Namibia – Tagebuch einer Reise – Hardap Talsprerre und Kulula Lodge

Hardap Stausee Namibia

Mein Mann Bernd und ich reisten mit einem Landcruiser mit Dachzelt durch Namibia

Von Windhoek fuhren wir in südlicher Richtung über die C24 in Richtung Rehoboth. Die Straße war eher eine Piste mit schlechter Teerdecke, aber unser 4×4 wurde problemlos damit fertig. In Rehoboth verfehlten wir die Abfahrt, die uns weiter auf der C24 in Richtung Kulala Lodge bringen sollte. So endete unsere Fahrt am Abend an der Hardap Talsperre, wo es einen Campingplatz gibt.
Die Hardap Stausee ist mit 25 Quadratkilometern der größte Namibias. Eine Staumauer von 862 Metern Länge, die zwischen zwei Felsnasen gebaut wurde, staut hier den Fish River. Dieser Fluss ist der einzige Namibias, der beinahe ganzjährig Wasser führt, wenn auch die Wassermenge stark schwankt und in der Trockenzeit eher gering ist. Am westlichen Ufer des Sees gab es ein Natur- und Wildschutzgebiet von 20 000 Hektar Größe. Das staatliche Restcamp, in dem wir übernachteten, lag am östlichen Ufer des Stausees. Der Platz war sehr gepflegt, es gab Rasen und grüne Bäume. Bei einem Rundgang fand ich ein Feld mit kleinen runden Kürbissen, die ich später als gegrillte Squashies schätzen lernen sollte. Vorerst waren sie für mich nur interessante grüne Feldfrüchte.
Unser Stellplatz hatte einen Sonnenschutz aus gestreifter Markisenplane, den wir aber kaum nutzen konnten, da es sehr schnell dunkel wurde.
Wir waren so ziemlich allein auf dem Campingplatz, jedenfalls sahen wir auf dem Teil des Platzes, den wir uns ausgesucht hatten, keine anderen Reisenden. Aber das empfanden wir als positiv.
Als es dämmerte, begannen wir damit, das Dachzelt aufzubauen. Kaum war dies geschehen, da war es auch schon dunkel. Wir hatten ganz vergessen, wie schnell es in Afrika dunkel wird. Wir krochen in unser Zelt und ließen dort den Tag noch einmal Revue passieren. Obwohl wir von unserer eigentlichen Route abgekommen waren, hatten wir doch einen schönen Tag gehabt. Der „Umweg“ hatte uns eine Fahrt durch eine unvergleichliche Landschaft beschert. Wir waren durch eine unendlich scheinende Weite gefahren, über uns ein wunderschöner Himmel, mit weißen Schönwetterwolken. Die klare Sicht hatte uns begeistert. Wir durchfuhren eine Landschaft mit karstigen Bergen und niederer Steppe. In vielen der vereinzelt wachsenden Schirmakazien hingen auffällige Vogelnester, die Heimstätte für Hunderte von kleinen Vögel. Dort herrschte ein stetes Kommen und Gehen. Schwärme von Vögeln flogen ein und aus, wahrscheinlich um ihre Jungen zu versorgen. Wir sahen auch vereinzelt Wildtiere, Springböcke, Strauße und eine Oryxantilope mit ihren eindrucksvollen Hörnern.

Sandpiste in Namibia

Am nächsten Morgen waren wir überrascht, wir frisch und kühl die Luft war. Wir frühstückten mit Blick auf den Stausee, packten dann unsere Sachen und machten uns auf den Weg. Wir fuhren in Richtung Mariental und von dort über die C19 in Richtung Maltahöhe. Die Piste war sehr schlecht. Eine rote Schotterstrecke mit Waschbretteffekt, aber die Aussicht über das Land war wie am Vortag fantastisch. Ich konnte mich nicht satt sehen an der Landschaft, die nach einer extrem ergiebigen Regenzeit viel grüner war, als wir erwartet hatten. Trotzdem hatte sie ihren ariden Charakter bewahrt, der auch vom sprießendem Wüstengras nicht überdeckt wurde. Das Gras mit seinen duftigen Samenähren wiegte sich sanft im Wind und verlieh den steinigen Tafelbergen einen seidigen lichtgrünen Schimmer.
Die Fahrt auf der schlechten Piste war ermüdend und obwohl wir immer wieder anhielten, um besonders schöne Ausblicke zu genießen, waren wir doch recht erschöpft, als wir gegen Abend endlich den Wegweiser zur Kulula Lodge sahen. Wir hatten von dieser Lodge gehört und wollten uns eine Nacht in diesem außergewöhnlichen Restcamp gönnen. Wir bogen ein in eine Sandpiste, die nicht ohne 4×4 befahren werden konnte. Es dauerte eine ganze weile, ehe wir endlich zur Lodge kamen.

