IPCC Klimareport 2023: Letzte Warnung
Am Montag, 20. März 2023 präsentierte der Weltklimarat IPCC den Synthesebericht des jetzt zu Ende gehenden sechsten Berichtszyklus.
Der neueste IPCC-Bericht warnt, dass die Auswirkungen der Klimakrise noch verheerender sein werden als bisher angenommen, da die Erderwärmung schneller voranschreitet als erwartet. Der Bericht besagt, dass die Welt auf einem Kurs von 3,2 Grad globaler Erwärmung liegt, wenn der bisherige Trend sich fortsetzt und dass dies katastrophale Auswirkungen haben wird. Die KlimawissenschaftlerInnen warnen vor Hitzewellen, Dürren, Starkregen und Wetterextremen und fordern sofortiges Handeln, um das Überschreiten kritischer Kipppunkte im Klimasystem zu verhindern. Die Menschheit kann jedoch das Schlimmste noch verhindern, indem sie jetzt radikal den Ausstoß von Treibhausgasen senkt und gegen jedes zusätzliche Zehntel Grad Erderwärmung kämpft. Der Bericht ist in seiner Deutlichkeit erschreckend und als letzte Warnung vor dem Sturz in die Klimakatastrophe zu verstehen.
Der Anstieg der globalen Mitteltemperatur liegt heute schon bei fast1,2 Grad. Besonders stark ist die Erwärmung in der Arktis und in Afrika , wie auch die Atmosphäre über den Landmasen sich stärker erwärmt als die über den Ozeanen.
Mit dem Temperaturanstieg nehmen extreme Wetterphänomene zu . Hitzewellen, Stürme, Starkregen, Dürren. Die Eisschilde Grönlands schmelzen, vom Schelfeis der Westantarktis brechen riesige Schollen ab, in den Gebirgsregionen der Welt bilden sich die Gletscher zurück, der Meeresspiegel steigt an und die Ozeane versauern.
„Diejenigen, die am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben, sind unverhältnismäßig stark betroffen: Fast die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Regionen, die durch den Klimawandel besonders gefährdet sind, wie Afrika südlich der Sahara, Teile von Asien sowie Zentral- und Südamerika. Einige Gegenden werden irgendwann nahezu unbewohnbar sein – z.B. wegen Hitze und Trockenheit oder im Falle von Inseln und Küstenregionen durch Überflutungen (so wäre im Jahr 2060 mit +4 °C Erwärmung die halbe Erde nahezu unbewohnbar). Der Klimawandel führt also auch zu einer Verschärfung von bestehenden sozialen Ungleichheiten, Konflikten und Migration.“ (Magdalena Bertelmann, Deutscher Wetterdienst)
Der IPCC warnt unter anderem vor einem potenziellen “Overshoot”, einer kurzzeitigen Überschreitung der 1,5-Grad-Grenze, die irreversible Schäden und schwerwiegende Auswirkungen auf die Welt haben könnte. Je größer die Überschreitung ist und je länger sie andauert, desto wahrscheinlicher werden Kipppunkte im Erdsystem erreicht, die die Klimakrise noch weiter beschleunigen könnten. Es ist ungewiss, ob eine Rückkehr zu 1,5 Grad nach einem Overshoot überhaupt möglich wäre, daher ist es von größter Bedeutung, dass ein Overshoot vermieden oder auf ein Minimum reduziert wird. Dies erfordert einen sofortigen und schnellen Ausstieg aus der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas im globalen Energiesystem und einen raschen Übergang zu erneuerbaren Energien.
Sehr wichtig in dieser Hauptaussage des IPCC ist die Betonung der “kumulierten Kohlenstoffemissionen” bis zum Erreichen des Emissionsziels Netto Null. Der Weg ist das eigentliche Ziel. Jedes Jahr mit weiterhin zu hohen Emissionswerten macht ein Abwenden der Klimakatastrophe immer unwahrscheinlicher. Daher kann die Forderung nur heißen: Drastische Reduktion von klimaschädlichen Gasen sofort.
