Deutsch – Kubanische Hochzeit in Havanna – Teil I

Hochzeit in Havanna, Kuba

Das Abenteuer von Lindas und Enriques Hochzeit

Teil I

Der Beginn einer Liebe

Als Linda und ich im Oktober 2015 nach Havanna flogen, ahnten wir nicht, wohin uns diese Reise führen würde.

Als touristische Reise geplant –wir wollten das ursprüngliche Havanna kennenlernen, bevor es durch die erneute politische Annäherung und die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Kuba und den USA seinen romantischen Reiz verlieren sollte – glitt unser Aufenthalt in der Vieja von Havanna nach dem zweiten Abend nach und nach ins Private, um schließlich für Linda zum Liebesabenteuer zu werden. Der Grund dafür war der Kunstmaler Enrique Guisado Triay.

Der Tango brachte das Paar zusammen

Galerie "El Ojo del Ciclón"
Galerie “El Ojo del Ciclón”

Linda, als leidenschaftliche Tangotänzerin, hatte schnell herausgefunden, dass es eine Galerie gab,in der jeden Mittwoch eine Milonga stattfindet. Die Galerie „El Ojo del Ciclón“ lag an der Kreuzung Calle Villegas – in der die Casa lag, in welcher wir wohnten – mit der Calle O’ Reilly und so nur ca. 50 Meter von unserer Unterkunft entfernt. Was lag da näher, als am Mittwochabend dort hinzugehen?

Beim Eintreten in die Galerie waren wir überrascht, denn wir hatten eine von den in Havanna üblichen Galerien erwartet. Was aber in der Galerie „El Ojo del Ciclón“ gezeigt wurde, unterschied sich so grundsätzlich von den auf den Tourismus abgestimmten Gemälden in den üblichen Galerien, dass mein Interesse geweckt war. Der kubanische Künstler Leo D’Lazaro – der Inhaber der Galerie – hatte einen ganz eigenen Stil, den er in den unterschiedlichsten Disziplinen auslebte. So hatte er einen eigenen Kosmos erschaffen, der seiner Weltanschauung entsprach, nämlich ein Archäologe des Jetzt und Hier zu sein. In der Galerie gab es neben Gemälden und Skulpturen auch Fotografien und Installationen. Leo ist ein sehr sozialer Mensch, der sich erst wohl fühlt und arbeiten kann, wenn viele Leute um ihn herum sind. Deshalb stehen die großen Türen der Galerie immer weit offen und das bis spät in die Nacht. Leo D’Lazaro ist aber nicht nur ein großartiger Künstler mit einem großen Œuvre, sondern er stellt seine Galerie auch jungen Künstlern als Treffpunkt zur Verfügung. Diese können dort in einem geschützten Bereich sitzen und diskutieren. Dieses Angebot wird gerne angenommen, auch weil es in Kuba kaum Möglichkeiten für junge Künstler gibt, miteinander in Kontakt zu kommen und frei über ihre Ansichten zu sprechen. Die jungen Leute treiben sogar Sport in der Galerie. Hierfür haben sie die Enden einer Eisenstange in Eimer mit Beton getaucht und sich so eine Langhantel gebaut. Mit diesem „Sportgerät“ trainieren sie zwischen den Arbeitstischen des Künstlers ihre Muskeln. Und Leo öffnet seinen Arbeitsbereich auch für die Tangoszene der Stadt, die dort mittwochs ihre Milongas abhält. Eine dieser Veranstaltungen besuchten Linda und ich.

