Wie gut, dass es den Klimawandel gibt!

Nasenspray - Eine Droge?

Eine ketzerische These

Neulich besuchte ich eine Freundin in Köln und ich war für ca. zwei Stunden in ihrer Heimatstadt unterwegs. Nach dieser kurzen Zeitspanne und nach allem, was ich in diesen nicht einmal 150 Minuten sah, kam mir ein schlimmer Gedanke.

„Wäre es für die Erde nicht das Beste, wenn durch die Folgen des Klimawandels die Menschheit ausstürbe?“

Wie kommst du nur auf einen solch perfiden Gedanken, wird sich die Leserin nun fragen.
„Ich kann es dir erklären“, lautet meine Antwort.

Also, gleich, als ich das Haus, in dem meine Freundin lebt, verließ, fand ich im Vorgarten eine zerbrochenes Fläschchen Nasenspray. (Zur Erläuterung: Nasenspray enthält Xylometazolin, was wie eine Droge wirkt. Siehe Internet). Es wurde wahrscheinlich von einem Nachbarn aus dem Fenster des ersten Stocks geworfen. Der junge Mann verbringt sein Leben damit, ein schnelles, teures Auto zu fahren und Partys zu feiern. Er macht sich über nichts Gedanken. Umweltprobleme, Klimawandel, soziale Ungleichheit, Kinderarbeit usw. sind für ihn keine Themen. Es zählen nur der eigene Luxus und die nächste Urlaubsreise nach Übersee.

Kaum zehn Schritte weiter traf ich auf einen polnischen Fliesenleger, der auf dem Rasen vor dem Haus braune Fliesen in weiße umfärbte. Dazu benutzte er Lack aus Sprühdosen und da er keine Unterlage verwendete, färbte er gleich den Rasen mit. Er reagierte mit Unverständnis, als ich ihn ansprach. Er konnte nicht verstehen, was schlimm daran sein soll, wenn Pflanzen mit Lack besprüht werden. Er reinigte dann den Rasen mit Terpentin. Jetzt ist er verätzt.

Auf meinem Weg in die Innenstadt fuhr ich hinter einem Auto her, dessen Fahrerin sich einen besonderen Trick ausgedacht hatte. Auf der Straße, die wir benutzten, ist Tempo 30 vorgegeben und deshalb gibt es dort sehr moderate Schwellen. Die Autofahrerin versuchte nun, so weit wie möglich am Straßenrand zu fahren, um den Schwellen auszuweichen. Dabei rutschte sie mit dem Reifen an der Kante ab und fuhr mitten hinein in einen erst vor kurzem von der Stadt angelegten wunderschönen Blühstreifen.
Die Folge: Die schönen Pflanzen, die als Bienenweide dienen sollten, wurden herausgerissen und auf den Bürgersteig geschleudert. Trotz dieses schlimmen Ergebnisses ihres Handelns macht die Fahrerin an der nächsten Schwelle dasselbe, dieses Mal ohne Schaden anzurichten.

In der Innenstadt sah ich eine ganze Reihe von Menschen mit Adipositas (extremer Fettleibigkeit), die im Gehen Lebensmittel verzehrten. Eis, Teilchen, Pommes Frites, Coca Cola, belegte Brötchen – all das wanderte in die Münder der ohnehin schon viel zu dicken Menschen. Dabei war noch früher Vormittag.

Auf dem Rückweg musste ich mitansehen, wie die Arbeiter des Grünflächenamts mit viel Aufwand an Energie einen Rasen mähten, der eigentlich ganz gut als Wildblumenwiese umgestaltet werden könnte. Aber damit nicht genug. Zwei Arbeiter gingen mit Gebläsen hinter dem Rasenmäher her und pusteten unter großem Lärm und wieder mit unnötigem Energieaufwand die feinen abgeschnittenen Grashälmchen auf die Rasenfläche zurück.
Über dieser Szene flogen zwei Ferienflieger.

Zurück beim Haus meiner Freundin traf ich auf den Hausmeister, der mit einem Gasbrenner das „Unkraut“ auf dem Bürgersteig entfernte. Ich sprach ihn auf die Umweltschädlichkeit seiner Handlung an, aber er reagierte nur mit Unverständnis. „Soll ich etwa Gift spritzen?“, fragte er.
Dass man die kleinen Wildpflanzen auch einfach wachsen lassen könnte, ist für ihn völlig illusorisch.