Es ist riskant zu glauben, dass sogenannte Carbon Dioxide Removal-Technologien in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts die Emissionen im erforderlichen Umfang wieder einfangen und damit die Erdtemperatur wieder senken können. Laut den Berichten des IPCC sind diese Technologien noch nicht ausreichend erprobt oder ihre Nutzbarkeit ist noch nicht erwiesen. Die Verwendung dieser Technologien birgt erhebliche Risiken und Gefahren, ist sehr teuer und erfordert einen hohen Einsatz von Energie und anderen Ressourcen, um einen spürbaren Effekt zu erzielen. Für Bioenergie mit Carbon Capture and Storage (BECCS) werden große Flächen für Energiepflanzen benötigt, was Auswirkungen auf regionale Wasserhaushalte, existierende Wälder, Biodiversität und die Nahrungsproduktion hat. Direct Air Carbon Capture and Storage (DACCS) benötigt ebenfalls große Flächen und hat einen enormen zusätzlichen Energiebedarf. Um 10 Gigatonnen CO2 zu entfernen (ca. 20% des derzeitigen jährlichen weltweiten CO2-Ausstoßes) wären 100 Exajoule Energie erforderlich, was der Energiemenge entspricht, die derzeit weltweit jährlich produziert wird.
Die Nutzung von CDR-Technologien, wie BECCS und DACCS, birgt direkte und indirekte Bedrohungen für Menschenrechte, Landrechte und das Recht auf Nahrung aufgrund des damit einhergehenden Land- und Ressourcenverbrauchs. Laut dem IPCC-Bericht werden durch diese Technologien vor 2050 keine bedeutenden Mengen an CO2 aus der Atmosphäre entzogen. Daher können sie nicht als Ersatz für intensive Emissionsreduktionen dienen. Zudem hängen sie wesentlich von der Entwicklung und Nutzung der Carbon Capture and Storage-Technologie ab, die derzeit als eine der teuersten und ineffektivsten Methoden gilt, Emissionen zu reduzieren. Im Gegensatz dazu sind erneuerbare Energien effektiv und kostengünstig.
Das Zeitfenster, in dem eine lebenswerte Zukunft für alle gesichert werden kann, schließt sich rapide. Die Auswirkungen für die nächsten Generationen hängen von unserem jetzigen Handeln und den Entscheidungen ab, die wir in diesem Jahrzehnt treffen.
Es bleibt nur noch ein schmales Zeitfenster, in dem durch entschlossenes Handeln die Klimakatastrophe abgewendet werden kann oder zumindest die Folgen gemindert werden können. Dieses Fenster schließt sich immer schneller und es bleiben nur wenige Jahrzehnte für den Erhalt unseres bewohnbaren Planeten.