 Leo D’Lazaro, Galerie "El Ojo del Ciclón", Havanna, Kuba
Leo D’Lazaro, Galerie “El Ojo del Ciclón”

Leider waren an diesem Abend keine Tänzer zur Milonga gekommen. Vivian, eine hübsche Afrokubanerin, war die einzige, die zum Tanzen erschienen war. Da sie als Wissenschaftlerin sehr gut Englisch sprach, kam Linda gleich mit ihr ins Gespräch und erfuhr so, dass normalerweise um die zwölf Tangotänzer- und Tänzerinnen zur Milonga kommen. Die Zeit verging und die beiden jungen Frauen unterhielten sich angeregt. Ich schaute mir inzwischen die Kunst an. Plötzlich betrat ein junger Mann den sehr speziellen Raum. Er wurde uns als Enrique Guisado Tray vorgestellt und war Vivians fester Tanzpartner. Der junge Mann war ein Kubaner spanischer Abstammung. Er war groß und schlank und trug sein dunkles Haar zu einem kurzen Zopf zusammengebunden. Kaum hatte dieser seine Tangoschuhe angezogen, als auch schon die ersten Tangorhythmen erklangen. Vivian und Enrique begannen zu tanzen und Linda zog schnell ihre Tangoschuhe an. Nach der Cortina zwischen den ersten beiden Tandas forderte Enrique Linda zum Tanz auf und wechselte danach in jeder Cortina zwischen den beiden anwesenden Tänzerinnen. So hatte er keine Tanzpause und in der schwülen Hitze der Galerie schwitzte er so sehr, dass sein weißes Hemd schon bald durchnässt war. Am Ende der Milonga kamen wir mit Enrique ins Gespräch und erfuhren, dass er Maler ist. Da ich ja selbst Malerin bin und mich deshalb sehr für Kunst interessiere, fragte ich ihn, ob wir seine Bilder einmal im Original sehen könnten. Dies bejahte er und versprach, uns am nächsten Tag um 14 Uhr an der Galerie abzuholen. Ich glaubte nicht wirklich daran, dass er sein Versprechen einhalten würde, doch tatsächlich stand er am nächsten Mittag schon vor der Tür der Galerie und wartete auf uns.

Enrique Guisado Triay, Havanna, Kuba
Enrique Guisado Triay

Er ging mit uns zu Fuß zum Parque Central, wo wir in ein Sammeltaxi stiegen. Wir hatten keine Vorstellung, wohin er uns führen würde, und glaubten, er wolle uns zu einer Galerie irgendwo in Havanna bringen. Nach einer ziemlich langen Fahrt durch Havanna stiegen wir schließlich aus. Enrique führte uns eine unbefestigte Straße hinunter. Hier sah es aus wie in einer afrikanischen Stadt. Die Bewohner der kleinen niedrigen Häuser waren überwiegend dunkelhäutig und Musik klang von überall zu uns herüber. Auf Nachfrage erfuhren wir, dass Enrique uns zu sich nach Hause bringen wollte. Wir gingen die etwas abschüssige Straße hinunter und trafen vor einem blauen Haus auf eine Frau, die uns freundlich begrüßte. Es war Regla, Enriques Mutter. Sie lud uns ein, hereinzukommen. Das Zimmer, das wir betraten war klein, aber sauber. Es gab einen Esstisch, ein Sofa, einen Fernseher, einen Kühlschrank und eine Waschmaschine. Die Wände waren grün und rosa gestrichen. Überall hingen Enriques Gemälde und seine Skulpturen standen auf einem Tischchen an der Wand. Enrique nahm uns mit in sein Zimmer und zeigte uns dort seine Zeichnungen und Bilder, die wir eingehend betrachteten. Da es aber meistens sehr persönliche Bilder und Portraits waren, kauften wir ihm nichts ab. Das war sicher sehr enttäuschend für ihn, aber er ließ sich nichts anmerken. Regla servierte uns Milchreis, der sehr süß war und dazu furchtbar süßen Kaffee. Im Haus war es unglaublich heiß und schwül und ich schwitzte schlimm, vor allem, weil der einzige Ventilator kaputt war. Linda und Enrique gingen nach draußen und sprachen mit Enriques Freunden. Ich saß im heißen Wohnzimmer und versuchte mit Regla zu kommunizieren, was ohne eine gemeinsame Sprache recht anstrengend war.

