Sui Kings – Portrait eines Reisenden

Sui Kings

Als Sui Kings 1960 in Kerpen bei Köln geboren wurde, ahnten seine Eltern nicht, welche Leidenschaft ihr Sohn einmal entwickeln sollte.
Sui war schon als Kind sehr gerne draußen in den Wäldern, baute dort Hütten, stellte Fallen auf, schnitzte Speere und hantierte mit selbstgemachten Bögen. Ein echter Trapper, schon damals. Die Schule ließ er dafür gerne einmal ausfallen, was auch meistens unentdeckt blieb, bis dann die Zeugnisse mit den Fehlzeiten kamen.
1984 brach Sui dann zum ersten Mal nach Kanada auf, in den Nordwesten von Ontario zum Lake Huron. Um sich diesen Traum zu erfüllen, sparte er sieben lange Jahre jeden Cent und verkaufte sein geliebtes Motorrad. Doch die Reise entpuppte sich als Reinfall. Er konnte nur über stehendes Gewässer des Sees paddeln und sah auch keine Bären und Wölfe. Aber Sui ließ sich nicht entmutigen. Schon bald brach er erneut auf und erkundete den Hohen Norden Kanadas auf eigene Faust. Jetzt erlebte er endlich die Abenteuer, von denen er als Kind in den Wäldern geträumt hatte. Er paddelte über Wildnisflüsse, erkundete Goldgräberstädte und folgte dem Klondike-Trail, den einst verwegene Männer auf der Suche nach Gold gegangen waren.
Sui erlebte seine Abenteuer und anders als die meisten Menschen, las er die Bücher von Jack London und andere Abenteuerliteratur erst im Nachhinein. Er wollte seine Erlebnisse mit denen der Autoren vergleichen und entdeckte, dass es auch heute noch möglich ist, wahre Abenteuer zu bestehen. Voraussetzung dafür ist ein offener Geist und ein mutiges Herz.
Spätestens zu dieser Zeit infizierte Sui sich mit dem Nordland Virus, das er bis heute nicht mehr los wurde. Inzwischen reiste er mehr als 60 Mal nach Kanada und in die USA, immer auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Dabei lernte er viele interessante Menschen kennen und schloss Freundschaften, die zum Teil viele Jahre überdauerten und noch bis heute bestehen. So verbindet ihn auch eine Freundschaft mit Hugh Neff, einem bekannten Yukon Quest Veteran und Sieger des Rennens von 2012 und 2016.

Sui Kings – Ein Mann mit vielen Gesichtern

Doch natürlich hat Sui auch ein „normales“ Leben.
Da er von Hause aus nicht reich ist, muss er arbeiten, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten und seine Reisen zu finanzieren. Aber Sui ist nicht etwa Zahnarzt, Verkäufer, Notar oder Lagerarbeiter. Nein, er hat einen Beruf, um den ihn viele Männer beneiden. Er ist Lokomotivführer. Im Schichtdienst rund um die Uhr fährt er seine Lok bei der RWE. Keine leichte Aufgabe.
In seiner Freizeit geht Sui mit seinen Huskies in die Wälder oder trainiert im Fitnessstudio. Denn gut trainiert sein ist für ihn ein Muss.
Doch damit nicht genug.

Sui King in Verdachtsfälle

Sui Kings ist auch Darsteller in Fernsehproduktionen. Seit er sich vor ein paar Jahren, mehr aus Spaß, „casten“ ließ, bekommt er immer wieder Anfragen von Fernsehsendern. Er ist eben ein Typ, dieser Sui, und Typen wie er sind gefragt. So spielt er häufiger kleinere Rollen in Produktionen wie „Verdachtsfälle“ und ähnlichen. Aber auch Hauptrollen hat man ihm schon angeboten, doch die Drehzeiten ließen sich nicht mit seiner Arbeitszeit bei der RWE vereinbaren. Das Geld, das er mit seinen Rollen beim Fernsehen verdient, ist ihm willkommen, denn wie jedes Jahr zieht es ihn im Februar in den Yukon und diese aufwändige Reise will bezahlt werden.

Sui Kings – Fan des 1. FC Köln

Sui Kings als Fan des 1. FC Köln beim Yukon Quest

Sui ist auch leidenschaftlicher Fussballfan. Sein Herz schlägt für den 1. FC Köln. Wenn irgend möglich geht er ins Stadion, um seine Mannschaft zu unterstützen. Nur eine Reise in den Hohen Norden kann ihn davon abhalten. Aber auch dort hat er schon seine Treue zum Fußballclub bekundet. 2010 fuhr er in Fairbanks vom Stake-Out bis zum Startbereich auf dem Cheena River auf der rechten Kufe des Schlittens von Brent Sass mit. Dabei trug er ein Trikot des 1. FC Köln sowie einen FC-Hut und schwenkte die Fahne seines Clubs. Die Zuschauer im Startbereich staunten nicht schlecht über diese Aufmachung und Sui genoss es sehr, seinem Club so seine Zugehörigkeit zu beweisen. Das war für ihn ein ganz besonderes Erlebnis.
Brent Sass ist übrigens nicht irgendein Yukon Quest Veteran. Er gewann das Schlittenhunderennen im Jahr 2015 und machte 2011 mit einer Rettungsaktion auf sich aufmerksam. Damals traf er am Einstieg in den American Summit auf seinen Kollegen Hans Gatt. Dieser harrte dort schon seit vier Stunden völlig erschöpft in seinem Schlafsack aus. Er war der Meinung, den SOS – Alarm ausgelöst zu haben, hatte sich aber geirrt und bekam so keine Hilfe von der Rennleitung. Doch Brent Sass fand den erschöpften Musher und bot ihm seine Hilfe an. Gemeinsam und unter Führung von Sass Leithund Silver schafften es die beiden Teams über den Gipfel und danach zum Checkpoint Eagle. Dies war schon die zweite Rettungsaktion von Brent Sass. Beim Yukon Quest 300 im Jahr 2006 fuhr er ein Team aus einem schweren Schneesturm.