Das letzte, was ich sah, bevor ich ins Haus ging, war der Wagen von amazon, der wie beinahe jeden Tag Ware zu einem Nachbarn brachte. Dieser Nachbar zählt zu den noch relativ jungen Männern, die zu fett sind, um sich ohne Auto auch nur einen Meter zu bewegen. Er lässt sich alles nach Hause bringen, Pizza auch häufig sehr spät am Abend. Selbstverständlich holt er seine Brötchen mit dem Auto, wie beinahe alle anderen Nachbarn meiner Freundin auch. Dabei ist der Bäckerladen sehr gut zu Fuß zu erreichen. Wie viele andere Männer in ihrer Nachbarschaft, arbeitet der Mann nicht. Er gehört zu den Menschen, die konsumieren und ihr Leben genießen. Holzfeuerung für die Gemütlichkeit, Grillen zur Geselligkeit, elektronische Gerätschaften aller Art zur Bewältigung der kleinsten Arbeiten eingeschlossen.

Sollten diese Erlebnisse noch nicht ausreichen, um meinen Gedanken zu stützen, kann ich noch einiges hinzufügen.

Wenn ich ins Schwimmbad gehe, treffe ich immer wieder auf ganze Schulklassen. Die Schüler, meistens 30 an der Zahl, föhnen nach dem Schwimmunterricht ihre Haare trocken. Dagegen wäre vielleicht im Winter nicht unbedingt etwas einzuwenden. Aber bei schönstem Sommerwetter halte ich dies für völlig überflüssig. Den Kindern kann kein Vorwurf gemacht werden, den Lehrern aber schon. Warum klären sie die Schüler nicht darüber auf, wie viel Energie nötig ist, um die Wärme zu erzeugen, die für das Trocknen der Haare gebraucht wird? Was nützen die „Fridays for Future“, wenn den Schülern solch einfache Zusammenhänge fremd sind? Wie sollen sie sich als Erwachsene besser verhalten, als die jetzige Generation, wenn sie von der Schule in Umweltfragen alleingelassen werden?

Immer wieder sehe und höre ich Berichte darüber, wie klimaschädlich der Verzehr von Fleisch ist und wie schrecklich die Haltungsbedingungen der Tiere sind. Auch dies scheint die meisten Leute nicht zu interessieren. Sie essen Fleisch ohne sich Gedanken darüber zu machen. Wie kann das im Anbetracht des drohenden Klimawandels möglich sein?

Ist nach allem, was ich hier zusammengetragen habe, der Gedanke nicht verständlich, dass es der Erde ohne den Menschen besser ginge?

Pflanzen und Tiere könnten sich endlich wieder erholen, die CO2 Emission würde gestoppt und die Atmosphäre könnte langsam wieder zu normalen Werten zurückfinden. Das Insektensterben würde aufhören und die Bio – Diversität würde nach und nach wieder hergestellt. Kein Tier müsste mehr in den Ställen der Fleischproduzenten leiden, keine kleinen Hähnchen würden mehr getötet oder geschreddert. Kleinen Ferkeln würden nicht mehr ohne Betäubung die Hoden abgekniffen, Tausende kleine und große Tiere würden nicht mehr von Autos überfahren, Haustiere würden nicht mehr unter den nicht artgerechten Haltungsbedingungen leiden, Naturlandschaften könnten sich endlich vom Massentourismus erholen, das Plastik in den Meeren würde nach und nach abgebaut, selbst das Weltall würde nicht weiter zugemüllt. Wäre das nicht wünschenswert? Und wer ist der Verursacher all dieses Leids, dieses Lärms, dieser Umweltverschmutzung? Wir, die Menschen. Ich schließe mich selbst natürlich nicht aus, auch wenn ich viele der obengenannten Dinge anders mache. Aber auch ich lebe auf Kosten der Natur und auch mein Verhalten schädigt auf die eine oder andere Art die Umwelt. Nur versuche ich, diese Belastung so gering wie möglich zu halten.

Täte jeder das seine, wäre meine ketzerische These überflüssig.

Text und Foto: © Xenia Marita Riebe

Lies auch: Klimawandel – früh erkannt – spät reagiert  Teile 1, 2 und 3

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