Reisetagebuch – Südwest Irland – Dunmanus Bay

Reisetagebuch – Südwest Irland – Dunmanus Bay

Einsame Straße auf der Mizen Peninsula

Mein Mann Bernd und ich verbrachten eine Zeit im kleinen Fischerort Schull in Südwest Irland und erkundeten die Mizen Peninsula.

Tag 8 – 10.11.2017

Wetter: stark bewölkt – Temperatur 13 Grad – kräftiger Wind

Wir fahren zur Dunmanus Bay, auf gälisch Bá Dhún Mánais, einer Meeresbucht, die zwischen der Mizen-Halbinsel und Sheep`s Head liegt. Auf dem Weg dorthin fahren wir über schmale Straßen, denn wir haben einen Shortcut genommen. Auf einer Stromleitung am Straßenrand sitzt ein Schwarm Stare. Die Vögel scheinen sich hier gesammelt zu haben. Es sind sehr viele und sie zwitschern munter miteinander.

Dunmanus Castle

Bei der Einfahrt in die Dunmanus Bay kommen wir an der Ruine des Dunmanus Castle vorbei, das hier 1430 vom O`Mahony Clan errichtet wurde. Das Castle ist vier Stockwerke hoch und wirkt trutzig und ein wenig unheimlich.
Kurz darauf kommen wir am unbedeutenden Dunmanus Harbour vorbei. Er wirkt, als hätte hier schon seit langem kein Boot mehr angelegt. Weiter folgen wir der Straße, die um die Bucht führt. Sie ist eng und schmal und wir hoffen, dass uns kein anderes Fahrzeug entgegenkommt, erst recht kein Traktor. Dann müssen wir über eine Brücke fahren, die einen tiefen Felseinschnitt am Rand der Bay überspannt.

Noch ein paar Kurven weiter, und wir sind an einer für uns historischen Stelle. Hier standen wir einmal – es ist 10 Jahre her – mit unserem VW Bus. Wir waren damals hierher gekommen, um den Sonnenuntergang mitzuerleben. Für diesen Zweck hatten wir uns gut ausgestattet. Auf der Ladefläche des Bullis standen ein schöner Holztisch und zwei passende Stühle. Wir hatten auch an das leibliche Wohl gedacht, denn wir wollten den Sonnenuntergang so richtig genießen. Schnell waren Brot, Butter und Käse herausgeholt und auf dem Tisch angerichtet. Dazu gab es Rotwein und Oliven. Bernd ging mit der Videokamera rund um das Auto und filmte, während die Hausfrau – also ich – das Abendbrot bereitete. Dann saßen wir im Auto und genossen die mitgebrachten Dinge und dazu den großartigsten Ausblick, den man sich nur vorstellen kann. Die Bay lag im letzten Abendlicht, leichte Schleierbewölkung verzierte den ansonsten makellosen Himmel. Perfekte Bedingungen für einen spektakulären Sonnenuntergang. Wir waren gespannt, und um die Anspannung zu lindern, tranken wir einen köstlichen Bordeaux. Dann sank die Sonne. Minute für Minute sank sie tiefer hinab, einer Wolkenbank entgegen, die am Horizont lag. Die Wolken verfärbten sich orangerot und für einen kurzen Moment verschwand die Sonne, um kurz darauf in einem Wolkenloch erneut zu aufzuscheinen. Das war das letzte Mal, das sie an diesem schönen Herbsttag – es war der 25.9.2007 – zu sehen war. Doch damit war das Naturschauspiel noch nicht beendet. Im Hinabsinken verfärbten die letzten Sonnenstrahlen die Schleierwolken. Orange tauchte auf, gefolgt von Rosa, das mehr und mehr verblasste. Der Himmel verlor sein tiefes Blau und wurde fahl, ja, beinahe farblos. Minuten später hatte er alle Blautöne verloren und verwandelte sich in ein zartgraues, sich im Wasser der Bay widerspiegelndes glattes Etwas. Alle Farben schienen die Welt zu verlassen, nur das Rot in unseren Gläsern setzte einen Akzent in die aufkommende Nacht. Wir waren ergriffen von der Schönheit des Abends und fühlten uns so eins mit der Natur, wie schon lange nicht mehr. So etwas, kannst du nur in Irland erleben!
Als der Mond sich vorsichtig heranwagte, packten wir mit Bedauern unser kleines „Tischlein deck dich“ zusammen und verließen den schönen Platz an der Dunmanus Bay.

Dunmanus Bay

Heute sind wir wieder hier. Bernd hat die alte Stelle zurückgefunden und wir parken dort unseren kleine Micra. Doch anders als damals, ist es Vormittag. Der Ozean ist ein wenig aufgewühlt, denn ein ehemaliger Tropensturm nähert sich Irland. Der Wind hat schon mächtig aufgefrischt und es ist recht kühl. Die Brandung bricht sich an der Steilküste und den vorgelagerten Felsen. Kein Mensch ist zu sehen. Wir stehen allein an der Bay und schauen hinüber zu den Felsen, die diese begrenzen. Da, wo sich die Bucht zum Meer hin öffnet, ist es hell, denn hinter dieser Öffnung liegt nur noch das Meer. Die Luft ist frisch und ich atme sie tief ein. So saubere Luft erreicht uns in Deutschland nie. Ich mache mir dies bewusst und genieße den Augenblick, der zwar nicht so grandios ist, wie bei unserem letzten Besuch hier, aber trotzdem besonders. Irlands Landschaft ist eben zu jeder Tageszeit und bei jedem Wetter schön. Für Bernd und mich gibt es kaum etwas Schöneres.
Nach einer Weile verlassen wir „unseren Platz“ und fahren hinüber nach Durrus, um dort in einem Pub zu Mittag zu essen. Ein schöner Vormittag geht zu Ende.

Text und Fotos: © Xenia Marita Riebe

 

 

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