Sui Kings – Ein Mann, eine Leidenschaft – Der Yukon Quest

Sui Kings beim Yukon Quest

Suis Passion für den Yukon Quest, das härteste Schlittenhunderennen der Welt, begann 2006. Damals besuchte er die Internationale Reisemarkt Messe in Köln. Dort lernte er Hella Blum, die Frau eines Mushers , kennen. Von ihr erfuhr er, dass im Team ihres Mannes noch ein Doghandler fehlte. Sui, der schon seit Jahren davon träumte, zum Yukon Quest zu reisen, nahm den Job an. Er reiste im Winter nach Kanada und kümmerte sich vor und während des Rennens um die Versorgung der Schlittenhunde. Er sammelte Erfahrungen und lernte viele interessante Leute kennen. Und ganz nebenbei infizierte er sich mit dem Yukon Quest Virus, das ihn bis heute nicht verlassen hat.
Schon beim nächsten Quest im Jahr 2007 war er wieder dabei. Dieses Mal – der Startort des Quest ist bei ungeraden Jahreszahlen in Whitehorse, bei geraden in Fairbanks – war der Start in Whitehorse. Nach 1600 Kilometern würden die Schlittengespanne in Fairbanks, Alaska sein. Sui nahm es erstmals auf sich, vom Yukon Quest zu berichten. Seine Artikel wurden auf der deutschen Yukon Quest Seite im Internet veröffentlicht. Mit viel Engagement und Humor berichtete er von allen Begebenheiten, die das Rennen begleiteten und natürlich vom Renngeschehen selbst. Mit einem Pick-Up Truck folgte er dem Rennen von Checkpoint zu Checkpoint und schlief auch schon mal im Auto bei -28°. Beim Aufwachen erfreute er sich – trotz der großen Kälte – am Raureif, den sein Atem in der ganzen Fahrerkabine auf die Wände gelegt hatte und der im Schein der Taschenlampe glitzerte.
Die täglichen Berichte zu verfassen, war nicht leicht, denn Sui musste immer wieder nach einer Gelegenheit suchen, einen PC benutzen zu können. Internet gab es damals auch noch nicht an allen Checkpoints. Trotz dieser Schwierigkeiten schrieb Sui viel und sehr lebendig. In seinen Berichten spürt man deutlich die Leidenschaft, die er für das Schlittenhunderennen empfindet. In den Jahren 2007, 2008, 2010 und 2012 war Sui Kings der offizielle Berichterstatter für die deutsche Internetseite des Yukon Quest. Deshalb freut es mich sehr, dass er im Jahr 2018 für die Leser meines Blue Blogs berichten wird. Wir dürfen sehr gespannt sein. Sui wird uns mit aufregenden Reportagen am härtesten Schlittenhunderennen der Welt und seinen Abenteuern teilhaben lassen. 2018 startet das Rennen in Fairbanks und Sui hat zugesagt, auch von seiner Fahrt von Whitehorse in Kanada nach Fairbanks in Alaska zu berichten.

Text: © Xenia Marita Riebe

Fotos: © Sui Kings

NEU! Der Roman  nun auch als Printausgabe, erscheint Ende Januar 2018 im B.KÜHLEN Verlag.

Erhältlich hier im Yukon Quest Fan Shop.

7 Kommentare zu „Sui Kings – Portrait eines Reisenden

  1. Hallo zusammen,
    Ich bin genauso von diesem Nordland-/Alaska/Yukonvirus infiziert wie Sui, und das seit März 1993. Damals war ich bei der Sleddog-WM -Sprint- in Fairbanks. Seitdem war ich fast jedes Jahr 1-2 mal dort.
    Hatte von 1993-2003 mein eigenes Blockhaus in Delta Junction, wo ich noch immer Freunde habe und besuche.
    Ich hab mich mit Sui für das Yukonquest 2018 in Fairbanks verabredet. Es ist seit längerer Zeit mein erster Besuch wieder im Winter. Ich liebe Alaska/Yukon auch im Sommer. Da aber recht früh im Juni wegen der Mücken.
    Ich freue mich sehr.

  2. Bin gespannt auf deinen Bericht. Finde es super was du machst .. macht bestimmt viel Spaß .. liebe grüsse Andrea .. wir haben mal zusammen gedreht , bist ne coole type..

  3. Wir hatten das Erlebnis Sui in diesem Jahr kennen zu lernen. Er hatte einen sehr interessanten Bericht über das Yukon Quest gehalten. War Super-Gau Infektion Gefahr. Der Typ Sui selber ist ein ganz feiner Mensch – super Typ. Wir freuen uns schon auf das nächste Treffen im Jahr 2018. Petra und Ebby

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