Bernd Riebe, 03/2023
Hauptaussagen aus der Zusammenfassung für die politische Entscheidungsfindung
A. Derzeitiger Stand und Entwicklungen
Beobachtete Erwärmung und ihre Ursachen
A.1 Menschliche Aktivitäten haben eindeutig die globale Erwärmung verursacht, vor allem durch die Emission von Treibhausgasen. Dadurch lag die globale Oberflächentemperatur im Zeitraum 2011–2020 um 1,1 °C höher als der Wert von 1850–1900. Die globalen Treibhausgasemissionen haben weiterhin zugenommen, wobei die historischen und gegenwärtigen Beiträge aus nicht-nachhaltiger Energienutzung, Landnutzung und Landnutzungsänderung, nicht-nachhaltigen Lebensstilen sowie Konsum- und Produktionsmustern über Regionen, Länder und Einzelpersonen sowie innerhalb von Ländern ungleich verteilt sind . Beobachtete Änderungen und Folgen
A.2 Es haben weitverbreitete und schnelle Veränderungen in der Atmosphäre, im Ozean, in der Kryosphäre und der Biosphäre stattgefunden. Der vom Menschen verursachte Klimawandel wirkt sich bereits auf viele Wetter- und Klimaextreme in allen Regionen der Welt aus. Dies hat zu weitverbreiteten nachteiligen Folgen und damit verbundenen Verlusten und Schäden für Natur und Menschen geführt . Verwundbare Bevölkerungsgruppen, die historisch am wenigsten zum aktuellen Klimawandel beigetragen haben, sind unverhältnismäßig stark betroffen . Gegenwärtiger Anpassungsfortschritt sowie Lücken und Herausforderungen
A.3 Die Planung und Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen ist in allen Sektoren und Regionen vorangeschritten, mit nachgewiesenen Nutzen und unterschiedlicher Wirksamkeit. Trotz der Fortschritte gibt es Anpassungslücken, die bei den derzeitigen Umsetzungsraten weiterhin zunehmen werden. In einigen Ökosystemen und Regionen wurden harte und weiche Grenzen der Anpassung erreicht. In einigen Sektoren und Regionen findet Fehlanpassung statt. Die derzeitigen globalen Finanzströme für Anpassung sind unzureichend für die Umsetzung von Anpassungsoptionen und schränken diese ein, insbesondere in Entwicklungsländern .
Gegenwärtiger Minderungsfortschritt, Lücken und Herausforderungen
A.4 Regelwerke und Gesetze zur Minderung des Klimawandels wurden seit dem AR5 beständig ausgeweitet. Die globalen Treibhausgasemissionen im Jahr 2030, die sich aus den bis Oktober 2021 angekündigten national festgelegten Beiträgen (Nationally Determined Contributions, NDC) ergeben, machen es wahrscheinlich, dass die Erwärmung im Laufe des 21. Jahrhunderts 1,5 °C überschreitet und erschweren die Begrenzung auf unter 2 °C. Es gibt Lücken zwischen den projizierten Emissionen aus umgesetzten Maßnahmen und denen aus den NDC, und die Finanzströme erreichen nicht das Niveau, das nötig wäre, um die Klimaziele in allen Sektoren und Regionen zu erreichen.
B. Zukünftiger Klimawandel, zukünftige Risiken und langfristige Maßnahmen dazu
Zukünftiger Klimawandel
B.1 Anhaltende Treibhausgasemissionen werden zu einer zunehmenden globalen Erwärmung führen, wobei 1,5 °C in den betrachteten Szenarien und modellierten Pfaden laut bester Schätzung in diesem oder im nächsten Jahrzehnt erreicht wird. Jede noch so kleine Zunahme der globalen Erwärmung wird multiple und gleichzeitig auftretende Gefahren verstärken . Tiefgreifende, schnelle und anhaltende Minderung der Treibhausgasemissionen würden innerhalb von etwa zwei Jahrzehnten zu einer nachweisbaren Verlangsamung der globalen Erwärmung und darüber hinaus innerhalb weniger Jahre zu nachweisbaren Veränderungen der atmosphärischen Zusammensetzung führen .
Klimawandelfolgen und klimabedingte Risiken
B.2 Für jedes künftige Erwärmungsniveau werden viele klimabedingte Risiken höher als im Fünften IPCC-Sachstandsbericht (AR5) bewertet, und die projizierten langfristigen Folgen sind bis zu einem Vielfachen höher als derzeit beobachtet . Die Risiken und die projizierten negativen Folgen sowie die damit verbundenen Verluste und Schäden durch den Klimawandel steigen mit jeder noch so kleinen Zunahme der globalen Erwärmung an (sehr ). Klimatische und nicht-klimatische Risiken werden sich zunehmend gegenseitig beeinflussen und zu sich gegenseitig verstärkenden und kaskadenartigen Risiken führen, die komplexer und schwieriger zu beherrschen sind .
