Zwei Frauen allein in der Wildnis – 1. Teil

 Lake Laberge im Yukon Territorium
Elke und Yasmin auf dem Lake Laberge im Yukon Territorium

A Dream of the Wilderness

Yasmin und Elke hatten einen Traum und dieser Traum war schon sehr alt, vielleicht schon älter als sie selbst. Die beiden Frauen zog es nach Kanada in die Wildnis. Nun versteht darunter jeder etwas anderes. Zum Beispiel das Befahren eines Wildnisflusses oder das Durchstreifen der endlosen Wälder des hohen Nordens. Elke und Yasmin träumten aber davon, eine Zeit im Winter in einer Hütte zu verbringen. Sie wollten erleben, wie es sich anfühlt, ganz eins mit der Natur zu sein und sie wollten den Geschichten von Jack London nachspüren, der den Spirit of the North so einfühlsam beschrieben hat.

 Cabin am Lake Laberge
Elke vor der Cabin am Lake Laberge

Vor etwa neun Jahren war es dann soweit, sie reisten mit ihren Söhnen Timo und Christopher nach Kanada. Damals bewohnten sie eine Cabin (Blockhütte) am Lake Laberge. Diese hatten sie bei Familie Cathers gemietet, die schon seit 25 Jahren in der Wildnis lebte. Mar und Ned Cathers hatten ihre Kinder Jennine und Brad in der Abgeschiedenheit der Wälder großgezogen und ihnen selbst Unterricht erteilt.
Nun ja, mag so mancher denken. Doch aus den Cathers-Kindern wurden erfolgreiche und glückliche Menschen. Brad Cathers ist heute Politiker. Er ist seit 2002 Member of the Yukon Legislative Assembly for lake Laberge. Seine Schwester Jennine schlug einen anderen Weg ein, sie wurde Wildnis Guide und führt heute zusammen mit ihren Eltern ein kleines Unternehmen, Cathers Wilderness Adventures.

Alascan Huskies

Jennine war es auch, die Yasmin und Elke mit dem Yukon Quest bekannt machte. Während des Aufenthalts vor neun Jahren, erzählte Jennine den beiden Frauen aus Deutschland abends ihre Erlebnisse vom Trail des Schlittenhunderennens, an dem sie sechs Mal teilgenommen hat. Jennine war mit damals 18 Jahren bis heute die jüngste Teilnehmerin des Yukon Quest und zusammen mit ihrem Vater das erste Vater-Tochter Duo, das den YQ erfolgreich bestritten hat. Auch Ned Cather wusste einiges vom Quest zu berichten, denn auch er steht in der Hall of Fame des YQ verzeichnet. Die beiden nahmen Elke und Yasmin mit auf Touren auf dem Hundschlitten. Es ging in die verschneite Wildnis. Es versteht sich von selbst, dass es den beiden Frauen – und natürlich auch Timo und Christopher – in der fantastischen Landschaft und in der einsamen Hütte im Yukon Territorium sehr gut gefiel. Wieder in ihrem Alltag in Deutschland, sehnten sie sich oft dorthin zurück.

Zurückkehren – Das Gefühl nach Hause zu kommen

Nun sind seit diesem Erlebnis viele Jahre vergangen, aber die Welt von Jack London lebte in den Frauen fort und ließ ihnen keine Ruhe. So machten sie es im Winter 2018 schließlich möglich, wieder nach Alaska und in den Yukon zu reisen. Dieses Mal ohne ihre beiden Söhne, die inzwischen erwachsen sind.

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Sie folgten dem Yukon Quest Rennen, von dem sie bei den Cathers so viel gehört hatten, von Checkpoint zu Checkpoint und waren die beiden einzigen Fans im abgelegenen Checkpoint Eagle. (siehe unten)
Da das Ziel des Yukon Quest in Whitehorse lag, wollten sie die Gelegenheit nutzen, noch einmal ein paar Tage bei Famile Cathers zu verbringen.
Gesagt, getan.
Elisabeth Weigand, die Besitzerin der Black Bear Wilderness Adventure INC. und Mitglied des Yukon Quest Vorstands, die Yasmin und Elke inzwischen kennengelernt hatten, war so freundlich, die beiden mit ihrem Auto zum Ufer des Lake Laberge bringen. Der Weg dorthin führt von Whitehorse 47 Kilometer über den Klondike Highway in Richtung Norden. Schon bald erreichten sie das Ufer des Sees. Dort waren sie verabredet. Das klingt für unsere Ohren ein wenig befremdlich. Verabredet am Ufer eines zugefrorenen Sees, in the Middle of Nowhere. Doch Elke und Yasmin stiegen aus dem Auto und Elisabeth fuhr davon.

Lake Laberge
Ned Cathers kommt mit drei Schlitten über den See

Nun standen die beiden Frauen allein am See und warteten, was ein besonderes Erlebnis war. Der See lag still und zugefroren vor ihnen. Nichts als eine endlos scheinende kalte, weiße Fläche. Sie schauten und lauschten und sahen auf einmal einen winzigen Punkt in der Weite, der immer näher kam und der sich schließlich zu Hunden vor einem Schlitten formte. Das Eis übertrug das Geräusch der Kufen und ein Sirren klang zum Ufer hinüber. Bald war auch Ned auszumachen, der auf dem Schlitten stand und freudig winkte. Nach einer sehr herzlichen Begrüßung ging es dann neun Kilometer weit über das Eis hinüber zum anderen Ufer, wo die Cathers Family lebt.
Dort auf dem Land der Familie steht auch die einsame Cabin, die an Touristen vermietet wird. Es ist ein einfaches Holzhaus, eine sogenannte Dry Cabin, was bedeutet, dass es dort weder Wasser noch Strom gibt.

Hundeschlitten
Trail zur Cabin, die im Hintergrund zu sehen ist

Yasmin und Elke sahen die Blockhütte bei ihrer Ankunft schon von Weitem liegen. Die Bäume, die sie umgeben, waren in den Jahren, die vergangen waren, kaum gewachsen. Alles lag tief verschneit, der Hügel hinter der Cabin, das Dach und auch die Wipfel der Bäume. Darüber ein tiefblauer Himmel. Der vorgespurte Weg führte direkt auf das Blockhaus zu. Die beiden Frauen konnten es nicht glauben. Sie waren zurück! Nichts hatte sich verändert. Alles war so, wie sie es in Erinnerung bewahrt hatten. Beide spürten das intensive Gefühl, nach Hause zu kommen. Ihre Seelen jubelten!

Lies im 2. Teil wie Yasmin und Elke ihre Tage in der Wildnis verbrachten.

Text: © Xenia Marita Riebe
Fotos: © Yasmin Maschouf-Hofmann, Elke Fischer

Mit dem Bush-Flieger nach Eagle

Zwei deutsche Frauen allein in Eagle

2 Kommentare zu „Zwei Frauen allein in der Wildnis – 1. Teil

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