Sui Kings – Übernachtung im Auto bei – 30 °

Sui Kings - Auspuffrohr nach einer Nacht in Alaska

Von Two Rivers fuhr Sui über den Steese Highway in Richtung Checkpoint Mile 101. Bei der Abfahrt war es -27° kalt, aber die Landschaft um den Highway glich einem Märchenland. Alles lag tief verschneit und wirkte in der Dämmerung besonders aufregend.
Sui befand sich gerade auf dem Pass über den Eagle Summit, als die Sonne aufging. Er machte einen Fotostopp und genoss das grandiose Naturschauspiel. Es war für ihn immer schon faszinierend, vom Eagle Summit in alle Richtungen schauen zu können und sich den Wind um die Ohren fegen zu lassen. Doch der Sonnenaufgang machte dieses Mal alles noch schöner als sonst, und das bei -17°.
In Momenten wie diesen ist Sui mit seinen Gedanken oft bei den Mushern und ihren Hunden, die den Elementen schutzlos ausgesetzt sind. Er hat großen Respekt vor der Leistung der Teams, denn er weiß, wie schwer der Anstieg zum Gipfel für ein Schlittenhundeteam ist.

Sonnenaufgang am Eagle Summit

Noch einen Augenblick ließ er seinen Blick auf der aufgehenden Sonne ruhen und ging dann beglückt zum Auto zurück, um weiter in Richtung Central zu fahren. Dort, wo der Highway wieder abwärts führt, hatte Sui einen grandiosen Ausblick über das weite Yukon Delta in Richtung Circle City. Wie immer war er beeindruckt von der unendlichen Weite, die das menschliche Auge kaum erfassen kann. Eine winterliche Fahrt auf dem Steese Highway ist schon etwas Besonderes. Das Wetter war herrlich, die Sonne schien von einem stahlblauen Himmel und machte die Fahrt zu einem Erlebnis.
Natürlich gehört der Wald jenseits des Highways den wilden Tieren. Und so sah Sui auch immer wieder Elche, die oft unerwartet aus dem Dickicht kommen und gelassen über die Straße stolzieren. Eine Elchkuh mit ihren Jungen tauchte unverhofft am Straßenrand auf, um auf die andere Seite des Highways zu wechseln. Sie schaute sich nur ganz kurz um, ignorierte Suis Auto und trottete los, ihre Kälber im Schlepptau. Sui ging vorsichtig auf die Bremse und ließ seinen Wagen langsam ausrollen. Einige Meter von den faszinierenden Tieren entfernt, kam er zum Stehen und erfreute sich an der Kuh mit ihren Jungen.

Wolfstatze

Die Bären halten ja zum Glück ihren Winterschlaf, aber die Wölfe streifen auch im Winter durch die Wälder Alaskas. Und so konnte Sui einen handtellergroßen Abdruck einer Wolfstatze fotografieren. Das ist schon etwas Besonderes und dafür lohnen sich die Strapazen, die eine Reise durch den hohen Norden mitsichbringen.
Mit Strapazen meine ich zum Beispiel eine Übernachtung im Auto in der arktischen Nacht, für Sui freilich kein großes Problem.
Bevor Sui im Checkpoint 101 eintraf erlebte er zur Krönung des Tages auch noch einen wunderbaren Sonnenuntergang. Selbstverständlich hielt er seinen Wagen an und stieg aus, um dieses weitere Naturschauspiel zu genießen, das dieser Tag ihm brachte.
„Es sind genau diese Augenblicke, die einem vermitteln, wie klein und unbedeutend doch der Mensch in dieser grandiosen Natur ist“, sagt Sui. „Ich sauge diese Momente richtig auf. Diesen Anblick und die unberührte Wildnis kann keine Kamera einfangen.“
Deshalb versuchte er auch nicht, den Sonnenuntergang zu fotografieren. Er ließ ihn einfach auf sich wirken. „In diesen Momenten bin ich mit mir und der Welt im Reinen“, sagt er. Und das glaube ich ihm gerne.
Am Checkpoint Mile 101 gibt es keine Übernachtungsmöglichkeiten für Fans des Yukon Quest. Dort stehen nur ein paar verfallene Goldgräberhütten, in denen im Sommer tatsächlich immer noch Goldgräber leben. Im Winter werden die Hütten für kurze Zeit zum Checkpoint für den YQ. Dafür müssen sie aufgeräumt und hergerichtet werden. Es gibt eine Cabin für die Musher, aber die Besucher müssen wohl oder übel in ihren Autos schlafen. (Siehe dazu auch meinen Beitrag über den Checkpoint Mile 101.)
Um eine solche Nacht zu überstehen, muss freilich der Motor anbleiben, damit die Heizung die Nacht über den Innenraum des Wagens einigermaßen erwärmen kann.
Ich denke aber, dass man schon ein guter Schläfer sein muss, wenn man unter solchen Bedingungen überhaupt ein Auge zu bekommt. Ich stelle mir vor, dass die Luft im Wagen schnell stickig wird, denn sie wird ja im Motorraum erwärmt. Und ein Fenster öffnen ist bei den Tiefsttemperaturen der Nacht wohl kaum möglich. Und dann das Geräusch des Motors und die Enge. Angenehme Schlafbedingungen sind sicher etwas anderes.:)
Doch wer ein echter Fan des Yukon Quest ist – und das ist Sui ja schließlich – dem macht das alles wenig aus. Das Wichtigste ist, vor Ort zu sein, wenn die Musher mit ihren Hundeteams einlaufen, mitverfolgen zu können, auf welcher Position das jeweilige Team ist und zu sehen, ob die Hunde noch gesund und kräftig sind.
So war Sui natürlich längst aufgestanden, als Allen Moore um 4:45 Uhr mit seinem Team in den Checkpoint Mile 101 einfuhr.

Vollmond in Alaska

Die Nacht war sternenklar und der Vollmond stand am Himmel. Von Allen Moore war zuerst nur der Lichtschein seiner Stirnlampe zu sehen und ein leises Geräusch war zu hören, das von den Kufen des Schlittens erzeugt wurde, der in schneller Fahrt über die Schneedecke näher kam. Und dann war Moore auch schon da und wurde von den Fans mit lautem Hallo begrüßt. Natürlich wurde gefilmt und fotografiert, was das Zeug hielt. Wenn der führende Musher in einen Checkpoint einläuft, ist das immer etwas Besonderes.
Dann kam ein Team nach dem anderen an und mit ihnen auch die begleitenden Dog Trucks. Es herrschte eine regelrechte Rushhour in Mile 101.

Selbstverständlich bleiben bei allen Wagen die Motoren an, denn keiner will riskieren, sein Auto bei der Abfahrt nicht mehr starten zu können.
Sui brach dann schnell auf nach Central, denn er wollte dort sein, wenn der erste Musher hereinkam. Und wieder war es Allen Moore, der dort um 12:57 Uhr bei besten Wetterkonditionen eintraf.

Text: © Xenia Marita Riebe
Fotos: © Sui Kings

Sui Kings – Übernachtung im Auto bei -30°

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