Kubanerin, Havanna, Kuba
Regla, Enriques Mutter

Abends luden wir Mutter und Sohn zum Essen in ein Restaurant ein. Regla freute sich riesig, denn wie sie uns erzählte, war sie schon seit Jahren nicht mehr ausgegangen. Wir fuhren also zusammen in das chinesische Viertel und sie führten uns in ein Chinarestaurant. Linda und ich fanden dies etwas befremdlich – wir wären lieber in ein typisch kubanisches Restaurant gegangen – aber das Essen war gut und es wurde ein netter Abend.

Von da an verbrachten wir jeden Nachmittag und Abend mit Enrique. Er kam uns immer pünktlich um 14:00 Uhr abholen und zeigte uns seine Stadt.

(Mehr hierzu kannst du auch in meinem Artikel Vierzehn Tage in Havanna erfahren)

Das war der Beginn einer Liebe zwischen zwei Menschen aus zwei Kulturkreisen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Doch die gemeinsame Leidenschaft für den Tango überbrückte alle anfänglichen Hindernisse, wie die Schwierigkeit der Verständigung.

Als unser Aufenthalt in Havanna endete, war für jeden deutlich ersichtlich, dass Linda und Enrique ineinander verliebt waren.

Vorbereitungen für die Hochzeit

Nur neun Monate später – Linda war inzwischen noch einmal für ein paar Wochen auf Kuba gewesen – fand die Hochzeit in Havanna statt.

Vorausgegangen waren viele, zum Teil recht schwierige Vorbereitungen. So mussten wir den Hochzeitsanzug für Enrique in Deutschland kaufen, da dies in Havanna nicht möglich war. Enriques Körpermaße wurden per SMS hin- und hergeschickt und blieben letztlich doch ein wenig unklar.

Brautkleid von "Mari me", BerlinDer Kauf der Brautausstattung

Lindas Brautausstattung kauften wir in Berlin. Ich traf sie dort und wir fuhren an einem Sonntagmorgen im Mai zu einer Second-Hand-Brautausstatterin. Diese betrieb ihr Geschäft mit dem Namen „Mari me“ in ihrem Privathaus im Keller. Dort hatte sie neben ca. 50 Brautkleidern auch alle anderen Accessoires wie Brautschuhe, Täschchen, Schleier und Haarschmuck im Angebot. Linda hatte schon über das Internet eine Vorauswahl der Kleider getroffen, die ihr gefielen. Diese probierte sie nun nach und nach an. Eigentlich passten ihr alle Modelle und wir hatten uns schon beinahe für eines entschieden, als der Verkäuferin noch ein Kleid einfiel, das sie in ihrem Schlafzimmer aufbewahrte. Sie holte es und Linda zog es an. Uns allen war sofort klar ersichtlich, dass dies es Kleid das absolut passende für Linda war. Es war ein wunderschönes Neckholderkleid mit aufgenähten zart lila Tüllblüten. Es passte so perfekt zu Linda, als wäre es extra für sie angefertigt worden. Zum Kleid erstanden wir dann noch einen luftigen Schleier, ein Täschchen und ein Paar schöne Brautschuhe. Glücklich und zufrieden verließen wir die sehr nette und kompetente Brautausstatterin und versprachen, sie weiterzuempfehlen, was ich hiermit gerne mache.

