“ genannt wurde.
Viele derer, die hoffnungsvoll nach Dawson gekommen waren, lebten nun unter erbärmlichen Verhältnissen. In den kurzen Sommermonaten versank Dawson im Schlamm und Moskitos quälten Mensch und Tier. Im Winter war es eiskalt und beinahe immer dunkel.

Prostituierte auf der "Paradise Alley" in Dawson
Prostituierte auf der “Paradise Alley” in Dawson

Auf der Höhe des Goldrausches war Dawson City eine turbulente Stadt, in der Glücksspiel und Prostitution von der Verwaltung öffentlich toleriert wurden. Saloons und Tanzlokale waren rund um die Uhr geöffnet, mit Ausnahme der Samstagnacht. Von samstags um Mitternacht bis sonntags um 0 Uhr waren sie geschlossen. Das zeigt, dass die Polizei bemüht war, die öffentliche Ordnung durchzusetzen. Trotzdem waren Mord, Schlägereien, Diebstahl und andere Eigentumsdelikte an der Tagesordnung. Deshalb wurde nach und nach die Zahl der Polizisten im Yukon aufgestockt. Zu Beginn des Goldrauschs 1896 waren 20 Polizisten in der Region unterwegs. Im Februar 1898 waren es schon 196, im Jahr 1900 waren es bereits 300 Polizisten, die von 200 Soldaten der kanadischen Armee unterstützt wurden. Und das bei einer Bevölkerung von 40 000 Menschen, die in der Klondike Region lebten. Die Polizei griff hart durch, verhängte drastische Strafen und wies Männer schon auf den bloßen Verdacht einer kriminellen Handlung aus. In Dawson City wurde das Tragen von Waffen untersagt, denn die Behörden wollten nicht dulden, dass Dawson zu einer Wild-West-Stadt nach dem Muster von Skagway wurde. Für Kriminelle war es außerdem sehr schwer, ohne hoch entwickelte Überlebensstrategien aus dem Yukon zu entkommen. Alle, die versuchten, über Land zu fliehen, gingen das Risiko ein, in der Wildnis umzukommen. Versuchten sie es über die eine der drei Straßen, die aus dem Yukon führten, wurden sie schnell gefasst. So wurde die Kriminalität weitgehendst unterbunden und es gab kaum noch Morde zu beklagen.

Text: © Xenia Marita Riebe

Fotos: © Wiki Commons

 

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