Reisetagebuch –Südwest Irland– Goodbye Ireland – 1. Teil Sonnenaufgang
Mein Mann Bernd und ich verbrachten eine Zeit im kleinen Fischerort Schull in Südwest Irland und erkundeten die Mizen Peninsula.
Tag 20 – 22.11.2017
Wetter: bewölkt – Temperatur 14 Grad – auffrischender Wind
1. Teil Sonnenaufgang
Jetzt ist es soweit. Der letzte Urlaubstag bricht an. Die Wettervorhersage hat für den Tag heftigen Dauerregen angekündigt. Das ist uns nicht recht, denn wir müssen mit unserem kleinen Mietwagen über die schmalen unübersichtlichen Straßen nach Cork zum Flughafen fahren. Aber auf solche Dinge nimmt die allgemeine Wetterlage natürlich keine Rücksicht. Eine Regenfront aus West zieht über Irland und die hat schon in der Nacht heftige Regenschauer gebracht. Ich schlage die Augen auf und luge durch den Spalt zwischen den Übergardinen aus dem Fenster. Natürlich erwarte ich einen grauen nebligen Morgen, doch was ich sehe, lässt mich sofort hellwach werden. Über der Bucht zeigt sich ein breiter Streifen Blau und darin schweben ein paar Wolkenschleier in Rosa. Ich schließe die Augen und öffne sie erneut. Der schöne Himmel ist noch da. Ein weiterer großartiger Sonnenaufgang, schießt es mir durch dem Kopf. Und das am „very last day“. Sofort springe ich aus dem Bett und ziehe mich an.
Und schon laufe ich los. Draußen ist die Luft klar, feucht und mild. Da ich Angst habe, zu spät zu sein, laufe ich im Dauerlauf den Berg hinauf. Freilich geht mir schon bald die Puste aus und ich muss meinen Schritt verlangsamen. Es ist stürmisch und der Wind zerrt mir beinahe die Kappe vom Kopf. Deshalb ziehe ich sie lieber aus und stecke sie in meine Jackentasche. Unterwegs mache ich sicherheitshalber ein paar Fotos, denn ich weiß nicht, wie groß das Wolkenloch ist, durch das die aufgehende Sonne scheint. Die vertrocknete Blütenrispe einer südlichen Pflanze, die ich schon öfters als Motiv für ein Sonnenaufgangsfoto gewählt habe, schwankt wild im Wind und macht es mir heute schwer, sie zu fotografieren. Dann bin ich endlich oben auf dem Sailor`s Hill und sehe für diesen Irlandaufenthalt zum letzten Mal die Sonne aufgehen.
Es ist kein spektakulärer Sonnenaufgang. Die Lücke zwischen den Wolken ist recht klein, die Sonne schaut nur wenig daraus hervor, die Farben am Himmel sind im Bereich der Pastelltöne zu finden. Doch mir gefällt die Färbung der Wolken und die ganz besondere Stimmung, die hier oben herrscht. Die zarten Farben wollen nicht so recht zum heftigen Wind passen, der so an mir zerrt, dass ich Probleme habe, mein Smartphone zum Fotografieren ruhig zu halten. So mache ich leider viele unscharfe Bilder. Das liegt aber sicher auch daran, dass das Objektiv in dieser milchig zart blaugrauen Umgebung, in der sich das Meer kaum vom Himmel abhebt, Schwierigkeiten hat, sich scharf zu stellen. Leider dauert das Schauspiel nur wenige Minuten. Dann schließt sich die Wolkenlücke und hinterlässt die Welt in ihrem grauen Morgenkleid. Ich schaue mich noch einmal um, sauge den Blick in mich auf, denn ich bin nicht sicher, ob ich je wieder an diesen schönen Ort zurückkehren werde. Ich möchte alles in Erinnerung behalten. Long Island, mit seinem weißen Leuchtturm an der Spitze, dahinter in der Ferne Clear Island, die weite Bucht, in der jetzt wie jeden Morgen die Fischerboote hinaus auf den Atlantik fahren. Und Fastnet Rock, aber der ist heute nicht zu sehen. Zu dunstig ist die Luft und sie hat den Felsen mit seinem hohen Leuchtturm, der weit draußen im Meer liegt, einfach verschluckt. Wie schade.
Dann gehe ich zurück zum Cottage. Der Wind hat mich ordentlich durchgepustet und obwohl die Luft für November sehr mild ist, ist mir doch ein wenig kalt geworden. Ich freue mich auf das letzte Frühstück im mollig warmen Quarry Cottage.
Text und Fotos: © Xenia Marita Riebe
Fotos: © Bernd Riebe
Schreibe einen Kommentar