Bei einer Kubanischen Hochzeit ist es üblich, dass die Braut ein After Wedding Dress trägt. Dies ist sicher den hohen Temperaturen geschuldet, die es beinahe unmöglich machen, die Hochzeitsfeier in einem langen schweren Brautkleid zu überstehen. Deshalb gingen wir am Montag in Berlin in die Innenstadt und suchten nach einem leichten, kurzen Kleid für Linda. Fündig wurden wir bei Karstadt. Dort kauften wir ein süßes, kurzes, weißes Kleid mit einem weit schwingenden Rock, das geradezu perfekt war, um damit auf der Hochzeitsfeier zu tanzen. Die benötigten und passenden Dessous kauften wir gleich dazu. Nun war die junge Braut fertig ausgestattet und wir gingen zu einem leckeren essen in ein vegetarische Restaurant. Nachmittags fuhren wir dann noch zur kubanischen Botschaft, weil Linda ihre beglaubigte Geburtsurkunde dort nochmals beglaubigen lassen musste. Der ganze Papierkrieg vor der Hochzeit war im Übrigen sehr zeit- und kostenintensiv. Dies nur so nebenbei bemerkt. Abends trennten Linda und ich uns dann. Sie fuhr zurück nach Leipzig und ich nach Mönchengladbach. Das Brautkleid nahm ich mit nach Hause, denn ich musste noch ein paar Änderungen daran vornehmen. Es musste zum Beispiel gekürzt werden. Dazu musste ich es abschneiden, was ziemlich aufregend war, denn ich hatte als Anhaltspunkt für die richtige Länge nur einige Stecknadelmarkierungen, die wir bei der Brautausstatterin gemacht hatten. Ich befürchtete, dass das Kleid zu kurz werden könnte und war sehr nervös, als ich die Schere ansetzte und in den schönen Stoff schnitt. Was würde geschehen, wenn das Kleid am Ende zu kurz war? Nicht auszumalen! Das Risiko war sehr hoch, doch was half es, ich musste es riskieren! Linda würde erst zwei Tage vor ihrem Flug nach Havanna nach Mönchengladbach kommen und dann war die Zeit zu knapp, um das Kleid noch zu ändern. In das ziemlich gewagte Dekolleté nähte ich ein wenig von dem Tüll, den ich am Saum abgeschnitten hatte und an die Schleppe eine kleine Schlaufe, mit deren Hilfe Linda das Kleid hochbinden konnte. Das genügte, um das Brautkleid perfekt an Lindas Bedürfnisse anzupassen.

Der Bräutigam wird ausgestattet

Hochzeit in Havanna, KubaLinda wollte gerne für ihren Bräutigam eine Weste kaufen und wir tauschten viele Fotos von Westen, die im Internet angeboten wurden. Schließlich entschied Linda sich für eine elfenbeinfarbene Weste mit Paisleymuster im Vorderteil und verstellbarem Rückenteil. Noch immer waren wir uns nicht sicher, welcher Kleidergröße nun Enriques Maßangaben entsprachen. Linda bat mich, den Brautanzug zu kaufen. Da er, des knappen Budget geschuldet – schließlich kamen wir für alle Kosten für die Hochzeit auf – nicht allzu teuer werden durfte, ging ich zu C&A. Ich schickte per Smartphone einige Fotos zu Linda, bis wir uns auf einen schönen Anzug aus matt glänzendem, leichtem Stoff entschieden. Ein sehr netter Verkäufer half mir dabei, Hose und Jackett in den, wie wir glaubten richtigen Größen zu kombinieren. Die Krawatte suchten wir nach der Farbe der Blumen aus, die Lindas Brautkleid zierten.

Ausstattung der Brautmutter

Das Schwierigste war, eine passende Garderobe für mich zu finden. Ich fuhr zu diesem Zweck an einem heißen Donnerstag Ende Mai nach Düsseldorf. Dort ging ich von Kaufhaus zu Kaufhaus und probierte an die achtzig Kleider an, ehe ich endlich ein Modell fand, das geeignet für den Anlass und für das kubanische Klima schien. Dafür durfte es nicht zu enganliegend sein, musste aus einem Material genäht sein, das Luftzirkulation zuließ und sollte weder zu elegant, noch zu schlicht sein. Um gut angezogen zu sein, benötigte ich auch ein kleines Jäckchen. Es war schon gegen Abend, als meine Wahl endlich auf ein schwarzes Seidenkleid im Volantlook mit einem silbernen Jäckchen der Marke 1-2-3 fiel. Passend dazu kaufte ich sehr elegante silberne Schuhe.