Wahrscheinlichkeit und Risiken unvermeidbarer, unumkehrbarer oder abrupter Veränderungen
B.3 Einige künftige Veränderungen sind unvermeidbar und/oder unumkehrbar, können aber durch eine tiefgreifende, rasche und anhaltende Minderung der globalen Treibhausgasemissionen begrenzt werden. Die Wahrscheinlichkeit abrupter und/oder irreversibler Ver änderungen steigt mit höheren globalen Erwärmungsniveaus. Ebenso steigt mit höheren globalen Erwärmungsniveaus die Wahrscheinlichkeit von Effekten mit geringer Eintrittswahrscheinlichkeit, aber potenziell sehr großen nachteiligen Folgen.
Anpassungsoptionen und ihre Grenzen in einer wärmeren Welt
B.4 Anpassungsoptionen, die heute machbar und wirksam sind, werden mit zunehmender globaler Erwärmung eingeschränkt und weniger wirksam sein. Mit zunehmender globaler Erwärmung werden Verluste und Schäden zunehmen, und weitere menschliche und natürliche Systeme werden an Anpassungsgrenzen stoßen. Fehlanpassung kann durch flexible, sektorübergreifende, inklusive, langfristige Planung und Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen vermieden werden, wobei es positive Nebeneffekte für viele Sektoren und Systeme gibt.
Kohlenstoffbudgets und netto Null Emissionen
B.5 Die Begrenzung der vom Menschen verursachten globalen Erwärmung erfordert netto Null CO2-Emissionen. Die kumulierten Kohlenstoffemissionen bis zum Erreichen von netto Null CO2-Emissionen sowie das Ausmaß der Treibhausgasemissionsminderungen in diesem Jahrzehnt bestimmen weitgehend, ob die Erwärmung auf 1,5 °C oder 2 °C begrenzt werden kann . Die projizierten CO2-Emissionen aus der bestehenden Infrastruktur für fossile Brennstoffe ohne zusätzliche Vermeidungsmaßnahmen würden das verbleibende Kohlenstoffbudget für 1,5 °C (50 %) überschreiten .
Minderungspfade
B.6 Alle globalen modellierten Pfade, die die Erwärmung ohne oder mit begrenzter Überschreitung auf 1,5 °C (>50 %) begrenzen, und diejenigen, die die Erwärmung auf 2 °C (>67 %) begrenzen, beinhalten schnelle und tiefgreifende sowie in den meisten Fällen sofortige Senkungen der Treibhausgasemissionen in allen Sektoren in diesem Jahrzehnt. Globale netto Null CO2-Emissionen werden bei diesen Pfadkategorien in den frühen 2050er Jahren beziehungsweise in den frühen 2070er Jahren erreicht.
Überschreitung: Über ein Erwärmungsniveau hinausgehen und zurückkehren
B.7 Wenn die Erwärmung ein bestimmtes Niveau wie zum Beispiel 1,5 °C überschreitet, könnte sie schrittweise wieder gesenkt werden, indem netto negative CO2-Emissionen erreicht und aufrechterhalten werden. Dies würde im Vergleich zu Pfaden ohne Überschreitung einen zusätzlichen Einsatz von Kohlendioxidentnahme erfordern, was zu größeren Bedenken hinsichtlich Machbarkeit und Nachhaltigkeit führt. Eine Überschreitung bringt nachteilige Folgen mit sich, einige davon irreversibel, sowie zusätzliche Risiken für menschliche und natürliche Systeme, die alle mit Ausmaß und Dauer der Überschreitung ansteigen.