Kulala Lodge, Namibia

Was wir vorfanden, war beinahe mehr, als wir erwartet hatten. Schon von Weitem sah ich die flachen Gebäude mit ihren Strohdächern im Wüstensand stehen. Dahinter als Kulisse die 300 Meter hohen roten Sanddünen. Ein fantastischer Anblick. Wir wurden in der Rezeption, die sehr schön dekoriert war, von einer freundlichen jungen Frau, einer Europäerin, empfangen. Sie führte uns zu einem kleinen Haus aus Zeltplanen, einem Kulala, das auf einer hölzernen Plattform gebaut war. Die Plattform stand auf Pfählen, was dazu diente, die kühle Brise besser einzufangen, die über das Land wehte. Gleichzeitig diente sie den Gästen als private Veranda. Damals gab es die große Veranda vor der Rezeption noch nicht, denn die Lodge war gerade erst eröffnet worden. Auch der Pool war noch nicht da. Wir fühlten uns wohl in unserem Kulala. Dieses bot uns allen erdenklichen Komfort. Einen großen Schlafraum mit Doppelbett und Sitzgelegenheiten und ein sehr schönes Bad. Dass die Wände aus Zeltplanen bestanden, hatte den Vorteil, dass man diese öffnen konnte, wo immer man wollte. Sie ließen sich leicht aushaken und zurückklappen. So konnten wir im Bett liegen und dabei ungehindert zu den Dünen hinüberschauen. Den Abend verbrachten wir auf der Veranda vor unserem Kulala. Es war ein unvergleichlicher Abend. Wir aßen ein Reisgericht und tranken Wein, schauten hinüber zu den roten Sanddünen und genossen später den spektakulären Abendhimmel mit seinen Tausenden von Sternen, die hier scheinbar heller strahlten als irgendwo sonst auf der Welt. Wir schliefen herrlich bei offener Zeltplane. Angst vor Moskitos brauchten wir nicht zu haben, denn die Luft war viel zu trocken. Schlangen und Skorpione konnten uns wegen der Pfahlbauweise nicht erreichen. Selten habe ich so gut geschlafen wie im Kulala Restcamp in der Stille des Kulala Wilderness Reserve.

Calla im Flussbett, Namibia

Am nächsten Morgen machten wir eine kurze Wanderung durch den ausgetrockneten Fluss. Die Inhaberin der Lodge hatte uns erzählt, dass es in diesem Jahr seit 64 Jahren zum ersten Mal ergiebig geregnet hatte. Damit hatte keiner gerechnet. Ein Stück flussaufwärts hatten Leute im Flussbett ihr Haus gebaut. Das war nun weggeschwemmt worden. Nichts war davon übrig geblieben, als sich die Wassermassen den Fluss hinabgewälzt hatten. Doch jetzt war er wieder ausgetrocknet und wir konnten im Wadi wandern. Zurückgeblieben von der Flut waren blühende Pflanzen, die hier und da im Flussbett wuchsen. Blüten in allen Farben waren zu sehen. Ich sah eine mächtige Calla, die ihre weißen fleischigen Blüten der Sonne entgegenstreckte. Welch ein Wunder, dachte ich. Wie war es möglich, dass Pflanzen sechs Jahrzehnte in der Trockenheit überdauern konnten, um dann nach einem Regenguss in solcher Pracht und Vielfalt zu blühen.
Ich wäre gerne noch in der Kulala Lodge geblieben, aber unser Ziel, der Hohe Brandberg, lockte.

Text und Fotos: © Xenia Marita Riebe – April 1997
Fotos: © Bernd Riebe

Namibia – Hardap-Stausee und Kulala-Lodge

1 Kommentar zu „Namibia – Tagebuch einer Reise – Hardap Talsprerre und Kulula Lodge

  1. Ihr Tagebuch von Windhoek und auch der Kulula Lodge weckt Erinnerungen an meine Namibien-Reise anno 1985. Zu der Zeit arbeitete ich in Südafrika für einige Monate und flog nach Windhoek für eine Woche. Dort mietete ich ein Auto (nur 2-Rad Antrieb) und fuhr duch die Namibwüste, dort meist felsig, Richtung Swakopmund. In den Bergen hatte es geregnet, und eine Blütenpracht erfreute meine Augen. Es wurde schon dunkel, als ich das trockene aber sandige Bett des Swakop-Flusses durchqueren wollte; das Auto blieb aber in der Furt stecken! Glücklicherweise konnte ich die Lichter auf der fernen Fernverkehrsstrasse sehen. Ein freundlicher Fahrer nahm mich mit nach Swakopmund. Mit einem Ersatzmietwagen ging es dann weiter nach Norden zum Etosha-Nationalpark. Ich könnte vieles mehr berichten; falls interessiert schicke ich Ihnen gerne einige Fotos. Liebe Grüsse aus Mexiko.

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