Aufbruch zur Hochzeit in Havanna

Anfang Juni kam Linda nach Mönchengladbach, um von hier in Richtung Kuba aufzubrechen. Wir verpackten sorgfältig das Brautkleid, das zum Glück nicht zu kurz geraten war, in einen Handgepäckkoffer. Dazu kam alles, was Linda für den Tag der Hochzeit brauchte, und was nicht verlorengehen durfte. Alle anderen Gepäckstücke fanden in einem großen Koffer Platz, den Linda neu erstanden hatte. Ich nahm Lindas alten Überseekoffer mit, der bei Enrique in Havanna bleiben sollte. In diesen stellte ich meinen eigenen großen Koffer und verpackte darin Enriques Hochzeitsanzug und ein paar Kleidungsstücke und Geschenke. Das Kleid, das ich am Hochzeittag tragen wollte und auch die schönen Schuhe legte ich in meinen Handgepäckkoffer. Die Angst, mein Gepäck könne nicht rechtzeitig auf Kuba ankommen, war groß und berechtigt.

Es war geplant, dass ich Bernds große Filmkamera mitnehmen sollte, um damit die Hochzeit zu filmen. Am Tag vor meinem Abflug – ich flog wenige Tage später als Linda – wollte Bernd mich in die Funktionen der Kamera einweisen. Dabei stellte sich heraus, dass diese zu schwer für mich war und ich sie nicht würde händeln können. Also kauften wir einen kleinen Camcorder und ich machte mich schnell damit vertraut.

Mein Flug nach Havanna startete mit sechsstündiger Verspätung und ich kam schließlich neun Stunden später als vorgesehen im Hotel an. Ich hatte ein Zimmer im H10 Miramar in Havanna Playa gebucht, denn das Standesamt liegt ganz in der Nähe dieses Hotels. Wir planten mein Hotelzimmer als Basis für die Hochzeit und die Hochzeitsfeier zu nutzen, die auch ganz in der Nähe stattfinden sollte. Das Hotel war schon einigermaßen an internationale Standards angepasst, ließ aber dennoch viel zu wünschen übrig. Ich hatte mir vorgestellt, die drei Tage bis zur Hochzeit überwiegend in der vielgepriesenen Poollandschaft des H10 zu verbringen, um mich von einer anstrengenden Zeit zu Hause ein wenig zu erholen. Daraus wurde aus zwei Gründen nichts. Pool ohne Wasser, aber mit Baustelle, H10 Miramar in Havanna Playa, KubaErstens war der Pool des Hotel leer und anstatt Wasser befand sich dort eine Baustelle mit viel Baulärm. Zweitens fegte gerade der erste tropische Sturm der Saison über Kuba und überschütte die Insel mit einer tagelangen Sintflut. Uns wurde wegen der Hochzeit Angst und Bange. Zum Glück war der Termin der Trauung willkürlich um einen Tag nach hinten verschoben worden – was wiederum ein Problem mit dem Raum für die Feier mit sich brachte – denn am Tag der Hochzeit hörte es auf zu regnen. Ich verbrachte also viel Zeit lesend in meinem stickigen Hotelzimmer, in dem man nur ein ganz kleines Fenster einen Spalt weit öffnen konnte. Freilich war ich auch mit Linda und Enrique unterwegs, um letzte Besorgungen zu machen, besuchte Enriques Mutter in ihrem Haus in St. Miguel de Padron und ging abends mit einem Ehepaar aus Köln aus, das ich auf dem Flug kennengelernt hatte.

Jedenfalls hatten Linda und Enrique mich vom Flughafen abgeholt. Sie waren guter Dinge. Sie nahmen Enriques Anzug mit und mussten zu Hause leider feststellen, dass das Jackett wie auch die Weste um einiges zu weit waren. Enrique brachte beides zur Änderung zum Schneider, der diese Arbeit eher schlecht als recht bewältigte.

Die weiteren Vorbereitungen für die Hochzeit gestalteten sich auch recht schwierig, wobei ich von den vielen Formalitäten, beim Aufgeben des Aufgebotes, nur aus Lindas Schilderung weiß.

Wir lernten bald, dass viele Dinge, eine Hochzeit betreffend, in Havanna nur mit Hilfe einer Agentur erledigt werden können, was immer bedeutet, dass es sehr teuer wird. So musste der Hochzeitskuchen über eine solche bestellt werden, durfte die Ausstattung des Raumes, in dem gefeiert werden sollte, nur über eine Agentur abgewickelt werden und selbst der Brautstrauß wurde auf diese Weise gekauft.