C. Maßnahmen in naher Zukunft
Dringlichkeit zeitnaher integrierter Maßnahmen in Bezug auf den Klimawandel
C.1 Der Klimawandel ist eine Bedrohung für das menschliche Wohlergehen und die planetare Gesundheit (sehr ). Das Zeitfenster, in dem eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft für alle gesichert werden kann, schließt sich rapide (sehr ). Klimaresiliente Entwicklung integriert Anpassung und Minderung des Klimawandels, um nachhaltige Entwicklung für alle zu fördern, und wird durch verstärkte internationale Zusammenarbeit erleichtert, einschließlich eines verbesserten Zugangs zu angemessenen finanziellen Ressourcen, insbesondere für verwundbare Regionen, Sektoren und Gruppen, und durch inklusive politische Steuerung und Koordination sowie durch koordinierte Strategien . Die in diesem Jahrzehnt getroffenen Entscheidungen und durchgeführten Maßnahmen werden sich jetzt und für Tausende von Jahren auswirken .
Die Vorteile zeitnahen Handelns
C.2 Tiefgreifende, schnelle und anhaltende Minderungsmaßnahmen und eine beschleunigte Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen in diesem Jahrzehnt würden die projizierten Verluste und Schäden für Menschen und Ökosysteme verringern (sehr ) und viele positiven Nebeneffekte bringen, insbesondere für die Luftqualität und die Gesundheit . Verzögerte Maßnahmen zur Minderung des Klimawandels und Anpassung daran würden eine Infrastruktur mit hohen Emissionen festschreiben, die Risiken von verlorenen Vermögenswerten und Kostensteigerungen erhöhen, die Machbarkeit verringern sowie Verluste und Schäden vergrößern . Zeitnahe Maßnahmen sind mit hohen Vorabinvestitionen und potenziell disruptiven Veränderungen verbunden, die durch eine Reihe von förderlichen Maßnahmen gemildert werden können .
Minderungs- und Anpassungsoptionen in allen Systemen
C.3 Schneller und weitreichender Wandel in allen Sektoren und Systemen ist notwendig, um tiefgreifende und anhaltende Emissionsreduktionen zu erreichen und eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft für alle zu sichern. Diese Systemübergänge erfordern den erheblichen Ausbau eines breiten Spektrums an Minderungs- und Anpassungsoptionen. Machbare, wirksame und kostengünstige Optionen zur Minderung des Klimawandels und zur Anpassung daran sind bereits verfügbar, wobei je nach System und Region Unterschiede bestehen.
Synergien und Zielkonflikte mit nachhaltiger Entwicklung
C.4 Beschleunigte und gerechte Maßnahmen zur Minderung des Klimawandels und zur Anpassung an seine Folgen sind entscheidend für die nachhaltige Entwicklung. Minderungs- und Anpassungsmaßnahmen weisen mehr Synergien als Zielkonflikte mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung auf. Synergien und Zielkonflikte hängen vom Kontext und der Größenordnung der Umsetzung ab.
Gerechtigkeit und Inklusion
C.5 Die Priorisierung von Gerechtigkeit/Fairness, Klimagerechtigkeit, sozialer Gerechtigkeit, Inklusion und gerechten Prozessen für den Wandel kann Anpassung und ehrgeizige Maßnahmen zur Minderung des Klimawandels sowie klimaresiliente Entwicklung ermöglichen. Anpassungsergebnissee werden durch eine verstärkte Unterstützung von Regionen und Menschen mit der höchsten Verwundbarkeit gegenüber Klimagefahren verbessert. Die Integration von Klimaanpassung in soziale Schutzprogramme verbessert die Resilienz. Es stehen viele Möglichkeiten zur Verfügung, um emissionsintensiven Konsum zu reduzieren, auch durch Verhaltens- und Lebensstiländerungen, wobei es positive Nebeneffekte für das gesellschaftliche Wohlergehen gibt.
