Reisetagebuch – Südwest Irland – Fastnet Rock

Mein Mann Bernd und ich verbrachten eine Zeit im kleinen Fischerort Schull in Südwest Irland und erkundeten die Mizen Peninsula.

Tag 3 – 5.11.2017
Wetter: herrlich sonnig, mit wolkenlosem Himmel – Temperatur 11 Grad – leichter Nordwind

Schon in der Nacht habe ich mein linkes Knie gespürt und beim Frühstück wird deutlich, dass ein Schleimbeutel sich zu entzünden beginnt. Das ist sehr schade, denn so kann ich nicht mit auf die tägliche Wanderung gehen. Bernd wandert allein los in den herrlichen, sonnigen Morgen. Ich bleibe im Conservatory zurück und schreibe. Doch ich hoffe, dass die Entzündung sich durch Ruhe zurückbildet und ich vielleicht am Nachmittag ein wenig rausgehen kann.
Meinen „Arbeitsplatz“ habe ich mir jetzt eingerichtet. Ich sitze etwas unbequem vor einem goldenen Teewagen, auf den ich meinen Laptop gestellt habe. Rund um mich, schaue ich auf den Garten, der das Cottage an drei Seiten umschließt. Meerblick habe ich von hier nicht, denn der Wintergarten befindet sich an der Rückseite des Cottages. Der Architekt glaubte wohl, dass es besser ist, aus den Schlafzimmern und aus der Küche einen schönen Blick zu haben. Wir sehen das anders. Hätten wir das Haus gebaut, stünde der Wintergarten vorn und böte den Meeresblick. Aber Gartenblick ist auch nett.


Am späten Vormittag hält es mich allerdings nicht mehr im Haus und ich gehe Bernd entgegen. Zusammen steigen wir auf zum Sailor`s Hill, einem Aussichtspunkt in der Nähe unseres Cottages. Hier hat ein Privatmann einen Ort des Gedenkens errichtet, wo er aller Schiffe gedenkt, die in diesem Teil des Atlantiks jemals untergingen. Die Namen der Schiffe und die Daten des Unglückszeitpunktes hat er in die Felsen gemeißelt. Es gibt dort einen kleinen, runden Turm, den man aber nicht betreten kann, eine Plattform aus Schiefer und ein Gedenkkreuz. Heute schien gerade die Sonne auf diesen Platz und wir setzten uns eine Weile auf eine provisorische Bank, um die Wärme zu genießen. Schon bald wurde es aber so warm, dass wir Jacken und Pullover auszogen. Wieder einmal saßen wir an einem Novembertag im T-Shirt in Irland und genossen den Blick über das Meer hinüber zum Fastnet Rock.

Fastnet Rock, oder auf gälisch „Carraig Aonair“, was „Einsamer Fels“ bedeutet, ist eine kleine Felseninsel am südlichsten Punkt vor Irlands Küste. Der Felsen ragt 30 Meter über das Niedrigwasser hinaus. Auf der Insel steht der mit 54 Metern höchste Leuchtturm Irlands. Ein Wahrzeichen! Fastnet Rock ist der Wendepunkt für das berühmte Fastnet-Rennen, einer Regatta für Hochseeyachten, das in ungeraden Jahren ausgetragen wird.
Bei einem weiteren Walk am Nachmittag sehen wir einen Esel, Schafe und eine Menge Kühe. Die Landschaft wirkt sonntäglich feierlich, es fahren beinah keine Autos und alles liegt friedlich im Sonnenschein. Es ist erstaunlich, wie ruhig das Wetter hier sein kann. Es geht aber auch anders, was an den vielen Sturmschäden deutlich zu erkennen ist. Hier kann es stürmen wie sonst kaum irgendwo. Die See türmt dann hohe Wellen auf, die sich krachend an der Felsküste brechen. Doch so schlimm ein Sturm auch sein mag, er zieht meist schnell vorüber und dann strahlt auch schon wieder die Sonne. Irland ist eben auch die Insel der Gegensätze.
Am Abend fahren wir mit unseren Freunden nach Ballydehob zum Essen. Sie haben ein italienisches Restaurant ausgewählt. Ihr Sohn ist so freundlich, uns dorthin zu bringen und auch wieder abzuholen, denn Taxis gibt es hier kaum. Wir haben einen sehr netten Abend mit guten Gesprächen und leckerem Essen. Es ist unser erster Besuch in einem italienischen Restaurant in Irland. Da aber die Besitzer waschechte Italiener sind, schmeckt alles ganz hervorragend. Hier erlebe ich zum ersten Mal, dass der Koch und Inhaber Antonio, sich in der Küche bei der Zubereitung der Speisen filmen lässt und die Aufnahme live in das Restaurant übertragen wird. Eigentlich eine gute Idee, aber ich fühle mich dadurch ein wenig abgelenkt, da ich mich natürlich dafür interessiere, wie unser Essen zubereitet wird. Ich gebe zu, dass ich dadurch manches von der Unterhaltung nicht mitbekommen habe. Doch glücklicherweise schließt die Küche bald und der Monitor geht aus. Unglücklicherweise schließt morgen auch dieses Restaurant. Mal sehen, ob wenigstens noch ein oder zwei Restaurants oder Pubs geöffnet bleiben, damit wir dort essen können.

Text und Fotos: © Xenia Marita Riebe

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