Brautstrauß, gekauft in Havanna, KubaLindas Brautstrauß wird gekauft

Diese kleine Episode möchte ich gerne gesondert schildern. Enrique und Linda holten mich vom Hotel ab und wir fuhren mit einem Linienbus in die City. Die Fahrt dauerte recht lange und es war sehr heiß und schwül. Nach einer Weile schlief Enrique ein. Ich denke, er war erschöpft von den vielen Besorgungen und den Vorbereitungen für die Hochzeit. Als er wieder aufwachte, waren wir schon an unserem Ziel vorbeigefahren. Wir stiegen schnell aus und musste eine ziemliche Strecke zurückgehen, immer entlang einer vielbefahrenen Straße. Die Sonne brannte durch eine dünne Schleierbewölkung und ausnahmsweise regnete es einmal nicht. Endlich erreichten wir den Blumenladen und traten ein. Aus der Hitze kommend, hatte ich das Gefühl, ein Kühlhaus zu betreten. Das Ladenlokal war kalt, kahl und leer. Es gab eine Theke und drei Vasen mit Rosen. Sonst nichts. Den Brautstrauß mussten wir aus einem Katalog aussuchen, der circa fünf unterschiedliche Sträuße zeigte. Wir entschieden uns für einen kleinen Strauß aus fünf cremefarbenen Rosen und Schleierkraut. Der Preis hierfür betrug stolze 50 Dollar und das in einem Land, in dem die Menschen vom Staat für ihre Arbeit einen Lohn von max. 12 Dollar bekommen.

Und noch mehr Schwierigkeiten

Schwierig war es auch, Pappteller für die Feier zu kaufen, wofür Linda, Enrique und ich bei starkem Regen zu mehreren „Supermärkten“ fuhren, von denen der erste aus unerklärlichen Gründen geschlossen hatte. Es hieß, dass der Markt manchmal sonntags öffne und dafür montags geschlossen habe. Niemand wusste aber, an welchen Sonntagen geöffnet war, und warum. Eine Menge aufgebrachter Leute standen am Gittertor des Parkplatzes und schimpften, denn der „Supermarkt“ lag weit draußen in Richtung Flughafen und alle waren nun umsonst dorthin gefahren. Wir übrigens mit Bus und Privattaxi. Weil wir kein Taxi für die Rückfahrt bekamen, muusten wir eine weite Strecke laufen und wurden dabei sehr nass, denn wir hatten nur zwei dürftige Knirpse (Regenschirme) dabei. Schließlich gelangten wir auf Umwegen nach Vedado, dem modernen Zentrum von Havanna. Auch dort lief das Regenwasser in Bächen über die Straßen, aber unsere Schuhe waren ja schon durchnässt. Linda und Enrique erstanden dort in einem Geschäft eine Menge Burgerboxen, während ich draußen im Regen stand und auf Schirme und Taschen achtgab. Hinein in den Laden, der eher wie ein Lager aussah, durfte man nämlich nur ohne Taschen.

Auch Enriques Eltern hatten Probleme, die Zutaten für das Hochzeitsessen zu kaufen. Sie bekamen keine passenden Nudeln für den Nudelsalat und mussten letztlich auf Spaghetti zurückgreifen. Ich kaufte Sekt für die Trauung und versuchte, diesen im Hotel in den Kühlschrank stellen zu lassen. Dies war sehr schwierig, musste ich doch dafür drei Formulare ausfüllen, mit dem Manager der Küche sprechen und auf die Minute festlegen, wann ich den Sekt wieder abholen würde. Gläser gab es natürlich auch nicht. So „organisierte“ ich welche im Frühstücksraum, wofür meine große Handtasche sehr dienlich war. Auch die beiden Wassergläser (mit Stiel), die in meinem Zimmer standen, packte ich ein.

Lies auch: Teil II und Teil III

Text: © Xenia Marita Riebe

Fotos: © Marion Ehrhardt und Yaset Llerena

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