Die Zeit in der Kunst

Erstaunlicherweise gibt es nicht viele Kunstwerke – zumindest sind mir nur wenige bekannt – die die Zeit thematisieren.

Bei alten Meistern wie Adriaen Pietersz van de Venne (1589 – 1662) findet sich höchstens das Stundenglas als Allegorie für die ablaufende Lebenszeit. Dabei fragte sich schon vor sehr langer Zeit der Philosoph Augustinus, ob es so etwas wie die Zeit überhaupt gebe. Die Vergangenheit sei ja schon vorbei und die Zukunft noch nicht da. Und wenn die Gegenwart immer gegenwärtig sei, wäre sie nicht Zeit, sondern Ewigkeit.

Das surrealistische Ölgemälde von Salvador Dalí aus dem Jahre 1931 mit dem Titel „Die Beständigkeit der Erinnerung“ kennt wahrscheinlich jeder Kunstinteressierte. Dalí zeigt darauf drei zerfließende Taschenuhren, die in der katalanischen Landschaft vor den schroffen Felsen des Cap de Creus arrangiert sind.

Viele bildhauerische Werke zum Thema Zeit und Vergänglichkeit finden wir auf unseren Friedhöfen in Form von Grabmälern oder Grabsteinen.

Der österreichische Bildhauer Arnold Reinthaler lehnt sich mit seiner Kunst an Grabsteine an. Er gravierte zum Beispiel den Satz „Komme gleich“ in eine schwarze Marmorplatte, wobei er die beiden letzten Buchstaben nicht ausarbeitete. Auch den Moment, in dem eine Digitaluhr ein-oder ausgeschaltet wird und für einen Augenblick ihr volles Zeichenfeld mit lauter Nullen aufleuchtet, hielt er auf einer schwarzen Marmorplatte fest.

Im Düsseldorfer Volksgarten steht eine Uhren-Installation von Klaus Rinke. Mit Hilfe von 24 Bahnhofsuhren will der Künstler unsere liebsten Sprüche zur Zeit ironisch zu Grabe tragen. „Alles hat seine Zeit“, „Die Zeit der Liebe“, „Die Zeit des Lebens“. Er zeigt uns die Instrumente, mit der die Zeit gemessen wird und die uns die kurze Zeitspanne unseres Daseins drastisch vor Augen führen.

Text und Foto: © Xenia Marita Riebe

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