Politische Steuerung und Strategien
C.6 Wirksame Klimamaßnahmen werden durch politische Entschlossenheit, gut abgestimmte politische Steuerung und Koordination auf allen Ebenen, institutionelle Rahmenbedingungen, Gesetze, Konzepte und Strategien sowie einen verbesserten Zugang zu Finanzen und Technologien ermöglicht. Klare Ziele, Koordination über vielfältige Politikbereiche hinweg und inklusive Governance-Prozesse erleichtern wirksame Klimamaßnahmen. Regulatorische und wirtschaftliche Instrumente können tiefgreifende Emissionsminderungen und Klimaresilienz unterstützen, wenn sie ausgeweitet und auf breiter Basis angewendet werden. Klimaresiliente Entwicklung profitiert von der Nutzung unterschiedlicher Wissensformen. Finanzierung,
Technologie und internationale Zusammenarbeit
C.7 Finanzierung, Technologie und internationale Zusammenarbeit sind wichtige Faktoren für beschleunigte Klimamaßnahmen. Wenn die Klimaziele erreicht werden sollen, müsste die Finanzierung sowohl für Anpassung als auch für die Minderung des Klimawandels um ein Vielfaches steigen. Es ist ausreichend globales Kapital vorhanden, um die globalen Investitionslücken zu schließen, aber es gibt Hürden für die Umlenkung von Kapital in Klimamaßnahmen. Die Verbesserung technologischer Innovationssysteme ist eine Grundvoraussetzung für die Beschleunigung der weitverbreiteten Einführung von Technologien und Verfahren. Internationale Zusammenarbeit kann über vielfältige Kanäle verstärkt werden.
AR6 Synthesis Report: Climate Change 2023 – The Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) is the United Nations body for assessing the science related to climate change.
Sehr geehrter Herr Riebe, leider habe ich Ihre Antwort erst nun gefunden, da ich ECOSIA als Su chmaschine bevorzugte. Inzwischen gingen weietre Antworten ein:Der VCÖ schrieb dazu:
“Wie es der Zufall will beschäftigen wir uns aktuell genau mit diesem Thema. Die Berechnung von 2011 ist uns bekannt, in diesem Jahr soll von der Arbeiterkammer zudem eine neue Studie dazu veröffentlicht werden. In den nächsten Wochen wird ein Factsheet veröffentlicht, in welchem die Wichtigkeit von einem Ausbau von Verkehrskontrollen im Schwerlastverkehr, vor allem unter dem Aspekt des fairen Wettbewerbs zwischen Lkw und Schiene, betont wird.”
Felix Creutzig, Prof. Dr., Mitautor des IPCC Berichts 2023 schrieb dazu: “ein sehr wichtiger Beitrag. Ich behalte Ihren Gedanken gerne für die nächste Diskussion im Kopf.” Ein Journalist, der u.a. für Zeit online, SZ, TAZ, ND und Burda schreibt, fand meinen Vorschlag scharfsinnig, konnte diseses Thema aber doch nicht annehmen. “Ich sehe, was ich denke, und ich denke, was ich sehe. Anders als ich denke, kann ich nicht sehen, und anders sehe, kann ich nicht denken.
Herzliche Grüße Helmut Treubel
Der VCÖ schrieb dazu:
Sehr geehrter Herr Riebe,
ich möchte Ihnen kurz ein Thema vorstellen, das Sie aus den Medien nicht kennen werden. Laut Statistischem Bundesamt betrug die Fahrleistung der LKW 2022 in Deutschland 68 Mrd. km. Dies geteilt durch tausend und durch hundert ergibt 680.000. Wenn ein LKW pro hundert km 1 Liter Diesel weniger verbraucht, ergibt 680tsd. mal 2,65 kg eine Einsparung von ca. 1,8 Mill. t THG. Laut STVO beträgt die zulässige Höchstgeschwindigkeit für LKW 80/60 km. Dies wird kaum und wenn, dann tolerant kontrolliert und deswegen nicht eingehalten, Tempo 90 ist auf Autobahnen üblich. Es gibt darüber eine Berechnung für Österreich aus 2011, für Deutschland gibt es keine. Das Kraftfahrtbundesamt teilte mir mit, sie könnten das nicht berechnen. Von 90 auf 80 rechne ich, auch wenn es nicht korrekt ist, nur geschätzt, 10 %. Bei einem Verbrauch von ca. 35 Liter sind das 3,5 mal 1.8 Mill t. = 6,3 Mill t THG Einsparpotential, das derzeit kaum gesehen wird. Das Urteil des BVerfG zum Klimaschutz aus 2021 dürfte Ihnen bekannt sein. Ca. 20 % der Verkehrstoten kommen bei Unfällen mit einem LKW außerhalb dieser ums Leben. Tempo 80, wie im Gesetz schon so vorgesehen, würde die Zahl der Unfälle mit LKW und deren Folgen erheblich reduzieren.
“Ihr Thema halte ich für sehr relevant – und zwar in doppelter Hinsicht. Sowohl sollte der Spritverbrauch und damit die Treibhausgasemissionen durch eine Reduktion der Höchstgeschwindigkeit und damit des stark steigenden Energieverbrauchs sinken als auch durch die verringerte Geschwindigkeit die Verkehrssicherheit steigen. Vermutlich würde bei einer systematischen Betrachtung auch der angenommene oder reale Zeitvorteil des schnelleren Lkw gegenüber dem gesetzeskonform betriebenen Fahrzeug und/oder der Schiene sinken und sich damit eine Verlagerung (und daraus weitere Klimavorteile) ergeben. Fakt ist, dass es offenbar keinerlei Praxistests darüber gibt, wie hoch die Einsparung tatsächlich ist. Gesprächsweise habe ich dazu unterschiedliche Einschätzungen gehört. Eigentlich unfassbar angesichts der großen Mengen von Lkw, die täglich in ganz Europa auf den Autobahnen mit hoher Geschwindigkeit unterwegs sind.
Ich habe eine sehr interessante Erfahrung mit dem Bundesverkehrsminister gemacht, den ich auf genau diesen Punkt in der Frühphase seiner Amtszeit, als noch die Debatten über ein Tempolimit nach dem Abschluss des Koalitionsvertrages nachwirkten, angesprochen habe. Er entgegnete, dass die Kontrolle der ihm zunächst scheinbar nicht geläufigen gesetzlichen Tempolimits für Lkw auf Autobahnen und Landstraßen dazu führen würden, dass die Transporte länger dauern und damit die Personalknappheit im Lkw-Gewerbe größer bzw. Versorgungsprobleme zunehmen würden. Ähnlich wie bei der aktuellen Debatte um die angedachte wiederkehrende Prüfung der Eignung älterer Kraftfahrer verläuft es ähnlich: lieber nicht wissen wollen, was draußen trotz einschlägiger Vorschriften geschieht (bei meinem Beispiel ist es § 11 FEV, der positiv die Eignung der Fahrenden verlangt).
Wir werden uns weiterhin dafür einsetzen, dass die bestehenden, gut begründeten Vorschriften auch eingehalten werden und freuen uns über jeden, der dabei in die Gesellschaft und Politik hinein unterstützend wirkt.
DIE GÜTERBAHNEN
Netzwerk Europäischer Eisenbahnen (NEE) e.V. ”
Herzliche Grüße
Helmut Treubel
u.a,
Hallo Herr Treubel
Ich kann das nur unterstützen!
Grüße Rainer Quitzow
Prof. Dr. Rainer Quitzow
Research Group Leader
Geopolitics of Transitions in Energy and Industry
Research Institute for Sustainability, Helmholtz Centre Potsdam
Professor for Sustainability and Innovation
Technische Universität Berlin
Vielen Dank, Herr Treubel, für diesen umfangreichen überzeugenden Kommentar. Sie belegen den Vorrang der Schiene gegenüber den unsäglichen Belastungen und ökologischen Schäden durch den LKW-Verkehr mit plausiblen soliden Fakten.